Es ist das vorgezogene Finale, wenn der FC Bayern und Borussia Dortmund am Mittwochabend in der Vorschlussrunde des DFB Pokals aufeinandertreffen. Es ist mittlerweile schon sechs Jahre her, dass keiner dieser beiden Klubs das Endspiel erreichte. Klar, dass unter diesen Umständen beide wieder von der Reise nach Berlin träumen. Die Bayern sind im Heimspiel vermeintlich im Vorteil. Dortmund ist nach der 1:4-Klatsche in der Liga aber heiß auf Revanche. Dass die Münchner nicht unbesiegbar sind, wurde in den vergangenen Wochen mehr als deutlich.
Vier Pflichtspiele in Folge konnten die Bayern nun schon nicht mehr gewinnen. Das hat es in dieser Saison noch nicht gegeben und ausgerechnet in der heißen Phase kann man einen derartigen Durchhänger an der Isar so gar nicht gebrauchen. Die Gastgeber mussten ja schon das Viertelfinal-Aus in der Champions League verkraften. Da will man jetzt wenigstens das nationale Double holen. Dortmund will sich in der Allianz Arena aber kein zweites Mal in dieser Spielzeit vorführen lassen.
Dortmund mit aufsteigender Form
Die durchwachsenen Leistungen der Hausherren spielen den BVB vielleicht in die Karten. „Dass das Momentum bei uns ist, fühlen wir schon“, sagte Dortmund Trainer Thomas Tuchel auf der Pressekonferenz zum Spiel und schickte gleich eine Kampfansage an den großen Rivalen hinterher: „Wir sind bereit für ein großes Match, für die bestmögliche Leistung.“
Zuversichtlich stimmt Tuchel die zuletzt gezeigte Leistung gegen Mönchengladbach (3:2). Seine Mannschaft scheint das einschneidende Ereignis vor dem Champions-League-Hinspiel gegen Monaco mittlerweile überwunden zu haben. Auf dem Platz weiß der BVB wieder zu überzeugen. Das und das letzte Aufeinandertreffen in München sollen den Weg für ein Schwarz-Gelbes Fußballfest ebnen.
Tuchel sieht in der 1:4-Niederlage aus der Bundesliga nämlich sogar einen Vorteil. Seine Mannschaft hat die Pleite sogar gebraucht, um die nötigen Lehren aus dem Spiel zu ziehen. Jetzt wollen sie den Spieß umdrehen. Außerdem lastet der Druck zur Zeit ganz klar auf dem Rekordmeister: „Bayern hat auf jeden Fall mehr zu verlieren. Wir können ihnen die Saison ein Stück weit vermiesen“, führte Tuchel weiter aus.
Reus als Mutmacher
Außerdem geht es für den BVB ja auch um Revanche. Letzte Saison trafen die beiden Klubs in Berlin aufeinander. Die Bayern setzten sich erst im Elfmeterschießen durch. Diesmal will der BVB der lachende Sieger sein. Das Saisonziel ist für Dortmund nicht anders als für die Münchner. In die Hauptstadt zu fahren, „um diesmal dort zu gewinnen“. Es wäre der erste Titel in Tuchels Trainerkarriere.
Personell kann der frühere Mainzer fast aus dem Vollen schöpfen. Der beim letzten Duell schmerzlich vermisste Marco Reus ist diesmal wieder dabei. Nur Marc Bartra, Mario Götze, Nuri Sahin und Andre Schürrle müssen am Mittwochabend verletzungsbedingt zuschauen.
Madrid endlich aus den Köpfen?
Und bei den Bayern? Da führt natürlich kein Weg am Double vorbei. Die Meisterschaft sollte nicht mehr in Gefahr sein. Im Pokal reicht aber ein schwaches Spiel, und der Titel ist dahin. Nach dem Aus in der Königsklasse hat die Partie gegen den BVB noch einmal an Bedeutung dazugewonnen. Um ins Finale einzuziehen, muss die Mannschaft von Carlo Ancelotti aber ein anderes Gesicht zeigen als beim mageren 2:2 am vergangenen Wochenende gegen Mainz.
Die Niederlage in Madrid schien den Bayern immer noch nachzuhängen. Jetzt ist aber keine Zeit mehr, zu jammern. Abhaken und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Und das ist am Mittwoch die Borussia. Ancelotti versicherte schon mal: „Wir haben Real vergessen, wir fokussieren uns auf Dortmund.“ Alles andere wäre auch fatal. Dortmund war in der Liga vielleicht kein Gegner auf Augenhöhe, doch im Pokal werden die Karten neu gemischt.
Wie eng es zwischen den Bayern und Dortmund immer zuging, verdeutlichen die letzten Duelle im Pokal. Diese gingen allesamt in die Verlängerung oder ins Elfmeterschießen. Seit 2012 kamen zweimal die Dortmunder und dreimal die Bayern weiter. Phillip Lahm war immer dabei. Dem scheidenden Kapitän ist bewusst: „Wir müssen hundert Prozent abrufen, um Dortmund zu schlagen.“
Bayern wollen Entscheidung nach 90 Minuten
Vor allem in der Defensive müssen die Hausherren höllisch aufpassen. Mit David Alaba droht eine wichtige Stütze in der Viererkette auszufallen. Auch das Fehlen von Manuel Neuer ist nicht so leicht zu kompensieren. Der Nationalkeeper kann in jedem Spiel den Unterschied ausmachen. Diesmal muss Sven Ulreich die Kohlen aus dem Feuer holen. Immerhin sind Jerome Boateng, Mats Hummels und Javi Martinez fit und bereit für den Fight.
In der Offensive baut Ancelotti wieder auf die Rib-Rob-Flügelzange und Robert Lewandowski. Das Trio hat den BVB in der Liga im Alleingang abgeschossen. Arjen Robben erinnert sich nur zu gerne daran. Der Niederländer will am Mittwoch wieder eine ähnliche Leistung seiner Mannschaft sehen. „Wir müssen Gas geben, dann bin ich überzeugt, wird es nur einen Sieger geben.“
Nur soll dieser bitte schon nach der regulären Spielzeit feststehen. An das letzte Pokal-Duell in München haben die Bayern nämlich keine guten Erinnerungen. Damals schieden sie im Elfmeterschießen aus. Xabi Alonso und Philipp Lahm versagten vom Punkt. Auch Lahm hat darauf keine Lust mehr: „Wir wollen es nicht wieder soweit kommen lassen.“ Na dann ist doch alles angerichtet für spannende 90 Minuten.
Statistiken:
Die letzten 5 Spiele:
FC Bayern:
U 2:2 Mainz (Liga)
N 2:4 n.V. Real Madrid (CL)
U 0:0 Leverkusen (Liga)
N 1:2 Real Madrid (CL)
S 4:1 Dortmund (Liga)
Dortmund:
S 3:2 Mönchengladbach (Liga)
N 1:3 Monaco (CL)
S 3:1 Frankfurt (Liga)
N 2:3 Monaco (CL)
N 1:4 FC Bayern (Liga)
Die Head-to-Head-Statistik:
Wett-Tipps: Hättest Du’s gewusst?
- In 5 von 9 Pokal-Duellen (u.a. in den jüngsten 3) ging es in die Verlängerung und 3-mal entschied das Elfmeterschießen (dabei 2-mal für den BVB).
- Bayern ist seit fast 5 Jahren bzw. 27 DFB-Pokal-Spielen unbesiegt (nach 90 oder 120 Minuten) – die letzte „echte“ Niederlage gab es im Finale 2012 (2-5 gegen Dortmund).
- Dortmund setzte sich nur in 1 der letzten 21 Pokal-Auswärtsspiele nicht durch – beim 0-1 beim FC Bayern im Viertelfinale 2012/13.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
FC Bayern: Ulreich – Lahm, Boateng, Hummels, Alaba – Xabi Alonso – Robben, Thiago, Vidal, Ribery – Lewandowski
Dortmund: Bürki – Piszczek, Sokratis, Bender – Durm, Castro, Weigl, Guerreiro – Dembele, Reus – Aubameyang
Mein Tipp:
Den Durchhänger der Bayern wollen die Dortmunder diesmal eiskaltnutzen und sich den Traum von Berlin erfüllen. Es wird verdammt schwierig und richtig eng, doch diesmal schlägt Dortmund zurück und wird knapp in München gewinnen. Mein Tipp ist ein 2:1 für die Borussia. Die Quote für einen BVB-Sieg: 2,17. Mehr als 2,5 Tore: 1,35.