Schön langsam geht es ans Eingemachte. Nur noch vier Testspiele hat die deutsche Nationalmannschaft vor der EM im eigenen Land zu absolvieren. Jetzt geht es darum, die Stimmung anzuheizen und die Fans wieder hinter der DFB-Auswahl zu vereinen. Nach dem Remis gegen Mexiko (2:2) und den Pleiten gegen die Türkei (2:3) und Österreich (0:2) keine leichte Aufgabe, denn der nächste Gegner ist kein Geringerer als Frankreich. Beim Weltmeister von 2018 ist Deutschland mal nicht favorisiert und ein Sieg wird nicht unbedingt erwartet. Doch genau das wäre jetzt notwendig, um das Feuer zu entfachen und zu zeigen, wir sind auch eine Nation, die man bei der Euro auf dem Zettel haben muss. Anstoß ist um 21:00 Uhr im Groupama Academy Stadium in Décines-Charpieu bei Lyon.
Frankreich – Deutschland im TV oder Livestream
Zu sehen gibt es das Spiel live ab 21:00 Uhr im ZDF.
Frankreich eine Nummer zu groß?
Die Franzosen sind auch in Deutschland wieder einer der Top-Favoriten auf den Titelgewinn. Überraschend kommt das natürlich nicht. Der Kader der Equipe ist vom Tor bis zum Angriff hochkarätig mit Superstars besetzt. Außerdem hat man in den großen Turnieren zuletzt meist überzeugt. EM-Zweiter 2016, Weltmeister 2018 und Vizeweltmeister 2022. Nur bei der kontinentalen Euro 2021 schied man bereits im Achtelfinale aus. In Deutschland will man wieder um den dritten Titel nach 1984 und 2000 mitspielen und zu den Rekordsiegern aus Deutschland und Spanien aufschließen. Die Quali lief schon mal recht vielversprechend. Acht Spiele, sieben Siege und nur ein Unentschieden. Wobei man sich das Remis am letzten Spieltag gegen Griechenland (2:2) locker leisten konnte. Da standen die Franzosen schon als Gruppensieger vor den Niederlanden fest.
Seit dem verlorenen WM-Finale 2022 gegen Argentinien (3:4 i.E.) haben Les Bleus zehn Länderspiele absolviert, acht gewonnen und nur eines verloren. Das war beim 1:2 im September in Dortmund gegen die DFB-Auswahl. Dafür will man sich jetzt natürlich revanchieren und bis zum Start der Euro ungeschlagen bleiben. Im eigenen Land ist die Bilanz gegen Deutschland richtig gut. Von 14 Spielen wurden neun gewonnen und nur zwei verloren. Das letzte Heimspiel haben die Franzosen übrigens mit 14:0 gewonnen. Der Gegner war zwar „nur“ Gibraltar, aber auch so ein Spiel muss man erst mal in dieser Höhe gewinnen. Das zeigt die Qualität der Franzosen vor allem in der Offensive. Gegen die wackelige DFB-Hintermannschaft ein entscheidender Vorteil.
Fakten zum Spiel
- Frankreich feierte seit dem WM-Finale 2022 8 Siege in 10 Spielen (1U, 1N).
- Frankreich hat daheim 9 von 14 Spiele gegen Deutschland gewonnen (3U, 2N).
- Deutschland hat nur 2 der letzten 10 Länderspiele gewonnen und 6 verloren.
- Deutschland konnte nur 1 der letzten 7 Länderspiele gegen Frankreich gewinnen (2U, 4N).
- Deutschland hat nur in 2 der letzten 22 Länderspiele kein Gegentor kassiert.
Deutschland mit neuer Ausrichtung
Vier Spiele hat Julian Nagelsmann jetzt als Bundestrainer absolviert. Zwar ist man beim DFB fest vom 36-Jährigen überzeugt, die Ergebnisse stimmen allerdings noch nicht. Nur sein Debüt gegen die USA Mitte Oktober konnte Nagelsmann mit 4:1 gewinnen. Es folgten das Remis gegen Mexiko und die beiden Niederlagen gegen die Türkei und Österreich. Da überrascht es nicht, dass der Bundestrainer noch einmal neues Personal ausprobieren will. Für die Tests gegen Frankreich und die Niederlande hat er sechs neue Spieler nominiert. Alexander Pavlovic vom FC Bayern und Jan-Niklas Beste vom 1. FC Heidenheim mussten sich krankheits- bzw. verletzungsbedingt schon wieder abmelden. Die drei Stuttgarter Maximilian Mittelstädt, Deniz Undav und Waldemar Anton sowie der Hoffenheimer Maximilian Beier dürfen sich beweisen. Hinzu kommt Rückkehrer Toni Kroos, der im Mittelfeld wohl gesetzt sein dürfte. Manuel Neuer, der gerade erst als Nummer eins für die EM bestätigt wurde, ist nicht dabei und wird durch Marc-Andre ter Stegen ersetzt.
Im Grunde sollte es egal sein, wer am Samstag in Lyon auf dem Feld stehen wird. Vielleicht ist sogar das Ergebnis zweitrangig. Vielmehr geht es um eine überzeugende Leistung und darum, endlich wieder als Einheit aufzutreten. Da taten sich die Deutschen zuletzt schwer. Vielmehr sah es nach einer Ansammlung von Individualisten aus, die nicht so recht zusammenpasst. Das war jedoch nicht nur unter Nagelsmann der Fall. Wenn man nur zwei der letzten zehn Spiele gewinnen konnte, sind die Probleme schon tiefgreifender. Sechsmal ging man in diesem Zeitraum als Verlierer vom Feld.
Das liegt in erster Linie am Defensivverhalten. In nur zwei der letzten 22 Spiele stand hinten die Null. Wenn dann auch mal der Angriff schwächelt wie beim 0:2 in Österreich, braucht man sich nicht wundern, wenn man mal wieder mit leeren Händen dasteht. Vielleicht wird es ja mit Kimmich hinten rechts und Arbeiter wie Anton in der Innenverteidigung besser. Doch dafür muss auch Unterstützung aus dem Mittelfeld kommen. Toni Kroos soll’s richten. In Frankreich wird die Hintermannschaft definitiv was zu tun bekommen. Eine echte Bewährungsprobe eben gegen ein Land, das man in den letzten sieben Duellen nur einmal besiegen konnte. Auch die Gesamtbilanz ist aus Sicht der Deutschen mit zehn Siegen und 15 Niederlagen nach 33 Spielen negativ.
Voraussichtliche Aufstellungen
Frankreich
Maignan
Clauss, Pavard, Hernandez, Theo
Tchouameni, Camavinga, Rabiot
Dembelé, Giroud, Mbappé
Deutschland
ter Stegen
Kimmich, Tah, Rüdiger, Mittelstädt
Kroos, Groß
Gündogan
Wirtz, Musiala
Havertz