Nach vier Jahren Golden State gegen Cleveland hüllen sich die NBA-Finals 2019 im neuen Gewand. Zumindest zur Hälfte. Die Hose ist gleich, das Shirt ist neu. Und boy, oh boy, wirkt das frisch und aufregend. Die Toronto Raptors haben es zum ersten Mal in ihrer Geschichte ins Finale geschafft. Der oft so geschundene Klub aus Kanada, der nach zahlreichen Niederlagen aus Superstar LeBron James wortwitzig „LeBronto“ machte, weil dieser die Raptoren in Serie aus den Playoffs kegelte, ist auf Wiedergutmachungs-Tour. Und in der Serie gegen die übermächtig scheinenden Warriors nicht chancenlos. Dank dem Terminator im eigenen Team.
NBA-Finals: Kawhi not
Ja warum eigentlich nicht? Für alle, die mit Wortspielen nix anfangen können. Warum eigentlich nicht die Toronto Raptors, NBA-Champion 2019? Klingt gut, und ist nach der dramatischen und hochklassigen Serie gegen die Milwaukee Bucks auch kein Fabelwesen mehr.
Die Raptoren haben sich bis ins Finale durchgebissen und auf dem Weg zwei dicke Brocken besiegt. Gegen die Philadelphia 76ers entschied ein Gamewinner von Superstar Kawhi Leonard die Serie zugunsten der Kanadier. Gegen Milwaukee kamen die Raptors nach einem 0-2-Rückstand zurück, obsiegten vier Mal und fordern nun den Meister zum Tanz. Im Vorlauf zu den NBA-Finals wurde vielerorts festgestellt, dass die tiefen und defensiv starken Toronto Raptors das beste Rüstzeug besitzen, um es mit den Warriors aufzunehmen.
Torontos Anpassungen in der Serie gegen Giannis Antetokounmpo und seine Bucks, vor allem in der Defense, waren ausschlaggebend. Das Team von Coach Nick Nurse ist flink, gut abgestimmt und rotiert im richtigen Moment, um Lücken in der Verteidigung zu stopfen.
Dazu haben sie den derzeit vielleicht besten Spieler der NBA im Kader. Kawhi Leonard ist vor der Saison nach Toronto gekommen, keiner weiß, ob er bleibt, da sein Vertrag im Sommer ausläuft. Leonards Leistung in diesen Playoffs, seine Kontrolle und Dominanz in den Spielen, sowohl offensiv, als auch defensiv, ist „Jordanesque“. Er nahm Superstar Antetokounmpo mit seiner Defense de facto aus der Serie und entschied Spiel fünf und sechs fast im Alleingang. Derzeit gibt es niemanden, der Leonard stoppen kann.
Die Raptors stellten in dieser Spielzeit eine bessere Bilanz auf, als Golden State, was ihnen Heimrecht in NBA-Finals einräumt.
ODDSET sieht die Raptors zuhause als Favorit auf den Sieg in Spiel eins bei einer Quote von 1,85. Das Handicap liegt bei +1,5 (Quote 1,65).
Die Warriors sind zurück
Die Golden State Warriors durchlebten in dieser Saison viele Höhen und Tiefen. Viele Gerüchte, Rückschläge, Zweifel von außen und Verletzungen. Im Halbfinale verletzte sich Superstar Kevin Durant und fehlt seither.
Allen Unkenrufen zum Trotz fegte Golden State sans KD durch die Playoffs und gewann alle sechs Partien. Seither wird die Rückkehr der „OGs“ proklamiert, der original Warriors und wie sie spielten, bevor Durant in die Bay Area kam. So schnell drehen sich die Fähnchen im Wind. Erst abgeschrieben, dann hoch gelobt. Was allerdings die Situation um die Warriors gut zusammenfasst. Sind sie denn nun besser ohne Kevin Durant, da der Ball nun mehr läuft und die Superstars Steph Curry, Klay Thompson und Draymond Green in ihren alten Rollen brillieren?
NBA-Finals: Feuerpause genutzt?
Golden State ist mit und ohne Durant gut und derzeit auch Favorit auf den Three-Peat. Das schnelle 4-0 gegen die Portland Trail Blazers im Finale des Western Conference hat dazu geführt, dass der Meister über eine Woche Pause hat und nun nach Toronto reist. Hilft die lange Auszeit, um zu kurieren, oder bricht es mit dem feuerspeienden Rhythmus, der Curry und Co. an den Tag legten?
ODDSET gibt Golden State eine Quote von 1,90 auf den Sieg in Spiel eins. Das Handicap liegt bei -1,5 (Quote 1,85).
Die X’s-and-O’s
Kevin Durant wird in Spiel eins fehlen, der Einsatz des anderen verletzten Stars, DeMarcus Cousins, ist weiterhin fraglich. Golden State konnte trotz kurzer Rotation gegen Portland brillieren. Größtenteils aufgrund der Leistungen von Curry, Thompson, Green und Andre Iguodala. Der wird es in der Serie mit Kawhi Leonard zu tun bekommen.
Historisch hatten die Warriors es stets schwer gegen Leonard. Sein langsames Spiel, seine Kraft und die Fähigkeit, den eigenen Wurf zu kreieren bzw. das Foul zu ziehen, sind einzigartig. Alles hängt bei Toronto davon ab, ob die Rollenspieler ihre offenen Würfe treffen. Gegen die 76ers fiel kollektiv fast nichts, gegen die Bucks waren Norman Powell und Fred VanVleet zur Stelle. Je länger Durant fehlt, desto schwerer wird die defensive Aufgabe der Warriors
Starke Verteidigung
Offensiv wird Golden State mehr Gegenwehr erfahren, als gegen Portland und sogar Houston. Toronto hat Defense perfektioniert. Den Bucks nahmen sie den Dreier sukzessive weg und fanden eine ideale Taktik gegen Giannis Antetokounmpo. An Curry und Thompson dran zu bleiben, wird aber nicht einfach. Perfektion in der Rotation und beim Switch sind essenziell.
Das Duell Draymond Green gegen Pascal Siakam wird besonders spannend. Green verlor über die Saison hinweg massiv an Gewicht und wirkt leicht wie eine Elfe. Gegen die Trail Blazers hatte er wenig Probleme – Siakam ist schneller und athletischer und wird versuchen, Greens Playmaking zu stören.
Wer gewinnt die NBA-Finals 2019?
In und um die Halle herum wird die Hölle los sein. Golden State könnte ein wenig Rost angesetzt haben, wird aber den Rhythmus finden, je länger die Partie geht. Die direkten Duelle auf den einzelnen Positionen sowie Faktoren wie Freiwürfe und Rebounds spielen eine große Rolle. Ganz toll wird das Duell Kyle Lowry gegen Steph Curry. Lowry ist ein Fuchs, der Currys Foulproblematiken ausnutzen kann, um dem Superstar schnell Fouls anzuhängen.
Entgegen aller Stimmen in meinem Kopf, die Golden State rufen, höre ich auf mein Herz und tippe auf einen Sieg der Raptors in Spiel eins. Dazu glaube ich, dass das „Under“ bei 215,5 Punkten ziehen wird (1,65), da Toronto das Tempo niedrig halten will.