Die 3. Liga wurde zur Saison 2008/09 als dritte Profiliga zwischen der 2. Bundesliga und den Regionalligen ins Leben gerufen. Anfangs vielleicht etwas skeptisch beäugt, ist sie mittlerweile nicht mehr aus dem deutschen Fußball wegzudenken. Warum, das wird schnell klar. Traditionsvereine, euphorische Fans und Hochspannung ist praktisch immer garantiert. Gefühlt kann die Hälfte der Klubs aufsteigen, der Rest spielt gegen den Abstieg. Das könnte uns auch 2022/23 erwarten.
Der erste Drittligameister war 2009 der 1. FC Union Berlin. Mittlerweile kicken die Köpenicker in der Bundesliga. Osnabrück, Dresden und Magdeburg haben es bereits zweimal geschafft, die Saison auf dem ersten Platz abzuschließen. Von den bisherigen Meistern sind in der anstehenden Spielzeit nur noch Osnabrück, Dresden und Duisburg mit dabei. Der VfL und Dynamo zählen wieder zu den Favoriten. Die Meidericher in ihrem Jubiläumsjahr (120 Jahre) nicht unbedingt. Aber was muss das schon heißen in der spannendsten 3. Liga aller Zeiten?
Diese Klubs kamen aus der 2. Bundesliga
Was hoch muss, muss auch wieder runter. So zumindest war es vergangene Saison bei Dynamo Dresden und dem FC Ingolstadt. Die Sachsen und die Oberbayern konnten sich nur ein Jahr in der 2. Bundesliga halten, wobei es den FCI direkt erwischt hat und Dynamo in der Relegation gegen den 1. FC Kaiserslautern den Kürzeren zog. Trotzdem muss man positiv nach vorne blicken. Schließlich zählen nun sowohl Dresden als auch Ingolstadt zu den absoluten Top-Favoriten auf eine Platzierung in den Top-Drei. Das trifft natürlich auch auf die Meisterschaft zu. Die Ingolstädter waren bisher dreimal in der 3. Liga dabei. Zweimal sind sie aufgestiegen. Ein ganz heißer Tipp also. Dresden hat schon sechs Jahre Erfahrung in Liga 3 gesammelt. Aufgestiegen sind sie dreimal und nur einmal direkt nach dem Abstieg. Auch für die Sachsen scheint alles möglich zu sein.
Der dritte Absteiger ist der FC Erzgebirge Aue . Für die Veilchen ist es die vierte Saison in der 3. Liga. Zur Meisterschaft hat es noch nie gereicht, dafür ging es zweimal auf direktem Wege wieder eine Etage höher . Länger als zwei Jahre am Stück hielt sich der FCE nicht in der 3. Liga auf. Es könnte auch für sie bei einem kurzen Abstecher bleiben.
Das sind die Aufsteiger
Mit Rot-Weiss Essen ist ein echter Traditionsverein erstmals in der 3. Liga mit dabei. Die Nordrhein-Westfalen versanken nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga 2006/07 in den Niederrungen der Regionalliga. 15 Jahre hat es gedauert, nun ist RWE im Profifußball zurück. Der Deutsche Meister von 1955 hat in der Regionalliga West nur drei von 38 Spielen verloren und sich mit denkbar knapp aufgrund des besseren Torverhältnisses gegen Preußen Münster durchgesetzt. Jetzt zählt für die Essener nur der Klassenerhalt. Oder vielleicht doch nicht? Denn auch den direkten Durchmarsch halten wir für möglich.
Die SV Elversberg war 2013/14 sogar schon mal in der 3. Liga dabei. Jetzt sind die Saarländer zurück und diesmal soll es nicht nur bei einem kurzen Besuch bleiben. Damals ging es auf Rang 18 nämlich direkt zurück in die Regionalliga. Dort war man zwar nie schlechter als Platz fünf, doch erst nach acht Jahren hat es wieder mit dem Aufstieg geklappt. In Elversberg setzt man auf Kontinuität. Horst Steffen geht bereits in seine fünfte Saison bei der SVE. Unmöglich ist der Klassenerhalt natürlich nicht, doch für den Meister der Regionalliga Südwest könnte es ein ganz schweres Jahr werden.
Aus der Regionalliga Nord ist der VfB Oldenburg neu hinzugekommen. Im Norden läuft es ja etwas anders. Da hat sich der VfB erst als Nummer eins der Südgruppe für die Meisterrunde qualifiziert. Dort setzte man sich anschließend mit vier Punkten Vorsprung auf die Konkurrenz aus Flensburg durch. In den Aufstiegsspielen gegen den BFC Dynamo gelang ein knapper 3:2-Erfolg nach Hin- und Rückspiel. Für Oldenburg ist es die erste Teilnahme überhaupt an der 3. Liga und erstmals seit der Insolvenz während der Saison 1999/2000 spielt man wieder drittklassig. Jetzt würde man gerne wieder an glorreiche Zeiten anknüpfen und sich dauerhaft im Profigeschäft etablieren. Mal abwarten, ob man dieses Ziel realisieren kann.
Die SpVgg Bayreuth komplettiert die neue Drittliga-Saison. Auch für die Oberfranken ist es eine Premiere. Dabei war man in den 80er-Jahren sogar für fünf Jahre in der eingleisigen 2. Bundesliga vertreten. Seitdem pendelte der Klub zwischen dritter und fünfter Liga. Seit 2014 gelang der Durchmarsch von der Bayernliga bis in Liga drei. Die Bayreuther sind neben Oldenburg der vielleicht größte Außenseiter in der neuen Saison. Aber genau das könnte ihr großer Vorteil sein. Schließlich haben sie nichts zu verlieren und dass man deswegen noch lange nicht absteigen muss, haben schon ganz andere Mannschaften gezeigt. Allerdings hat Aufstiegstrainer Timo Rost den Klub in Richtung Aue verlassen. Nun soll es Thomas Kleine richten, der bislang lediglich die zweite Mannschaft von Greuther Fürth als Cheftrainer betreute. Ein unbeschriebenes Blatt, ebenso wie der komplette Verein in der neuen Liga.
Das sind die Favoriten neben den Absteigern
Neben den drei Absteigern gibt es noch eine Menge anderer Vereine, die vom Aufstieg in die 2. Bundesliga träumen. Dazu zählt auch der TSV 1860 München , der es seit dem Zwangsabstieg in die Regionalliga zweimal nur knapp verpasst hat. In den letzten beiden Jahren landeten die Löwen jeweils auf Rang vier. Über die komplette Saison gesehen fehlte zuletzt einfach die Konstanz. Ansonsten wäre man schon längst wieder zurück im Unterhaus. Leisten sich die Münchner in diesem Jahr mal ausnahmsweise keinen längeren Durchhänger, sollte ein Platz in den Top-Drei allemal drin sein.
Das gilt auch für den SV Waldhof Mannheim . Die Kurpfälzer sind mittlerweile auch schon wieder seit drei Jahren dabei. Seitdem ging es kontinuierlich nach oben. Neunter, Achter und Fünfter in der vergangenen Saison. Damit es im vierten Anlauf klappt, wurde mit Christian Neidhart ein neuer Trainer geholt. Der ebnete den Essenern den Weg in die 3. Liga und hat auch dort schon Erfahrung beim SV Meppen gesammelt. Das könnte also passen. Die Meisterquote ist schon mal vielversprechend.
Nehmen wir noch den 1. FC Saarbrücken und den VfL Osnabrück zum Kreis der Top-Aufstiegskandidaten hinzu. Der FCS ist zwar erst in der dritten Saison in Folge in der 3. Liga dabei, trotzdem spielte man in beiden Spielzeiten im oberen Tabellendrittel mit. Osnabrück hat als Absteiger die Rückkehr in die 2. Bundesliga vergangene Saison verpasst. Sechster war man am Ende mit fünf Punkten Rückstand zu Rang drei. Da kann diesmal durchaus mehr drin sein. Wie war das nämlich? Gefühlt die halbe Liga kann um den Aufstieg mitreden.