Wiedergutmachung bei Italien und Polen

Wiedergutmachung bei Italien und Polen

Zum Start der Nations League will sich Italien nach der verpassten WM unter Coach Roberto Mancini in der Weltspitze zurückmelden. Die Polen schafften es zwar nach Russland, schieden dort aber schon in der Gruppenphase aus.

Wer glaubt, nur die deutsche Nationalmannschaft steckt derzeit in einer Krise, der muss nur mal nach Italien blicken. Die Squadra Azzurra hat den Sprung zur Weltmeisterschaft gar nicht erst geschafft. Erstmals seit 1958 fand wieder eine Endrunde ohne den vierfachen Titelträger statt. Was war die Konsequenz? Trainer Gianpero Ventura musste seinen Hut nehmen und wurde durch Roberto Mancini ersetzt. Der frühere Nationalspieler soll eine erfolgreiche Ära einleiten und damit schon in der Nations League beginnen.

Auf der anderen Seite stehen die Polen mit Robert Lewandowski, der bei der WM gänzlich ohne Tor blieb und das Aus in der Gruppenphase nicht verhindern konnte.  Auch bei den Gästen gibt es einiges aufzuarbeiten. Und wie in Italien wurde der Trainer getauscht. Anstelle von Adam Nawalka sitzt nun Jerzy Brzeczek an der Seitenlinie. Für den 47-Jährigen wird Italien der erste Prüfstein in seinem neuen Amt. Anstoß ist am Freitag um 20:45 Uhr in Bologna.

Italien setzt auf die Jugend

Die Italiener hatten nach dem Aus in den WM-Playoffs gegen Schweden genügend Zeit, um den Umbruch innerhalb des Kaders voranzutreiben. Der neue Coach Roberto Mancini hat viele Spieler ausprobiert. Mit überschaubarem Erfolg. Das 2:1 bei seiner Premiere gegen Saudi Arabien kann man als Pflichtsieg verbuchen. Dann wurden den Italienern beim 1:3 gegen Frankreich wieder die Grenzen aufgezeigt. Im letzten Test Anfang Juni reichte es noch zu einem 1:1 gegen Holland, das derzeit ebenfalls in einer fußballerischen Krise steckt. Es gibt also noch viel zu tun für Mancini. Gute Ansätze waren erkennbar, mehr aber auch nicht.

An den Quali-Versagern will der frühere Trainer von Chelsea und Inter Mailand nur bedingt festhalten. Es wird Zeit, endlich junge und hungrige Spieler in die Nationalmannschaft zu integrieren. Damit hat Mancini bereits angefangen. Auch für die anstehenden Spiele gegen Polen und Portugal sind vier neue Spieler dabei. Darunter der erst 17-jährige Stürmer Pietro Pellegri von der AS Monaco oder Nicolo Zaniolo von der AS Rom, der in der Serie A noch nicht mal eine Minute auf dem Feld stand. Nur noch vier Spieler im Kader sind über 30 Jahre alt. Das bringt wieder neue Probleme mit sich. In den Klubs ist der Nachwuchs meist nur Ersatz. Daher richtete Mancini einen Appell an die Liga:

Es hat bisher noch nie so wenig Italiener auf dem Spielfeld wie heute gegeben. Dies ist der niedrigste Stand. Doch die Italiener auf der Bank sind oft besser als ausländische Stammspieler.

Brzeczek der Heilsbringer für Polen?

Die Polen haben es zwar zur Weltmeisterschaft geschafft, nach Niederlagen gegen den Senegal und Kolumbien hatte man aber schon nach zwei Spielen keine Chance mehr auf den Einzug ins Achtelfinale. Der 1:0-Erfolg zum Abschluss gegen Japan war nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Seinen Trainerposten konnte Adam Nawalka damit nicht mehr retten. Er wurde durch Jerzy Brzeczek ausgetauscht. Dieser genießt in Polen zwar einen guten Ruf, hat aber noch nie einen Spitzenklub, geschweige denn eine Nationalmannschaft trainiert. Ob er die Polen wieder in die Erfolgsspur führen kann, bleibt abzuwarten. Die Partie gegen Italien ist seine Premiere als Cheftrainer.

Sein wichtigster Mann ist natürlich wieder Robert Lewandowski. Der Bayern-Star hat bei der WM wie die komplette Mannschaft enttäuscht und nicht einen Treffer erzielt. Dafür hat er in der neuen Saison für die Münchner in jedem Pflichtspiel getroffen. Verlernt hat er nichts, der Robert. In der Nationalmannschaft wird aber vielleicht sogar noch mehr von ihm erwartet, als das im Klub der Fall ist. Das weiß auch Brzeczek, unter dem Lewandowski Kapitän der Mannschaft bleiben wird. Warum? „Ich will keine Revolution in die Wege leiten.“ Einen derart großen Umbruch wie bei Italien gibt es also nicht. Freilich werden junge Spieler ausprobiert, wahrscheinlich schon gegen Italien, der Stamm bleibt aber der WM-Kader. Schließlich hat der einiges wiedergutzumachen.

Italien im direkten Vergleich knapp vorne

Am Freitagabend in Bologna stehen sich Italien und Polen zum ersten Mal seit November 2011 wieder auf dem Rasen gegenüber. Damals setzten sich die Italiener in einem Freundschaftsspiel mit 2:0 durch. Es war der fünfte Sieg der Azzurri im 14. Vergleich. Nur dreimal ging man als Verlierer vom Platz. Das häufigste Ergebnis war demnach ein Unentschieden.

Interessant: Die Nations League wurde ja eingeführt, um die langweiligen Freundschaftsspiele abzuschaffen. Also kann man die Partie am Freitag auch als Pflichtspiel einordnen. Und da ist die Bilanz mit jeweils einem Sieg und drei Unentschieden immer noch ausgeglichen. Alle drei Remis endeten übrigens mit 0:0. Mit weniger als 2,5 Toren für 1,45 wäre man vielleicht auf der sicheren Seite.

Statistiken:

Die letzten 5 Spiele:

Italien
Polen

So könnten sie auflaufen:

Italien: Donnarumma – Zappacosta, Bonucci, Romagnoli, Emerson – Cristante, Jorginho, Bonaventura – Chiesa, Immobile, Insigne

Polen: Szczesny – Bereszynski, Glik, Bednarek, Rybus – Krychowiak – Klich, Linetty, Zielinski – Milik, Lewandowski

Der direkte Vergleich:

5 Siege Italien, 6 Unentschieden, 3 Siege Polen

Mein Tipp:

Beide Mannschaften stehen unter Druck und im Umbruch. Die bisherigen Spiele unter Mancini haben gezeigt, dass Italien noch weit vom Glanz der alten Tage entfernt ist. Wie sich Polen unter dem neuen Trainer schlägt, muss sich erst noch zeigen. Ich tippe daher auf ein ausgeglichenes Spiel mit wenigen Torchancen und einem Unentschieden am Ende. Ich lege mich auf ein 1:1 fest. Das bringt eine Quote von 5,25. Beide Mannschaften treffen, dann gibt’s 1,95.

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