Wie im Vorfeld erwartet haben sich England und Belgien in der Gruppe G gegen Tunesien und Panama durchgesetzt. Beide Nationen haben sechs Punkte auf dem Konto und ein Torverhältnis von 8:2. Im direkten Duell um den Gruppensieg am Donnerstag muss bei einem Unentschieden die Fairplay-Wertung herangezogen werden. Da hat England derzeit noch einen Vorteil. Vielleicht ist der zweite Platz aber gar nicht mal so schlecht. Es bleibt abzuwarten, ob eine Mannschaft auf Teufel komm raus um den Sieg spielen wird. Anstoß ist um 20:00 Uhr in Kaliningrad.
England ist Kane
Die Engländer sind bislang eine der positiven Überraschungen des Turniers. Von Siegen gegen Tunesien (2:1) und Panama (6:1) konnte man schon im Vorfeld ausgehen. Wie sich die Three Lions in Russland präsentieren, das hat aber schon Klasse. Die Verjüngung der Nationalmannschaft war längst notwendig und trägt jetzt auch mal Früchte. Bei der WM tritt man endlich als eine Einheit auf. Mittlerweile kann man die Engländer sogar zum Kreis der Titelkandidaten zählen. Das Achtelfinal-Ticket haben sie ja schon sicher. Sollte ihnen jetzt noch gegen die starken Belgier ein Sieg gelingen, wäre das schon eine Ansage. Dafür gibt es übrigens eine Quote von 2,55. Damit ist man sogar leichter Favorit.
Ein wesentlicher Grund für den Erfolg ist Harry Kane. Der Angreifer hat fünf der acht Turniertore der Engländer erzielt. Ohne ihn wäre die Mannschaft von Trainer Gareth Southgate nur halb so viel Wert. Auf ihn wird auch im Spiel gegen Belgien wieder viel ankommen. Bleibt Kane ohne Torerfolg, wird es für die Engländer ganz schwer, gegen die Roten Teufel etwas mitzunehmen. Dass Southgate aufgrund der bereits erfolgreichen Qualifikation auf Kane verzichtet, wäre möglich. Dann aber würden die Ziele der Engländer womöglich unnötig in Gefahr geraten. „Ich habe vollstes Vertrauen in meine Spieler, aber ich muss alles abwägen, bevor ich über meine Aufstellung entscheide“, so Southgate im Vorfeld.
Belgien plant Rotation
Bei den Belgiern sieht die Sache schon etwas anders aus. Nach dem 3:0 gegen Panama und dem 5:2 über Tunesien kann man es gegen England etwas ruhiger angehen lassen. Die Qualifikation ist geschafft. Und ob man jetzt Erster oder Zweiter wird, scheint den Roten Teufeln gar nicht mal so wichtig zu sein. Torjäger Romelu Lukaku, immerhin mit vier Treffern zweitbester Schütze im Turnier hinter Kane, wird nach einem Schlag auf den Knöchel eine Pause bekommen. Auch Eden Hazard, Jan Verthongen oder Kevin de Bruyne könnten draußen sitzen. Alles im Sinne des Teams versteht sich.
„Ich glaube, die Teamperspektive ist das einzige, was zählt. Persönliche Belange zählen überhaupt nicht“, sagte Trainer Roberto Martinez. Gegen England könnte er sogar die komplette Mannschaft austauschen. „Das ist eine Möglichkeit. Ich finde, jeder sollte die Möglichkeit bekommen, ein Spiel bei der WM zu absolvieren. Niemand hat einen Platz garantiert für dieses Spiel.“ Vielleicht sagt Martinez das nur, weil es gegen den Angstgegner aus England geht, vielleicht hat der Spanier aber auch schon einen Schritt weiter gedacht und sich den Plan für die K.-o.-Phase einmal näher angeschaut.
Platz 1 als Fluch oder Segen?
Als mögliche Gegner warten im Achtelfinale Kolumbien, der Senegal oder Japan. Alles Mannschaften, denen man zumindest auf dem Papier überlegen sein sollte. Außerdem hätte der Gruppenzweite einen Tag mehr Zeit bis zum nächsten Spiel. Das belgische Camp liegt darüber hinaus vor den Toren Moskaus. Die Reiseroute für den Gruppenzweiten wäre bis zum Finale mit Moskau, Samara und noch zweimal Moskau ebenfalls günstig für die Roten Teufel, für die der Gruppensieg derzeit nur mit einem Sieg zu realisieren wäre. Dafür gibt’s 2,65. Im Falle eines Unentschiedens greift die Fairplay-Wertung. Da hat England derzeit die Nase vorne. Bei den Belgiern wird man aber nicht überhart agieren, nur um die Rüpel-Wertung auch sicher anzuführen. „Wir werden uns keine Gelben Karten holen, um Zweiter zu werden. Wir müssen das England-Spiel nutzen, um besser zu werden“, so Martinez weiter.
Spiele gegen England waren für Belgien seit jeher wenig erfolgreich. Vielleicht ist auch gerade das der Antrieb, der am Donnerstagabend den Unterschied ausmacht. 21 Spiele gab es bislang zwischen diesen beiden Nationen. 15 Mal kam der Sieger aus England. Erstmals bei einer WM stand man sich 1954 gegenüber. Damals endete das Spiel mit einem wilden 4:4. 1990 in Italien gewann England mit 1:0 nach Verlängerung. Und diesmal? Es wäre mal wieder Zeit für einen belgischen Sieg. Der bislang einzige Erfolg liegt mittlerweile schon 82 Jahre zurück. Ob er diesmal wirklich so wichtig wäre? Fraglich …
Statistiken:
Die letzten 5 Spiele:
England
Belgien
So könnten sie auflaufen:
England: Pickford – Jones, Stones, Cahill – Alexander-Arnold, Loftus-Cheek, Dier, Kingard, Rose – Rashford, Kane
Belgien: Courtois – Vermaelen, Boyata, Alderweireld – Dembele, Fellaini, Chadli, T. Hazard, Tielemans, E. Hazard – Batshuayi
Das musst Du wissen:
- Belgien gewann nur 1 von 21 Länderspielen gegen England (5 Remis, 15 Niederlagen), mit 3:2 im Jahre 1936.
- England ist seit 12 Länderspielen unbesiegt (9 Siege, 3 Remis), die letzte Niederlage war ein 2:3 in Frankreich im Juni 2017.
- Belgien ist seit 21 Länderspielen unbesiegt (16 Siege, 5 Remis), die letzte Niederlage war ein 0:2 gegen Spanien im September 2016.
Mein Tipp:
Ein schwieriger Tipp. Zum einen wäre der Gruppensieg eine klare Ansage an die Konkurrenz. Zum anderen wäre der zweite Platz vielleicht doch attraktiver, zumindest für die Belgier. Ich denke aber, das wird in den Köpfen der Spieler keine Rolle spielen. Beide Mannschaften wollen den Sieg. Ich tippe auf ein ausgeglichenes Match ohne Sieger. Ich lege mich auf ein 1:1 fest. Das bringt eine Quote von 5. Für 2-3 Treffer gibt es 1,85.