Deutschland hat die Generalprobe für die WM 2022 in Katar gegen den Oman mit 1:0 gewonnen. Überzeugend war die Leistung der DFB-Auswahl nicht gerade. Bundestrainer Hansi Flick konnte noch einmal etwas experimentieren, doch was er da auf dem Rasen von seinen Spielern zu sehen bekam, sollte auch ihm nicht gefallen haben. Wenige Offensivszenen, viele individuelle Nachlässigkeiten und ein Ergebnis, mit dem man nicht unbedingt Werbung in eigener Sache machen konnte. Trotzdem, es war nur ein Test. Jetzt kann bzw. muss die Nationalmannschaft zeigen, dass sie berechtigterweise zum Kreis der Titelfavoriten gezählt wird. Wohin führt die Reise in Katar? Bald werden wir es wissen.
Überstehen der Gruppenphase ist Pflicht
Dass Deutschland etwas den Anschluss an die Weltspitze verloren hat, zeigte sich bei der WM 2018 in Russland und auch bei der Euro 2020, als man schon im Achtelfinale die Segel streichen musste. In der Weltrangliste wird die deutsche Mannschaft nur noch auf dem zwölften Platz geführt. Daher wird man diesmal auch nicht als Gruppenkopf in das Turnier starten. Den haben sich die Spanier verdient. Auf dem Papier gesehen sind die Iberer der Top-Favorit auf den Gruppensieg neben Deutschland. Japan und Costa Rica sind die klaren Außenseiter. Unterschätzen darf man jedoch keinen Gegner. Sonst könnte es wieder ein böses Erwachen geben .
Statistisch gesehen ist den Deutschen der Einzug ins Achtelfinale fast sicher. Bisher war man ja 19 Mal bei einer WM dabei und nur 2018 scheiterte man erstmalig in der Gruppenphase. Wenn man jetzt auf die direkten Vergleiche gegen die Gruppengegner schaut, dann sollte sogar der erste Platz drin sein. Gegen Spanien ist die Bilanz mit neun Siegen, acht Unentschieden und acht Niederlagen knapp positiv. Bei Weltmeisterschaften mit zwei Siegen, einem Remis und einer Niederlage ebenfalls, wobei man die Spanier bei großen Turnieren seit 1982 nicht mehr besiegen konnte. Es gab drei Niederlagen und lediglich ein Unentschieden. Besser sieht es gegen Auftaktgegner Japan und Costa Rica aus. Gegen die Samurai Blue stehen ein Sieg und ein Remis in der Statistik. Gegen Costa Rica ein Sieg. Den gab’s im Auftaktspiel der WM 2006 mit 4:2.
Was kommt danach?
Gehen wir mal davon aus, dass die Deutschen die Gruppenphase überstehen. Tendenziell geht die Richtung eher Rang zwei. Dann könnte im Achtelfinale Belgien oder Kroatien warten. Vor allem die Belgier könnte man schon fast als Wunschgegner bezeichnen, denn gegen die Roten Teufel gab es acht PSiege in acht Pflichtspielen. Gegen die Kroaten ist die Bilanz mit einem Sieg und zwei Niederlagen bei großen Turnieren sogar negativ. Egal, gegen die in die Jahre gekommenen Stars der Kroaten muss man gewinnen, wenn man sich wirklich mit dem Titelgewinn im deutschen Lager befassen sollte. Das Aus im Achtelfinale ist meiner Meinung nach keine Option. Wenn wir die Gruppenphase überstehen, geht die Reise mindestens unter die letzten Acht.
Im Viertelfinale wird es interessant. Da könnte es sich sogar auszahlen, wenn die DFB-Elf in der Gruppe nur den zweiten Platz belegen sollte, denn dann könnte man den starken Brasilianern aus dem Weg gehen. Stattdessen könnte es gegen Serbien, die Schweiz, Portugal oder Uruguay gehen. Alles Gegner, denen man zumindest nicht als Außenseiter gegenüberstehen würde. Gegen die Portugiesen hat Deutschland ohnehin nur dreimal in 19 Vergleichen verloren. Gegen Uruguay nur einmal in elf Begegnungen. Auch gegen die Schweiz wäre die Bilanz mit 33 Siegen bei acht Unentschieden und neun Niederlagen klar positiv. Nur nicht gegen die Serben, gegen die man 2010 bei der WM in der Gruppenphase verloren hat. Ich traue den Deutschen zu, dass sie auch diese Hürde nehmen. Sollte ich mich irren: .
Endstation Halbfinale?
Wenn man im Halbfinale stehen sollte, dann ist klar, dass man sich den Titelgewinn als Ziel setzen muss. Leichte Gegner gibt es ohnehin nicht in Katar. Wer was anderes glaubt, der sollte sich nur mal an 2018 erinnern, als wir als amtierender Weltmeister gegen Südkorea (1:2) das entscheidende Gruppenspiel verloren haben. Ich gehe immer noch davon aus, dass sich Deutschland als Zweiter hinter Spanien qualifizieren wird. Daher könnte es sich auf ein Halbfinal-Duell gegen England oder Frankreich hinauslaufen. Dann wird die DFB-Auswahl erstmals als Außenseiter ins Spiel gehen. Sowohl gegen Frankreich als auch gegen England hat man bei der Euro 2020 verloren. Das könnte sich durchaus wiederholen, wenn man jetzt nur mal das letzte Testspiel gegen den Oman als Maßstab nimmt.
Im Finale würden die Deutschen wohl auf eine Mannschaft auf Südamerika treffen. Brasilien und Argentinien befinden sich, vorausgesetzt sie werden Gruppensieger, in der oberen Hälfte des Tableaus. Sollten es die Deutschen tatsächlich so weit schaffen, kann man im Grunde nur auf Argentinien als Gegner hoffen. Dieses Finale hätte ohnehin Tradition und nachdem 1986 die Albiceleste den Titel holen konnte, feierte Deutschland 1990 und 2014 gegen die Südamerikaner. Andererseits haben die Brasilianer sicher noch das 1:7 von der Heim-WM im Hinterkopf. Ein gewisser Respekt sollte daher vorhanden sein.
Bei den starken Gegnern, die auf dem Weg ins Finale drohen, wäre Rang drei schon ein großer Erfolg. Natürlich ist für Deutschland alles möglich, das zählt dummerweise aber auch für die anderen Top-Nationen.
Fazit
Ich denke, Deutschland wird sich in der Gruppe F den zweiten Platz hinter Spanien sichern und im Achtelfinale auf Belgien treffen. Gegen die Roten Teufel werden wir traditionell gewinnen und den neunten Sieg im neunten Pflichtspiel einfahren. Auch das Viertelfinale sollte machbar sein. Sämtliche Gegner, die da kommen könnten, sind höchstens auf Augenhöhe. Dann aber wird es schwierig. Gegen England oder Frankreich sehe ich Deutschland in der jetzigen Form nicht in der Lage, ins Endspiel einzuziehen. Daher ist mein Tipp: Halbfinale und dann Spiel um Platz drei. Da dieses nur noch statistischen Wert hat, ist das Ergebnis fast zweitrangig. Platz drei wäre schön, Rang vier aber kein Beinbruch.