Am Montag, 00:30 Uhr deutscher Zeit bannt der Super Bowl 52 die Fans vor den Fernseher (ab Sonntagnacht um 22:50 Uhr auf ProSieben). In Minnesota trifft der amtierende Meister aus New England auf den giftigen Herausforderer aus Philadelphia. Verletzungen bestimmen vor dem Endspiel die Diskussionen und die Experten sind sich sicher, dass es wieder mal ganz eng werden könnte.
Patriots: die üblichen Verdächtigen
Die New England Patriots stehen zum zehnten Mal im Super Bowl, darunter siebenmal bereits mit Headcoach Bill Belichick an der Seite. Mit ihm und Quarterback Tom Brady gewannen die Patriots fünfmal, zuletzt im vergangenen Jahr in der Verlängerung gegen die Atlanta Falcons. In dem Finale, wie auch beim Super-Bowl-Sieg 2015 sahen die Pats kurz vor dem Ende wie der Verlierer aus. Fehler des Gegners und eigene herausragende Leistungen drehten das Geschehen aber zugunsten der Patriots.
New England konnte den Super Bowl bisher noch nie zweimal in Folge gewinnen. Die mentale Zielsetzung ist hiermit also geklärt. Brady/Belichick haben in gewohnter Umgebung eine neue Herausforderung gefunden. Das Duo gilt als das erfolgreichstes Coach/QB-Gespann der NFL-Historie und will den sechsten Titel.
Die Zeit und Bradys Pässe
Der Weg ins Endspiel begann locker mit einem 35:14-Sieg gegen die Tennessee Titans in Runde zwei. Im AFC-Championship-Game hatte New England allerdings so seine Mühen gegen perfekt eingestellte Jacksonville Jaguars, die bis tief ins vierte Viertel hinein führten. Die aggressive Defense, gepaart mit einigen Überraschungs-Plays über den sonst sehr mäßigen Quarterback Blake Bortles setzte den Pats zu. Was sich aber auch in diesem Spiel durchsetzte war Bill Belichicks Fähigkeit, innerhalb einer Partie das Spiel umzustellen und dem Gegner die Stärken zu nehmen. Jacksonville fand kein Mittel, in der Offense Zeit von der Uhr zu nehmen und Tom Brady brillierte im entscheidenden Drive mit einem Pass auf Danny Amendola. Ende, aus, Sieg New England.
Unklar wird sein, ob Tide End Rob Gronkowski spielen kann. Bradys wichtigste Waffe in der Offense erlitt eine Gehirnerschütterung im vergangenen Spiel und ist ein Wackelkandidat für den Super Bowl 52. Kaum ein Thema ist hingegen Bradys Hand, die er sich vor dem Spiel gegen Jacksonville verletzte und bandagiert spielte. Brady zeigte im vierten Viertel, dass er auf Top-Niveau ist.
ODDSET sieht die New England Patriots als Favoriten auf den Gewinn des Super Bowl 52 bei einer Quote von 1,35. Das Handicap der Patriots liegt bei -5,5 (Quote: 1,80).
Fliegen die Eagles ins Ziel?
Während ein Super-Bowl-Finale für die Anhänger der New England Patriots beinahe Formsache ist, dürstet die gesamte Stadt Philadelphia nach diesem Erlebnis. Die Eagles gingen als bestes Team der NFC in die Post-Season. Wenige Wochen vor dem Start der K.-o.-Runde verletzte sich Quarterback Carson Wentz schwer und musste die Saison beenden. Wentz galt bis dahin als stärkster MVP-Kandidat und führte Philly an die Spitze der Tabelle. Sein Vertreter Nick Foles konnte an das grandiose Offensivspiel nicht anknüpfen und die Eagles wirkten, als würde ihnen auf den letzten Metern der Sprit ausgehen.
Die Playoffs präsentierten einen neuen Nick Foles. Gegen die Atlanta Falcons, den Finalisten des Super Bowl 51, ging Philadelphia als Underdog in die Partie. Foles überzeugte als Game Manager, der selbst nicht zu viel riskierte und der überragenden Defense der Eagles die Bühne überließ. Philadelphia machte Quarterback Matt Ryan dicht und gewann das Spiel mit 15:10. Gegen den nächsten Favoriten, die Minnesota Vikings, legten die Eagles mehrere Schippen drauf und gewannen 38:7.
Außenseiter Philadelphia glaubt an Super Bowl 52
Ganz Philadelphia genießt die Rolle des ewigen Underdog. Die Mannschaft zieht aus dem „niemand glaubt an uns“-Prinzip Energie und brillierte gegen die Vikings in der Defense und Offense. QB Foles scheint in der wichtigsten Phase sein Top-Niveau gefunden zu haben. Drei Touchdown-Pässe gegen Minny, aber noch viel wichtiger, keine einzige Interception in den Playoffs.
Richtig ausgepackt hat Foles allerdings erst gegen die Vikings. Davor verordnete Eagles-Coach Doug Pedersen seiner Offense eine stetige Diät an Running Game über Jay Ajayi und LaGarrette Blount. Der im übrigen im vergangenen Jahr mit den Patriots den Super Bowl holte. Diese Stärke im Running Game ähnelt sich mit dem Profil der Jacksonville Jaguars. Eine elitäre Defense und ein Fokus auf den Run, der von den Pats vor zwei Wochen aber eingedämmt werden konnte.
ODDSET sieht die Philadelphia Eagles als Außenseiter auf den Sieg bei einer Quote von 2,45. Das Handicap der Eagles liegt bei +5,5 (Quote: 1,70).
Die X’s-and-O’s
Während Philadelphia mit einem mühsamen Sieg über die Falcons in die Playoffs startete und dann die Vikings eine Woche später aus der Halle fegte, begannen die Pats recht locker gegen Tennessee, hatten dann aber ihre Mühen gegen giftige Jaguars. Die Eagles haben es seit Wochen mit einer passstarken Offense zu tun. Erst Matt Ryan mit Atlanta, dann Case Keenum mit den heißen Vikings, nun als Königsdisziplin Tom Brady und die Patriots. Philadelphia hat sich über die Saison hinweg eines bewahrt – ihre eisenharte Defense. Die gewann das Spiel gegen Atlanta und drehte den Verlauf gegen Minnesota. So überraschend gut die Offense mit Foles nun funktioniert, kann Philly defensiv nicht wirken, wird dies in einer Niederlage enden.
Foles muss Topform haben
Aber auch das allein reicht nicht. Nick Foles muss erneut der Playoffs-Nick-Foles sein und die Offense gut abmischen zwischen Passing Game – mit den Waffen Torrey Smith, Alshon Jeffery und Zack Ertz – sowie dem starken Running Game mit Ajayi und Blount. Den Jaguars fiel ihre Eindimensionalität am Ende auf die Füße. Denn eines können die Patriots – sich anpassen, und adaptieren. Fun Fact: In keinem Super Bowl brachte Tom Brady im ersten Viertel einen Touchdown-Pass an den Mann. New England startet immer behäbig und fühlt sich in das Spiel hinein. Defensiv könnten die Pats aber ihre Hände voll zu tun haben. Anders als Jacksonville ist mehr von Philly zu erwarten. Die Mannschaft hat Selbstvertrauen und weiß, das stetiges Spiel bei dieser Defense ausreichend sein könnte, um zumindest das Tempo des Spiels zu kontrollieren und Brady lang sitzen zu lassen.
Perfekte Bedingungen in Minnesota
Die Witterungsumstände sind andere als in allen Playoff-Games zuvor. Der Super Bowl 52 ist in einem Dome in Minnesota. Dort gibt es keinen Wind, keinen Schnee, keine Kälte. Ein Umstand, der den Falcons und Vikings in Philadelphia unter Umständen zu schaffen machte. Der Gameplan für die Eagles ist der gleiche wie gegen Minnesota: Früh aggressiv Fehler erzwingen und sich defensiv reinbeißen. Dazu in der Offense variabel, aber nicht zu crazy sein und versuchen, den Vorsprung auszubauen. New England wartet weiterhin auf eine Prognose zu Gronkowski. Spielt der Tide End, ist die Offense der Pats schwer zu knacken, da sehr variabel. Zudem hat Mastermind Bill Belichick in jedem Duell den mentalen Vorteil. Obwohl Doug Pedersen ein grandioses Jahr erlebt.
Mein Tipp für den Super Bowl 52
Zwei Mantras treffen Sonntagnacht aufeinander. „Setze immer auf den besseren Quarterback“ versus „Niemand glaubt an uns“. Die Patrick-Ewing-Theorie, entstanden damals in der NBA, als seine Knicks auch ohne die Legende das Finale 1999 erreichten. Philly hat gegen jedweden Widerstand das Finale erreicht. Ohne Carson Wentz. Mit Nick Foles, der vor drei Wochen noch Schweißausbrüche in der Fangemeinde der Eagles verursachte. Ein Spiel als passabler Game Manager gegen Atlanta, ein Spiel als Reinkarnation von Joe Montana gegen die Vikings. Ein kurzer Lebenslauf im Vergleich zu Tom Brady, der erneut als Held New Englands im Finale steht.
Das Handicap der Patriots liegt bei -5,5 (Quote: 1,80). Höher, als woanders (-4), was durchaus attraktiv aus Sicht der Eagles (+5,5, Quote: 1,70) ist. Das Spiel könnte bis zum Ende eng sein. Der Sieg mit einem Touchdown oder zwei Field Goals
Im Super Bowl ist alles möglich
Keine der möglichen Ausgänge im Super Bowl 52 ist abwegig. Kann Philadelphia früh Druck aufbauen, den traditionell langsamen Start der Pats nutzen und wie Jacksonville die Führung nehmen und ausbauen? Selbst dann Offense einstreuen und am Ende gewinnen? Klar! Die Quote von 2,45 ist verlockend. Wird Brady allerdings am Ende den Ball und die Chance bekommen, das Spiel zu gewinnen? Fast sicher ja. Gegen die Seahawks 2015 wie auch die Falcons 2016 drehte New England im Schlussviertel auf und den Spieß um. Keine Führung ist garantiert. Und so gut die Eagles (und Nick Foles) gegen Minnesota aussahen, das Gespann Pedersen/Foles muss mir erst beweisen, dass sie es in der Crunchtime drauf haben.
Ich gehe mit Philadelphia im Handicap +5,5 (Quote: 1,70).