Zum neunten Mal ist die Formel 1 an diesem Wochenende in Singapur zu Gast. Auf dem Marina Bay Street Circuit werden wieder Temperaturen von bis zu 31 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von über 80 Prozent erwartet. Extreme Bedingungen für die Fahrer. Sebastian Vettel kam damit in den vergangenen Jahren am besten zurecht. Für den Ferrari-Star könnte der erste Sieg herausspringen.
Singapur kein Mercedes-Kurs
Langsam geht die Formel-1-Saison in die entscheidende Phase. Nur noch sieben Rennen stehen im Kalender. An diesem Wochenende ist wieder Singapur dran. Das Nachtrennen auf dem Stadtkurs in der Marina Bay verlangt den Piloten wieder alles ab, gilt aber jetzt schon als Kult. Sebastian Vettel konnte vier der letzten fünf Austragungen gewinnen. Mercedes spielte im letzten Jahr überraschend keine Rolle.
Die Silberpfeile lagen schon im Qualifying 1,5 Sekunden hinter der „Scuderia“. Die Reifen wollten einfach nicht auf Temperatur kommen. Für Nico Rosberg reichte es nur zu Platz vier. Lewis Hamilton kam überhaupt nicht ins Ziel.
Lücke geschlossen?
Diesmal will das Weltmeister-Team die Lücke schließen. Man habe „grundlegende Änderungen“ vorgenommen, wie Rosberg erklärte. Der Wiesbadener wollte aber nicht sagen, ob es zum Sieg reichen wird. Ähnlich denkt WM-Leader Lewis Hamilton: „Ich glaube nicht, dass wir hinterher fahren werden. Aber ich weiß auch nicht, ob wir vorne sind.“
Sollte Mercedes diesmal das passende Setup finden, werden sie im Kampf um den Sieg sicher wieder eine entscheidende Rolle spielen. Die langsame Strecke in Singapur spielt aber auch der Konkurrenz in die Karten. Bei Ferrari will man sich noch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. „Unser Auto sollte hier schon ganz vernünftig laufen. Ob aber der Sieg drin ist, ist schwer zu sagen“, blickte Vettel voraus.
Ferrari vorsichtig, Red Bull offensiv
Für ihn sei Mercedes trotzdem der Favorit. Mit der richtigen Strategie und Reifenwahl kann Ferrari die Silberpfeile aber durchaus ausstechen. Anders als Mercedes und Red Bull haben sich die Italiener für neun Ultrasoft-Mischungen entschieden, zwei mehr als die Konkurrenz.
Der große Gewinner könnte diesmal auch Red Bull sein, das derzeit noch elf Zähler vor Ferrari liegt. Für Vettel sei es daher „absolut wichtig, vor ihnen zu landen“. Sein ehemaliger Rennstall fiebert schon seit dem Rennen in Monaco dem Singapur Grand Prix entgegen. Die Strecken sind sich sehr ähnlich.
Ricciardo heiß auf Revanche
„Daher sehen wir eine gute Chance, um diesen Sieg zu holen, dem ich diese Saison nachjage. Ich habe den Eindruck, dass wir es drauf haben“, sagte Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo. Im Fürstentum hat man den Sieg wegen eines verpatzten Stopps selbst aus der Hand gegeben. Diesmal reist das Brause-Team sogar mit einem neuen Renault-Update an, das zusätzliche 15 PS in den Bullen-Boliden pumpt. Auch ein neuer Kraftstoff kommt zum Einsatz, was insgesamt zwei Zehntelsekunden pro Runde einbringen soll.
Der Red-Bull-Bolide baut außerdem mehr Abtrieb auf, als der Mercedes oder der Ferrari. Das wird auf einem Kurs wie Singapur „belohnt“, wie Ricciardos Kollege Max Verstappen erklärte. Verbaut man sich den Sieg nicht wieder selbst, ist Red Bull diesmal vielleicht sogar Top-Favorit.
Mein Tipp:
Immer nur Mercedes ganz vorne ist in dieser Saison zwar wieder der Standard, das gilt aber nicht für Singapur. Dort reichte es erst zu einem Sieg. Die Silberpfeile müssen sich auch am Sonntag der Konkurrenz geschlagen geben. Für Sebastian Vettel wird es nicht ganz zu seinem fünften Sieg reichen. Der Heppenheimer kommt zwar aufs Podium, muss sich aber hinter seinem Ex-Rennstall einreihen. Der neue Antrieb und die zusätzliche Motivation aus dem Monaco-GP katapultieren Ricciardo ganz nach vorne. Der Australier gewinnt vor Lewis Hamilton. Nico Rosberg muss sich hinter Sebastian Vettel mit Platz vier zufriedengeben.
Die bisherigen Singapur-Ergebnisse:
2008: 1 Fernando Alonso (Renault) 2 Nico Rosberg (Williams) 3 Lewis Hamilton (McLaren)
2009: Lewis Hamilton (McLaren) 2 Timo Glock (Toyota) 3 Fernando Alonso (Renault)
2010: Fernando Alonso (Ferrari) 2 Sebastian Vettel (Red Bull) 3 Mark Webber (Red Bull)
2011: 1 Sebastian Vettel (Red Bull) 2 Jenson Button (McLaren) 3 Fernando Alonso (Ferrari)
2012: 1 Sebastian Vettel (Red Bull) 2 Jenson Button (McLaren) 3 Fernando Alonso (Ferrari)
2013: 1 Sebastian Vettel (Red Bull) 2 Fernando Alonso (Ferrari) 3 Kimi Räikkönen (Lotus)
2014: 1 Lewis Hamilton (Mercedes) 2 Sebastian Vettel (Red Bull) 3 Daniel Ricciardo (Red Bull)
2015: 1 Sebastian Vettel (Ferrari) 2 Daniel Ricciardo (Red Bull) 3 Kimi Räikkönen (Ferrari)