Ringt Belgien auch Frankreich nieder?

Ringt Belgien auch Frankreich nieder?

Im Achtelfinale bogen die Roten Teufel ein 0:2 gegen Japan in einen Sieg um, im Viertelfinale besiegten sie Rekordweltmeister Brasilien mit 2:1. Nun wartet mit Frankreich ein weiterer Hochkaräter im Semifinale. Setzen die Belgier ihren Lauf fort oder zieht die Equipe Tricolore zum dritten Mal nach 1998 und 2006 in ein WM-Finale ein?

Wenn Frankreich und Belgien am Dienstag im Halbfinale aufeinandertreffen, ist es das dritte Duell bei einer WM. Die bisherigen beiden gewannen die Franzosen. Bei der Heim-WM 1938 siegten sie mit 3:1 im Achtelfinale. In Mexiko behielten sie 1986 im Spiel um Platz drei mit 4:2 nach Verlängerung die Nase vorne. Das Turnier ist bisher der größte Erfolg in Belgiens WM-Geschichte gewesen. Diesen vierten Platz haben die Roten Teufel auch dieses Mal bereits sicher. Doch sie wollen mehr. Mit einem Sieg über Frankreich stünde man erstmals im Finale und wäre mindestens Zweiter. Deswegen die Frage:  Ringt Belgien auch Frankreich nieder?

Wie man gegen Frankreich gewinnen kann, zeigten die Belgier vor allem in Testspielen. Deshalb ist nämlich die Gesamtbilanz zwischen beiden Teams positiv für die Roten Teufel: Von 73 Duellen entschieden sie 30 für sich. 19 Partien endeten unentschieden. 24 Begegnungen gingen verloren. Das letzte Match fand im Juni 2015 statt. Das Freundschaftsspiel gewann Belgien mit 4:3. Drei der vier belgischen Treffer erzielten Marouane Fellaini (2) und Eden Hazard, die am Dienstag in der Startelf stehen könnten. Bei Frankreich traf u.a. Nabil Fekir, der auch 2018 im Kader ist und in den bisherigen Partien von Les Bleus eingewechselt wurde.

Frankreich bisher souverän

Bislang zeigte der Weltmeister von 1998 bei diesen Titelkämpfen keine Blöße. Ohne groß zu überzeugen, gewann das Team von Coach Didier Deschamps seine Gruppe durch Siege über Australien (2:1) und Peru (1:0) und ein trostloses Remis (0:0) gegen Dänemark. Doch danach steigerten sich Kylian Mbappé & Co. erheblich. Das 4:3 gegen Argentinien im Achtelfinale war ein großes Spektakel. Vor allem der junge Pariser Mbappé überragte mit zwei Toren und der Tatsache, dass er einen Elfmeter herausholte.

Im Viertelfinale rang die Equipe Tricolore Uruguay nieder. Es war kein schönes Spiel gegen die kampfstarken Südamerikaner, aber trotzdem war der Sieg souverän. Zunächst traf Innenverteidiger Raphael Varane per Kopf nach einem Freistoß. Eine halbe Stunde vor Schluss stellte Antoine Griezmann mit einem Fernschuss den Endstand her. Allerdings profitierte er dabei von einem Torwartfehler.

Nun haben es die Franzosen mit den starken Belgiern zu tun. Es wird die bisher härteste Prüfung für Kapitän Hugo Lloris und seine Vorderleute. Wichtig wird es sein, die schnellen belgischen Konter zu unterbinden. Da wird viel Arbeit auf Varane und seinen Kollegen Samuel Umtiti sowie auf den defensiven Mittelfeldmann N’Golo Kanté zu kommen. Doch auf den Mann von Chelsea ist Verlass: Neben dem Brasilianer Casemiro ist er der bisher stärkste Sechser im Turnier. Wenn Kanté diese Leistungen auch gegen das kleine Nachbarland bestätigt, hat Frankreich gute Chancen, ins Finale einzuziehen. Aber es wird nicht leicht. Das weiß auch Sturmkollege Olivier Giroud, der beim FC Chelsea nicht nur mit Kanté, sondern auch mit den Belgiern Thibaut Courtois und Eden Hazard zusammenspielt:

„Das ist ein Derby, es besteht eine große Rivalität. Dieses Spiel wird auch einen englischen Akzent haben, weil sehr viele Spieler in England spielen. Das wird ein offenes Spiel. Ich bin jetzt stolz, ein WM-Halbfinale zu spielen. Aber die Arbeit ist erst vollendet, wenn wir auch den Titel holen.“

Furiose Belgier bei der WM

Die Roten Teufel stürmten mit drei Siegen (3:0 gegen Panama, 5:2 gegen Tunesien, 1:0 gegen England) durch die Gruppenphase. Danach kam das denkwürdige Achtelfinale gegen Japan. Kurz nach der Halbzeit lag man mit 0:2 zurück. Doch dann drehten Verteidiger Jan Vertonghen und die eingewechselten Fellaini und Nacer Chadli noch in der regulären Spielzeit die Partie.

Danach folgte das legendäre Viertelfinale gegen Brasilien. In der ersten Halbzeit zeigten die roten Teufel eine beeindruckende Leistung und führten verdient mit 2:0. In den zweiten 45 Minuten drängte Brasilien und kam zum Anschluss. Doch mit etwas Glück bei einem nicht gegebenen Elfmeter und starken Paraden von Courtois setzten sich die Belgier durch. Dabei erwies sich der taktische Kniff von Coach Roberto Martinez, auf Viererkette zu setzen und Mittelstürmer Lukaku über rechts stürmen zu lassen, als goldrichtig. So konnte Kevin de Bruyne durch die Mitte durchbrechen und das letztlich entscheidende zweite Tor erzielen.

Nun ist die Frage, wie Martinez taktisch auf die starken und schnellen französischen Offensivspieler Mbappé und Griezmann reagiert. Denn mit Thomas Meunier fehlt ihm auch noch ein Außenverteidiger. Bleibt er bei der Viererkette oder kehrt er zur Dreier-Abwehr-Reihe zurück? Im Mittelfeld dürfte erneut Fellaini den Vorzug vor dem offensiveren Dries Mertens bekommen. Denn Fellaini ist in der Defensive stärker. Für Meunier könnte Yannick Ferreira-Carrasco ins Team rücken. Bei den Belgiern ist der Respekt vor den Franzosen groß, dennoch glaubt De Bruyne an den Einzug ins Finale:

„Frankreich ist eine außergewöhnliche Mannschaft. Aber im Halbfinale gibt es keine leichten Gegner. So eine Chance erlebst du nur einmal, wenn überhaupt. Natürlich wollen alle ins Finale, in das Spiel, das die ganze Welt schaut.“

Statistiken

Die letzten 5 Spiele

Frankreich

Belgien

Letzte fünf direkte Duelle:

Frankreich – Belgien 3:4 (2015, Freundschaftsspiel)

Belgien – Frankreich 0:0 (2013, Freundschaftsspiel)

Frankreich – Belgien 0:0 (2011, Freundschaftsspiel)

Belgien – Frankreich 0:2 (2004, Freundschaftsspiel)

Frankreich – Belgien 1:2 (2002, Freundschaftsspiel)

Interessante Fakten:

  • Frankreich gewann beide WM-Spiele gegen Belgien: 3:1 im Achtelfinale 1938 sowie 4:2 n.V. 1986 im Spiel um Platz 3.
  • Frankreich erreichte nun zum 6. Mal ein WM-Halbfinale. In den ersten 3 Halbfinals kam jeweils das Aus (1958, 1982 und 1986), die letzten beiden wurden gewonnen (1998 und 2006).
  • Belgien ist seit 24 Länderspielen ungeschlagen (19 Siege, 5 Remis), die letzte Niederlage war ein 0-2 gegen Spanien im September 2016.

Voraussichtliche Aufstellungen:

Frankreich: Lloris – Pavard, Varane, Umtiti, Hernandez – Kanté, Pogba, Matuidi – Mbappé, Giroud, Griezmann.

Belgien: Courtois – Alderweireld, Kampany, Vertonghen – Chadli, Fellaini, Witsel, Ferreira-Carrasco – Lukaku, E. Hazard – De Bruyne.

Mein Tipp:

Es wird ein ganz enges Match, das nicht nach 90 Minuten zu Ende ist. Die Verlängerung, vielleicht sogar das Elfmeterschießen wird darüber entscheiden, wer ins Finale einzieht. Ringt Belgien auch Frankreich nieder? Nein, am Ende setzt sich Frankreich knapp durch und greift nach dem zweiten Stern.

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