Hamburg braucht Wunder gegen Stuttgart

Hamburg braucht Wunder gegen Stuttgart

Nach dem 0:3-Debakel aus dem Hinspiel beim VfB Stuttgart sieht es für den Hamburger SV ganz nach einem weiteren Jahr in der 2. Bundesliga aus. Die Niederlage hätte sogar noch höher ausfallen können, doch Stuttgart ließ einige Hochkaräter ungenutzt. Rächt sich das jetzt im Volkspark? In Hamburg hat man den Glauben an das Wunder noch nicht verloren.

Der Hamburger SV droht zum zweiten Mal in Folge in der Relegation zur Bundesliga zu scheitern. Die Rothosen haben das Hinspiel beim VfB Stuttgart mit 0:3 verloren. Einen derartigen Rückstand konnte in den Entscheidungsspielen zur Bundesliga noch nie ein Klub aufholen. Mit der Unterstützung der Fans im Volkspark wollen die Hamburger der erste Verein sein, dem das gelingt. Daheim sind die Norddeutschen seit über sieben Monaten ungeschlagen. Trotzdem eine ganz schwere Aufgabe, doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Es wäre sogleich eine doppelte Premiere, denn noch nie ist eine Mannschaft aufgestiegen, wenn das Hinspiel verloren wurde. Anstoß für das zweite Aufeinandertreffen ist am Montagabend um 20:45 Uhr im Volksparkstadion.

Hamburg - Stuttgart im TV oder Livestream

Zu sehen gibt es das Spiel live ab 20:45 Uhr bei Sky und in Sat.1.

Hamburg seit 10 Heimspielen ungeschlagen

Das Hinspiel war aus Sicht der Hamburger mal so gar nichts. Von der ersten Minute an dominierte der VfB das Geschehen und am Ende konnte sich der HSV bei Keeper Daniel Heuer Fernandezs bedanken, dass die Niederlage nicht noch höher ausfiel. So hat man zumindest noch etwas Hoffnung, falls mit den eigenen Fans im Rücken ein schnelles Tor gelingen sollte. Die Heimstärke stimmt schon mal zuversichtlich. Der HSV hat seit dem 23. Oktober kein Heimspiel mehr verloren. Seitdem wurden acht Siege eingefahren und zweimal gab’s ein Unentschieden. Und interessant: In diesen Spielen wurden 30 Tore erzielt. Macht im Schnitt drei Treffer pro Spiel. Das würde am Montag zur Verlängerung reichen, falls hinten die Null steht. Das letzte Liga-Heimspiel gegen den VfB macht ebenfalls Mut. Im Oktober 2019 gewann Hamburg in der 2. Bundesliga gegen die Schwaben mit 6:2. Von den letzten vier Pflichtspielduellen im Volkspark wurde außerdem nur eines verloren.

Das klingt alles ganz ordentlich, doch einen Bundesligisten muss man erst einmal mit drei Toren Differenz bezwingen können. Ein derart klarer Sieg ist der Truppe von Trainer Tim Walter in dieser Saison nur dreimal gelungen. Zweimal davon im eigenen Stadion beim 3:0 gegen Nürnberg und beim 6:1 gegen Hannover. Außerdem sprang im Saisonendspurt noch ein 5:1 in Regensburg heraus. Ein ähnliches Spektakel erhofft man sich nun auch gegen Stuttgart. Damit würde der HSV erstmals seit 2009 in der Relegation wieder für einen Zweitliga-Heimsieg sorgen. Tatsächlich konnte seitdem kein Klub aus dem Unterhaus in den Entscheidungsspielen im eigenen Stadion gewinnen. Zuletzt ist das dem 1. FC Nürnberg mit dem 2:0 gegen Cottbus gelungen. Seitdem reichte es für den Zweitligisten nur noch zu fünf Unentschieden. Achtmal ging er als Verlierer vom Platz. Trotzdem gibt sich Walter kämpferisch. Muss er ja auch:

Wir hatten letztes Jahr eine komplett andere Ausgangslage. Wir hatten 1:0 gewonnen. Jetzt ist es umgedreht. Wir wissen noch nicht, welche besser ist. Natürlich ist diese nicht optimal, wenn man mit drei Toren Unterschied verliert. Wir fangen bei minus drei an, aber wir versuchen uns peu a peu nach vorne zu arbeiten. Das Ziel ist erst einmal ein Tor zu erzielen, und dann wird die Nord, die Süd, der Westen und der Osten mitgehen. Wir versuchen alle mitzunehmen. Das ist den Jungs gelungen und dafür muss man ihnen Respekt zollen. Wir sind eine Familie und ich bin von meiner Familie überzeugt.

Fakten zum Spiel

  • Der Zweitligist konnte keines der letzten 13 Heimspiele in der Relegation gewinnen (5U, 8N).
  • Hamburg ist daheim seit 10 Spielen ungeschlagen (8S, 2U).
  • Das letzte Heimspiel in der Liga hat der HSV gegen den VfB 6:2 gewonnen.
  • Stuttgart hat unter Hoeneß nur 2 von 10 Spielen verloren (4U, 4S).
  • Stuttgart hat 2 der letzten 4 Auswärtsspiele gewonnen. Zuvor blieben sie in der Ferne 23 Mal in Folge sieglos.

Stuttgart noch nicht durch

Beim VfB wissen sie natürlich, dass die Ausgangslage besser kaum sein könnte. Trotzdem ist man noch lange nicht durch. Dass es nur mit vollem Einsatz und Leidenschaft geht, hat man bei den Stuttgartern scheinbar erst seit der Verpflichtung von Sebastian Hoeneß als Cheftrainer erkannt. Hätten die Schwaben schon die ganze Saison so agiert wie unter dem 41-Jährigen, dann wäre die Relegation gar kein Thema gewesen. Seitdem Hoeneß das Zepter übernommen hat, wurden nur noch zwei von zehn Pflichtspielen verloren, vier wurden gewonnen, viermal gab’s ein Remis. Das würde am Montag ja schon reichen.

Sollte man wieder so auftreten wie im Hinspiel, dann sollte im Grunde kein Zweifel aufkommen, dass Stuttgart die Klasse hält. Der VfB war dem HSV spielerisch klar überlegen, hatte mehr als doppelt so viele Torschüsse, eine bessere Passquote und ganz wichtig, eine bessere Zweikampfstatistik. Die wollten einfach mehr die Stuttgarter. Einzig die mangelnde Chancenverwertung könnte man ihnen ankreiden. Mit drei Toren Vorsprung hat man sich zwar in eine gute Ausgangslage gebracht, der letzte Schritt ist allerdings noch zu gehen. Daher warnte auch Hoeneß, dass man sich nicht zu sicher sein sollte. Die Fans werden den HSV am Montag nochmal richtig nach vorne peitschen. Da muss seine Mannschaft von Beginn an hellwach sein:

Es ist noch kein Druck abgefallen. Solche Konstellationen wie diese entscheiden sich nicht nach einer Halbzeit. Wir haben ein Etappenziel erreicht und uns eine gute Ausgangssituation erspielt. Jetzt müssen wir den zweiten Schritt gehen. Wir müssen extrem konzentriert, fokussiert und mental voll da sein. Wir erwarten einen HSV, der zuhause nochmal alles reinwerfen wird. Die Atmosphäre im Volkspark hat sicherlich kein Zweiliganiveau, das ist erste Liga. Es wird hitzig, es wird laut. Und genau darauf müssen wir vorbereitet sein. Wir kennen solche Kulissen aus unserer Arena.

Voraussichtliche Aufstellungen

HSV

Heuer Fernandes

Heyer, David, Schonlau, Muheim

Meffert

Reis, Kittel

Jatta, Glatzel, Dompe

VfB

Müller

Mavropanos, Anton, Ito

Vagnoman, Karazor, Endo, Sosa

Silas, Führich

Guirassy

Mein Tipp

Stuttgart geht als Bundesligist mit einer 3:0-Führung in das Rückspiel. Auch wenn dieses in Hamburg stattfindet, müsste der VfB schon einen richtig schwachen Tag erwischen, um diesen Vorsprung noch aus der Hand zu geben. Das kann ich mir nach der Leistung aus dem Hinspiel kaum vorstellen. Ich denke zwar nicht, dass es wieder so einseitig wird, doch ein Tor wird der VfB ganz sicher erzielen und dann wird es für die Hamburger beinahe unmöglich, das Wunder noch zu schaffen. Ich denke, Stuttgart wird auch das Rückspiel nicht verlieren. Ich will es mit einem 2:2 versuchen und 4 oder mehr Tore im Spiel.

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