Atlético – Real: Schaffen die Colchoneros das Wunder?

Atlético – Real: Schaffen die Colchoneros das Wunder?

Das Hinspiel im Champions-League-Halbfinale war eine klare Angelegenheit: Real Madrid gewann gegen Stadtrivale Atlético mit 3:0. Am Mittwoch brauchen die Jungs von Diego Simeone einen höheren Sieg, um doch noch das Endspiel zu erreichen.

Am vergangenen Dienstag trafen Real und Atlético Madrid zum insgesamt fünften Mal in den vergangenen drei Jahren in der Champions League aufeinander: Zuvor hatten sich die Königlichen in den Endspielen 2014 (4:1 n.V.) und 2016 (5:3 i.E.) sowie im Viertelfinale 2015 (0:0, 1:0) durchgesetzt. Und wieder hatten am Dienstag die Königlichen, mit 11 Titeln Rekordsieger des Wettbewerbs, das bessere Ende für sich. 3:0 hieß es am Ende.

Und wie schon beim Viertelfinale gegen Bayern München, als fünf von sechs Treffern auf Ronaldos Konto gingen, sorgte der Portugiese im Alleingang für den Sieg. Im heimischen Vicente Calderón brauchen die Colchoneros deshalb einen hohen Sieg: ein 4:0, 5:1 oder 6:2. Ein 3:0 brächte die Schützlinge des argentinischen Trainers Diego Simeone immerhin in die Verlängerung.

Atlético mit sehr schwachem Auftreten im Hinspiel

Für Atlético war nicht nur die Niederlage an sich frustrierend, sondern die Art und Weise, wie sie zustande kam. Denn bis auf eine 1:1-Situation von Kevin Gameiro gegen Reals Schlussmann Keylor Navas brachten die Männer aus dem Süden der spanischen Hauptstadt offensiv nichts zustande.

Schlimmer noch: Sie ließen überhaupt nichts von ihrer Defensivstärke, die sie seit Simeones Amtsantritt vor fünf Jahren auszeichnet, erkennen. Die Real-Offensive hatte verhältnismäßig viel Platz. Auch von der sonst so aggressiven Deckung war wenig zu sehen. Man hatte fast den Eindruck, als hätten Diego Godín & Co. nach dem frühen 0:1 in der zehnten Minute resigniert. Als hätten sie akzeptiert, dass der ungeliebte Nachbar aus dem reichen Madrider Norden den Traum von Atléticos erstem Sieg in der Königsklasse zum vierten Mal in Folge zerstören würde.

Doch noch lebt die Hoffnung auf die Sensation im Rückspiel. Es ist das letzte große Spiel im ehrwürdigen Vicente Calderón, das am Ende der Saison einer neuen Arena weichen muss. Entsprechend werden die Fans das Team dort noch ein letztes Mal frenetisch anfeuern und nach vorne peitschen, um das Unmögliche doch noch zu schaffen. Auch Trainer Simeone wirft noch nicht das Handtuch:

„Am Mittwoch haben wir ein extrem schweres Spiel vor uns. Möglicherweise ist es für viele unmöglich, aber für uns nicht.“

Real mit großen Finalchancen

Für Lokalrivale Real stehen die Chancen auf das Erreichen des Finales ungleich höher. Denn durch den eigenen 3:0-Sieg muss der Gegner am Mittwoch genau das tun, was der eigentlich überhaupt nicht mag: selbst das Spiel machen. Real hingegen kann sich etwas zurückziehen, um über Ronaldo, Benzema oder Isco ein oder zwei tödliche Konter zu setzen. Und auf der Bank lauern noch James Rodriguez und Álvaro Morata, die beim Ligaspiel in Granada am Samstag (4:0) je einen Doppelpack schnürten.

Dass Gareth Bale erneut fehlen wird, ist kein Nachteil für die Königlichen. Denn stattdessen wird wohl mit Isco ein vierter Mittelfeldmann eingesetzt, wodurch Real defensiv kompakter steht. Schwerer wiegt hingegen der Ausfall von Rechtsverteidiger Dani Carvajal, der sich im Hinspiel kurz vor der Halbzeit verletzte. Doch der für ihn gekommene Nacho machte seine Sache gut. Es könnte aber auch der Brasilianer Danilo spielen.

Für Real wird es darauf ankommen, den ersten Ansturm Atléticos zu überstehen und möglichst selbst ein Tor zu erzielen. Denn dann bräuchte der Lokalrivale schon einen 5:1-Sieg, um noch weiterzukommen. Reals Coach Zinedine Zidane warnt auch davor, den Gegner zu unterschätzen und sich bereits im Finale von Cardiff zu wähnen:

„Das 3:0 zeigt, wie gut wir gespielt haben. Aber es gibt noch ein Rückspiel. Wir müssen dort hart arbeiten, kämpfen und uns sicherlich voll reinhauen. Es gibt keine leichten Spiele im Fußball. Wir wissen, dass wir genauso gut spielen und eine genauso gute Leistung zeigen müssen, um weiterzukommen.“

Wett-Tipps:

  • Real Madrid setzte sich im Europapokal immer durch, wenn das Hinspiel mit 3 Toren Vorsprung gewonnen wurde. Atletico hingegen kam noch nie nach einer Hinspiel-Niederlage mit mehr als einem Tor Unterschied weiter.
  • Atletico ist seit 10 CL-Heimspielen ungeschlagen (8 Siege, 2 Remis) und verlor nur 1 der letzten 22 CL-Spiele im Vicente Calderón (17 Siege, 4 Remis).
  • In den letzten 15 CL-Partien blieb Real Madrid unbesiegt (10 Siege, 5 Remis), die einzige Niederlage in den letzten 25 Spielen in der Königsklasse gab es mit 0-2 beim VfL Wolfsburg im Viertelfinale der Vorsaison (17 Siege, 7 Remis).

Voraussichtliche Aufstellungen:

Atlético Madrid: Oblak – Lucas, Godín, Savic, Felipe Luis – Gabi, Koke, Saul Niguez, Ferreira-Carrasco – Griezmann, Gameiro.

Real Madrid: Navas – Nacho, Ramos, Varane, Marcelo – Casemiro, Kroos, Modric, Isco – Benzema, Ronaldo.

Meine Prognose:

Atlético wird im Rückspiel noch mal alles versuchen – und entgegen seiner Tradition unter Diego Simeone angreifen. Doch Real Madrid hält dagegen, schafft ein 1:1 und qualifiziert sich letztlich souverän für das Endspiel in der Champions League.

Weitere Beiträge