Seit der Saison 2011/12 dominiert die alte Dame die Serie A und holte fünf Meisterschaften in Folge nach Turin. Auch in der aktuellen Spielzeit hat Juventus nach sieben Spieltagen bereits vier bzw. fünf Punkte Vorsprung auf die ersten Verfolger – und die heißen SSC Neapel und AS Rom. Am Samstag (15 Uhr) treffen diese beiden Teams im ehrwürdigen Stadion San Paolo in der Stadt am Vesuv aufeinander. Seit ihrem Bau fanden in der 60.000 Zuschauer fassenden Arena Spiele der Europameisterschaften 1968 und 1980 sowie der Weltmeisterschaft 1990 statt.
Die Zuschauer sind Neapels großer Trumpf
Die Gastgeber haben in dem Duell um Tabellenplatz zwei einen großen Vorteil in ihrem Rücken: die heißblütigsten Fans ganz Italiens. Viele Anhänger Napolis sind sogar so in ihren Klub vernarrt, dass die Treue zum Verein wichtiger ist als die Liebe zur italienischen Nationalmannschaft. So feuerten viele Tifosi beim WM-Halbfinale 1990 zwischen Italien und Argentinien im San Paolo nicht etwa die Azzurri an, sondern die Gauchos. Denn in den Reihen der Südamerikaner spielte der bisher beste Fußballer, der je das hellblaue Napoli-Trikot getragen hat: Diego Maradona. Er führte die Società Sportiva Calcio (SSC) 1987 und 1990 zu ihren bisher einzigen italienischen Meistertiteln.
In ihr Herz geschlossen hatten die Neapolitaner auch Stürmer Gonzalo Higuain. Doch der Landsmann Maradonas verließ den Verein im Sommer und wechselte zum Rekordmeister Juventus Turin. Ganz Neapel war wütend. Jetzt hat sich auch noch Higuain-Ersatz Arkadiusz Milik im Einsatz mit der polnischen Nationalmannschaft das Kreuzband gerissen. Kurze Zeit war sogar davon die Rede, dass der derzeit vereinslose Miroslav Klose das Neapel-Trikot überstreifen könnte. Doch Kloses Berater dementierte beim Kicker: „Es gibt keine Anfrage.“
So könnte statt Milik gegen die Roma nun der junge Italiener Manolo Gabbiadini stürmen. Oder Coach Maurizio Sarri lässt im Angriff die bewährten Kräfte José Callejon, Lorenzo Insigne und Dries Mertens zusammen wirbeln. Gemeinsam mit dem gesetzten Kapitän Marek Hamsik, der seit 2007 für die SSC spielt und dort mittlerweile Kult-Status hat, ergäbe das eine schlagkräftige Offensive.
Francesco Totti kommt von der Bank
Bei der Assoziazione Sportiva (AS) ist der ewige Francesco Totti mittlerweile nur noch Einwechselspieler. Seit 1993 spielt der Mittelfeldmann für die Roma in der Meisterschaft – und kommt auf 601 Serie-A-Spiele. Nur Paolo Maldini (647) und Javier Zanetti (615) haben mehr Einsätze auf dem Konto, ihre Karrieren aber bereits beendet. Der mittlerweile 40-jährige Totti hingegen verteilt weiter fleißig Assists oder verwandelt Strafstöße. In dieser Saison traf er bereits zweimal vom Punkt.
Die Fäden im Mittelfeld ziehen statt Totti sein langjähriger Adjutant Daniele de Rossi, der Ägypter Mohamed Salah und der Belgier Radja Nainggolan. Der Nationalspieler der Roten Teufel hat seinen Vertrag unlängst um zwei Jahre bis 2020 verlängert. Vorne drin wartet ein alter Bekannter aus der Bundesliga darauf, die Zuspiele seiner Mannschaftskollegen zu verwerten: der ehemalige Wolfsburger Edin Dzeko. Schon fünfmal hat er in sieben Liga-Spielen getroffen.
Auf ein Comeback im Spiel gegen Neapel hofft der deutsche Nationalspieler Antonio Rüdiger. Der Verteidiger hatte sich in der Vorbereitung auf die EM in Frankreich das Kreuzband gerissen. „Endlich bin ich wieder ins Mannschaftstraining zurückgekehrt“, postete der ehemalige Stuttgarter Anfang Oktober auf Instagram. Im San Paolo hofft er zumindest auf ein paar Spielminuten.
Voraussichtliche Aufstellungen
SSC Neapel: Reina – Hysai, Maksimovic, Koulibaly, Guahlam – Allan, Jorginho, Hamsik – Callejon, Gabbiadini, Mertens.
AS Rom: Szczesny – Florenzi, Manolas, Fazio, Bruno Peres – de Rossi, Strootman – Salah, Nainggolan, Perotti – Dzeko.
Statistik:
Letzte fünf Serie-A-Spiele Neapel:
N 0:1 bei Atalanta Bergamo
S 2:0 gegen Chievo Verona
U 0:0 bei Genua 1893
S 3:1 gegen FC Bologna
S 3:0 bei US Palermo
Heimbilanz von SSC Neapel gegen den AS Rom in der Serie A (71 Spiele):
32 Siege Neapel
17 Siege Rom
22 Unentschieden.
Letzte fünf Serie-A-Spiele AS Rom:
S 2:1 gegen Inter Mailand
N 1:3 beim FC Turin
S 4:0 gegen den FC Crotone
N 0:1 bei AC Florenz
S 3:2 gegen Sampdoria Genua
Mein Tipp:
Neapel gewann bisher alle drei Heimspiele in der Liga. Der AC Mailand (4:2) wurde ebenso bezwungen wie der FC Bologna (3:1) und Chievo Verona (2:0). Die Roma hingegen verlor bei AC Florenz (0:1) und dem FC Turin (1:3). Nur bei Calgiari Calcio holte man ein 2:2. Gegen heißblütige Fans und eine starke Neapel-Offensive hat die Roma keine Chance und verliert mit 1:3.