Überrascht der „Ex“ sein Heimatland?

Überrascht der „Ex“ sein Heimatland?

Bei der WM 2010 betreute Carlos Queiroz noch seine Heimat Portugal. Mittlerweile ist er Coach des Iran. Mit seinem neuen Team trifft er nun auf seine alte Elf. Mit einem Sieg könnte er Portugal nach Hause schicken. Das wollen Cristiano Ronaldo & Co. aber verhindern.

Am Montagabend trifft Portugals Superstar Cristiano Ronaldo auf seinen größten Förderer: Carlos Queiroz, der heute den Iran trainiert. Der Coach hatte ihn in der Jugend von Sporting Lissabon gesehen und war begeistert. Als Co-Trainer von Manchester United überredete er Sir Alex Ferguson, Ronaldo zu Manchester United zu holen. Angeblich traf Cristiano den Entschluss, 2009 nach Madrid zu Real zu wechseln, im Haus von Queiroz in Lissabon.

2010 traten sie gemeinsam bei der WM in Südafrika für Portugal an – Ronaldo als Star auf dem Feld, Queiroz als Coach für sein Heimatland am Spielfeldrand. Doch nach dem Ausscheiden im Achtelfinale gegen den späteren Weltmeister Spanien (0:1) kam es zum Bruch zwischen beiden. „Fragt Queiroz“, soll Ronaldo kurz nach dem Aus zu den Gründen für die Niederlage zu Reportern gesagt haben.

Acht Jahre später treffen die beiden aufeinander. Es ist der dritte Vergleich zwischen Iran und Portugal. Die beiden ersten gewannen die Iberer. 1972 ein Freundschaftsspiel mit 3:0 – und bei der WM 2006 in Deutschland ein Gruppenspiel mit 2:0. Damals traf der junge Cristiano Ronaldo per Elfmeter zum Endstand. Und nun? Schafft Portugal den dritten Sieg oder gelingt Queiroz gegen sein Heimatland die Sensation?

Bisher gute WM von Iran

Das Team von Carlos Queiroz startete gut in die WM: Gegen Marokko gab es einen 1:0-Sieg, obwohl die Nordafrikaner insgesamt mehr vom Spiel hatten. Im zweiten Match bot man Spanien erfolgreich Paroli. Den Ex-Weltmeistern ließ man kaum Platz zum Kombinieren. Das Siegtor für die Iberer fiel äußerst glücklich. Verteidiger Ramin Resaeian traf bei einer Abwehraktion das Knie von Diego Costa – und der Ball flog unhaltbar ins Tor.

Danach war nicht etwa der Bann für Spanien gebrochen. Nein, weit gefehlt. Nun machte plötzlich der Underdog das Spiel und erspielte sich mehrere gute Ausgleichschancen. Sogar ein Tor gelang Iran. Allerdings wurde es wegen einer Abseitsstellung zurecht aberkannt. Trotzdem war Trainer Carlos Queiroz stolz über das Auftreten seiner Mannschaft und hofft nun auf das Duell gegen seine Landsleute:

„Ich gratuliere meinen Spielern, es war ein wunderbarer Kampf gegen eine Mannschaft, die die WM gewannen kann. Wir hatten ein besseres Ergebnis verdient. Wir haben viel in diesem Spiel gelernt. Das war unser erster Matchball, der zweite ist gegen Portugal. Wir leben noch und träumen.“

Grund zu träumen gibt es: Denn sollten die Männer aus dem Nahen Osten gewinnen, wären sie erstmals für die K.o.-Runde einer WM qualifiziert. Und für den Europameister wäre es wohl das Aus in der Gruppenphase. Denn die punktgleichen Spanier bräuchten dann im Parallelspiel gegen Marokko nur einen Zähler zu holen.

Portugal auf Kurs

Zum Start in das Turnier lieferte der amtierende Europameister gegen Spanien ein rassiges Spiel ab. Für viele ist es das bisher beste Spiel bei der WM. Zweimal waren die Portugiesen in Führung gegangen – beide Male hatte Cristiano Ronaldo getroffen. Doch Spanien glich zweimal durch Diego Costa aus. Dann gingen die Weltmeister von 2010 durch einen herrlichen Distanzschuss von Nacho in Führung. Doch Cristiano Ronaldo versenkte kurz vor Schluss einen Freistoß direkt zum 3:3-Endstand.

Im zweiten Match gegen Marokko bot Portugal hingegen viel Krampf. Nach dem frühen Führungstor durch einen Ronaldo-Kopfball waren die Jungs von Trainer Fernando Santos zu sehr auf Sicherheit bedacht. Stattdessen übernahmen die Nordafrikaner die Kontrolle. Insgesamt hatten sie auch mehr Chancen als der Europameister (15:10). Auch Coach Santos war nicht mit der Leistung seiner Jungs zufrieden und warnte vor dem Iran:

„Wir haben gut angefangen, dann aber das Spiel aus der Hand gegeben. Wir hatten den Ball nicht unter Kontrolle, haben die Raumaufteilung verloren und viele Bälle hergeschenkt. Ich weiß nicht, was da passiert ist, ich kann es mir nicht erklären. Iran ist das beste Team Asiens. Sie kontern gut und wissen, wie man mit dem Ball umgeht. Das wird ein faszinierendes, umkämpftes Spiel.“

Ein Unentschieden gegen Iran würde den Portugiesen für den Einzug ins Achtelfinale reichen. Dort träfe man auf Gastgeber Russland oder Uruguay um Edinson Cavani und Luis Suarez. Aber Cristiano Ronaldo & Co. wollen mit einem Sieg weiterkommen. Und der Superstar möchte sein Torkonto von derzeit vier Treffern erhöhen. Denn der Engländer Harry Kane hat ihn gestern mit seinem Dreierpack gegen Panama überholt und steht nun bei fünf Toren.

Statistiken

Die letzten 5 Spiele

Iran

Portugal

Bisherige zwei direkte Duelle:

Portugal – Iran 2:0 (2006, WM, Gruppenphase)

Portugal – Iran 3:0 (1972, Freundschaftsspiel)

Interessante Fakten:

  • Iran gewann keines seiner 7 WM-Spiele gegen europäische Teams (6 Niederlagen und ein 1:1 gegen Schottland 1978).
  • Die Portugiesen trafen bei ihren letzten 4 WM-Spielen und erzielten dabei im Schnitt 2 Tore pro Partie.
  • Cristiano Ronaldo erzielte die letzten 5 WM-Tore Portugals.

Voraussichtliche Aufstellungen:

Iran: Beiranvand – Resaeian, Pouralganji, Hosseini, Safi – Ebrahimi, Ezatolahi, Amiri – Taremi, Ansarifard – Azmoun.

Portugal: Patricio – Cedric, Pepe, Fonte, Guerreiro – Moutinho, Carvalho – Silva, Mario – Guedes – Ronaldo.

Mein Tipp:

Iran macht es nach Spanien auch Europameister Portugal lange schwer. Doch am Ende setzt sich die individuelle Klasse der Portugiesen, vor allem die von Ronaldo, durch: Sie ziehen durch ein 2:0 ins Achtelfinale ein.

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