Es ist ja nicht so, dass Horst Heldt ein schlechter Sportvorstand ist. Die Erfolge des FC Schalke 04 mit einigen Champions-League-Teilnahmen, hohe Transfererlöse wie der von Julian Draxler und eigentlich auch Leroy Sane sprechen für sich. Und für ihn.
Andre Breitenreiter ist kein schlechter Trainer. Der 42 Jahre alte Langenhagener hat sich regelrecht hochgekämpft, aus dem SC Paderborn eine Bundesliga-Mannschaft gemacht und hat auch bei den „Knappen“ über weite Strecken überzeugen können.
Ein neuer Wind auf Schalke
Mitnichten ist die Mannschaft des FC Schalke 04 in den letzten Jahren schwach aufgestellt gewesen. Bei vielen Transfers wurden die ebenfalls interessierte Konkurrenz ausgestochen, die Mannschaft war auf allen Positionen mindestens doppelt besetzt.
Nur war es so, dass man sich in Gelsenkirchen gedacht hat: „Weißte was, es geht vielleicht noch besser!“ Und man ersetzte Heldt durch Christian Heidel, Breitenreiter durch Markus Weinzierl und holte viele neue Gesichter wie Breel Embolo, Naldo, Nabil Bentaleb, Yevhen Konoplyanka und viele andere.
„Eine Katastrophe“
Und wie es auf Schalke so ist, erwartete man schon am ersten Spieltag ein Feuerwerk und idealerweise wäre man schon nach dem ersten Spiel sicher für die Champions League qualifiziert. Aber Schalke verlor in Frankfurt mit 0:1 und die Panik war perfekt. „Es wäre schlecht, wenn dieses das neue Schalke wäre. Vor allem die ersten 30 Minuten haben uns negativ überrascht und gezeigt, dass wir noch viel Arbeit haben“, sagte Heidel nach dem Spiel in Frankfurt. Weinzierl sprach gar von einer „Katastrophe“.
Ein königsblaues Dejá-vu also? Weinzierl spricht von einem möglichen „holprigen Start“, bedingt durch die schwierige Vorbereitung durch die EM 2016 und Olympischen Spiele in Rio. Aber auch wer weiß, dass die Uhren auf Schalke manchmal anders ticken und die Erwartungshaltung immens ist. Dass Klub-Legende Klaus Fischer schon nach einem Spiel vom Boulevard zum Panik-Interview bestellt wird, dokumentiert die Tragweite.
Bayern? Chance und Pech zugleich
Dass ausgerechnet jetzt der FC Bayern kommt, ist Pech und Chance zugleich. Pech, weil die Bayern – trotz Sparflammen-Leistung – gegen Werder Bremen mit 6:0 in die Saison gestartet sind und gerade unter Carlo Ancelotti entfesselt wirken. Dass die Schalker, die gerade in der Anfangsphase in Frankfurt defensive Stabilität vermissen ließen, dagegenhalten, erscheint nach ersten Eindrücken eher unrealistisch.
Aber auch Chance: Zum einen sah Weinzierl in Frankfurt kein Auf-, sondern ein Einstellungsproblem, dass sich nach eigenen Angaben reparieren lässt und zum anderen darf er auf die Neuen setzen: Nabil Bentaleb, Benjamin Stambouli und Yevhen Konoplanyka sind bereit für die Bayern. Gerade das Zentrum, in dem die Bayern so stark sind, sollte diesmal etwas mehr Gegenwehr erfahren. Und wer weiß, vielleicht wird es ja der Neustart im Neustart.
Mein Tipp
Ich traue Schalke zu, in dieser Saison für Furore zu sorgen. Markus Weinzierl wird die richtigen Mittel finden und mit Christian Heidel hat er jemanden an seiner Seite, der die nötige Ruhe und Rückendeckung dafür liefern wird. Gegen die Bayern kommt ein Erfolgserlebnis aber noch zu früh – dafür sind die Münchener noch zu stark. Ich schätze, dass die Bayern wieder klar gewinnen werden.