Wer hätte gedacht, dass es im Derby zwischen den Hamburger SV und dem FC St. Pauli in dieser Saison noch um wichtige Punkte im Aufstiegskampf geht? Nach der Hinrunde war das nicht unbedingt zu erwarten. Im ersten Aufeinandertreffen am Millerntor lag St. Pauli um elf Zähler hinter dem HSV auf Rang 14. Die Rothosen waren zu diesem Zeitpunkt Tabellenführer. Mittlerweile sind die Hamburger vor dem Start in den 29. Spieltag Dritter, St. Pauli aber nach einer fulminanten Aufholjagd schon bis auf sechs Zähler herangerückt und Fünfter. Sollten die Kiez-Kicker gewinnen, beginnt beim HSV wieder das große Zittern. Die Statistik spricht zwar klar für den Hamburger SV, nicht so aber die Bilanz im Unterhaus. In Liga 2 ist St. Pauli so etwas wie der Angstgegner der Rothosen. Anstoß zum zehnten Zweitliga-Derby ist am Freitagabend um 18:30 Uhr im Volksparkstadion.
HSV - St. Pauli im TV oder Livestream
Zu sehen gibt es das Spiel live ab 18:30 Uhr bei Sky.
HSV bangt erneut um den Aufstieg
Mittlerweile ist es fast schon Tradition, dass der Hamburger SV im Aufstiegskampf mit den Nerven zu kämpfen hat. Im ersten Jahr nach dem Abstieg war man bis zum 30. Spieltag Tabellenzweiter, doch mit nur einem Sieg aus den letzten neun Spielen vergeigte man sogar noch die Relegation. Im Jahr darauf verlief es ähnlich. Vom 2. bis zum 32. Spieltag rangierte Hamburg stets in den Top-Drei. Dann gab es zwei Niederlagen zum Abschluss und am Ende nur Rang vier. 2021 gab man die Tabellenführung am 23. Spieltag durch die Derby-Pleite gegen St. Pauli aus der Hand. Ein Rückschlag, von dem man sich nicht mehr erholte und nur noch vier der verbleibenden Spiele gewinnen konnte. Am Ende reichte es wieder nur zu Platz vier. Letzte Saison ging es immerhin bis auf den dritten Platz nach oben, nur um anschließend an der Relegation gegen die Hertha zu scheitern. Damals feierte man auch ein 2:1 daheim gegen St. Pauli. Es war der erste Heimsieg gegen den Stadtrivalen seit über 20 Jahren. Aufgestiegen ist man trotzdem nicht. Im Nachhinein betrachtet, hätte man gerne den umgekehrten Weg eingeschlagen. Niederlage im Derby, dafür Rückkehr ins Oberhaus. Vielleicht läuft es ja so in dieser Saison.
Der Sieg letzte Saison war einer der wenigen Erfolge der Rothosen im Unterhaus im Derby. Neunmal stand man sich gegenüber, nur zweimal ging der HSV als Sieger hervor. Fünfmal jubelte St. Pauli, zweimal gab’s ein Unentschieden. Gegen keinen anderen Klub hat der HSV in der 2. Bundesliga öfter verloren. Außerdem wurde nur eines der letzten sieben Derbys gewonnen. St. Pauli holte seitdem fünf Siege bei einem Unentschieden. Da ist es ganz natürlich, dass bei den Gastgebern bald wieder das große Zittern beginnen könnte. Mit den eigenen Fans im Rücken wird man jedoch alles versuchen, das nächste Derby zu gewinnen. Im eigenen Stadion sind die Hamburger seit sieben Spielen ungeschlagen, davon wurden sechs Begegnungen gewonnen. Mit neun Siegen, zwei Unentschieden und drei Niederlagen ist Hamburg das fünftbeste Heimteam der Liga. Trainer Tim Walter sagte im Vorfeld:
Es gibt nicht viele Stadtderbys im deutschen Profifußball. Deswegen ist es etwas ganz Besonderes. Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, dass unsere Farben glänzen. Wir müssen lernen, mit Fehlern umzugehen und unsere Schlüsse daraus ziehen. Das ist uns bisher gut gelungen und ich bin sicher, dass es uns weiter gut gelingt. Es geht darum, kühlen Kopf zu bewahren.
Fakten zum Spiel
- Der HSV konnte nur 2 von 9 Derbys seit dem Abstieg gewinnen (5N).
- Der HSV ist im eigenen Stadion seit 7 Spielen ungeschlagen (6S).
- Der HSV hat nur 3 der 14 bisherigen Heimspiele verloren (9 Siege).
- Pauli hat in der Rückrunde 10 der bisherigen 11 Spiele gewonnen (1N).
- Sowohl der HSV als auch St. Pauli kassierten am letzten Spieltag die 7. Saisonpleite.
St. Pauli nach Patzer aus der Spur?
Beim FC St. Pauli verlief die Saison bislang noch nicht so ganz nach Plan. Als Aufstiegskandidat gestartet lag man nach der Hinrunde nur einen Rang über dem Relegationsplatz. Nicht der Anspruch der Kult-Kicker vom Millerntor. Daher traf man die schwere Entscheidung, sich von Trainer Timo Schultz zu trennen. Ein Entschluss, der sich im Nachhinein als Glücksgriff herausgestellt hat. Unter dem neuen Trainer Fabian Hürzeler ging es kontinuierlich um zehn Plätze bis auf Rang fünf nach oben. Von den bisherigen elf Spielen wurden zehn in Folge gewonnen. Erst Eintracht Braunschweig konnte den Lauf am vergangenen Spieltag durch einen 2:1-Auswärtssieg beenden. Ausgerechnet daheim, ausgerechnet vor dem Derby eine bittere Niederlage für die Paulianer. Die Frage ist nun, wie reagiert der Klub darauf? Findet St. Pauli wieder in die Spur, oder versetzt ihnen der HSV einen weiteren Rückschlag im Aufstiegskampf. Noch einmal zur Erinnerung: Bei einem Sieg wäre Rang drei nur noch drei Zähler entfernt. Bei einer Niederlage wären es mindestens sieben und maximal neun Zähler Rückstand. Das wäre bei danach noch fünf ausstehenden Spielen kaum mehr aufholbar.
Der größere Druck liegt daher bei den Gästen vom Kiez. St. Pauli muss gewinnen, um die nächste Serie zu starten und sich noch zusätzliches Selbstvertrauen zu holen. Vielleicht kam die Pleite gegen den Aufsteiger aus Braunschweig auch genau zur rechten Zeit. Denn man hat gesehen, dass man die Konzentration hoch und den Ball flach halten muss. Ansonsten wird es auch gegen die Underdogs in der ausgeglichenen 2. Bundesliga richtig schwer. Gegen Hamburg wird es auch kein Selbstläufer, auch wenn der FCSTP das Hinspiel mit 3:0 gewinnen konnte. Die neu gewonnene Auswärtsstärke soll es richten. In der Hinrunde hat St. Pauli nicht ein Auswärtsspiel gewonnen und nur drei Punkte aus neun Spielen geholt. Nun wurden die ersten fünf Begegnungen im neuen Jahr gewonnen. Im Volkspark soll es wieder mit drei Punkten klappen. Dann ist der Traum vom Aufstieg auch bei den Kiez-Kickern mehr als berechtigt. Erst einmal aber den HSV wegballern. Hürzeler:
Wir treten gegen eine individuell sehr stark besetzte Mannschaft an. Unsere Prämisse wird sein, dass wir trotz der Spielstärke des HSVs unserem Spiel treu bleiben. Es ist wichtig, dass wir auch am Freitag bei diesem Spiel alle gemeinsam agieren und sich jeder aufeinander verlassen kann. Sei es auf dem Platz oder auf der Bank. Nur so können wir auch die schwierige Phasen des Spiels überstehen.
Voraussichtliche Aufstellungen
HSV
Heuer Fernandes
Heyer, David, Schonlau, Katterbach
Meffert
Reis, Benes
Jatta, Glatzel, Dompe
St. Pauli
Vasilj
Medic, Smith, Mets
Saliakas, Irvine, Hartel, Paqarada
Metcalfe, Daschner, Afolayan