B-Elf? Angesichts der starken Leistungen der deutschen Nationalmannschaft beim Confed Cup in Russland ist kann davon keine Rede mehr sein. Der Einzug ins Halbfinale war bereits ein großer Erfolg. Dass die jungen Kicker ohne zahlreiche Weltmeister im Team jetzt sogar am Sonntag gegen Chile das Finale bestreiten, ist schon fast eine Sensation. Nur die Wenigsten haben der Mannschaft von Jogi Löw bei diesem Turnier etwas zugetraut. Jetzt haben sie das geschafft, was noch keine DFB-Auswahl zuvor geschafft hat. Sie stehen beim Confed Cup im Finale. Dabei sein ist alles, zählt natürlich nicht. Jetzt soll es auch mit dem Titelgewinn klappen.
Regeln sind zum Brechen da
„Wir hatten eine sehr schöne Zeit hier. Jetzt geht es darum, diese Zeit noch zu vergolden“, kündigte der überragende Leon Goretzka vor dem Abflug nach St. Petersburg an. Dabei spielt es auch keine Rolle, dass der amtierende Confed-Cup-Sieger im Jahr darauf noch nie die WM gewinnen konnte. Einmal ist schließlich immer das erste Mal. Das wissen wir spätestens, seitdem Real Madrid den Titel in der Champions League verteidigen konnte.
Außerdem hat Deutschland selbst eine Erfolgsgeschichte geschrieben, die einen Platz in den Geschichtsbüchern verdient hat. „Wir waren auch die erste europäische Mannschaft, die in Südamerika eine WM gewonnen hat. Es ist schön, Regeln zu brechen“, erklärte Teammanager Oliver Bierhoff. War Deutschland in der Gruppenphase gegen Chile noch knapper Außenseiter, hat sich das mittlerweile geändert. Bei ODDSET sind sie mit einer Quote von 2,10 nun sogar knapper Favorit. Chile kommt auf eine Siegquote von 2,60.
Deutschlands kommende Weltmeister?
Viel wichtiger als der Turniersieg dürfte für den Bundestrainer aber die Erkenntnis sein, dass da eine Mannschaft auf dem Platz steht, die auch mit großen Gegnern mithalten kann und auch unter Turnierbedingungen funktioniert. Eine Mannschaft für die Zukunft. Einige Spieler werden wir sicher auch 2018 bei der WM wiedersehen. Jetzt im Finale kann sich noch einmal jeder empfehlen.
Bisher drückten vor allem Leon Goretzka und Timo Werner dem Turnier ihren Stempel auf. Beide führen mit drei Treffern die Torschützenliste an. Auch Lars Stindl konnte überzeugen, um nur einige zu nennen. Als ein Haufen von Individualisten sollte man die DFB-Auswahl aber nicht sehen. Nur als Mannschaft kann man erfolgreich sein. Das hat Deutschland eindrucksvoll beweisen. Jetzt gibt es nur noch ein Ziel. „Den Pokal zu gewinnen. Jeder wird sich noch einmal quälen“, versprach Kapitän Julian Draxler.
Vidal glaubt an Chiles Triple
Noch liegen aber mindestens 90 Minuten zwischen Deutschland und dem Turniersieg. Und geht es nach „Prophet“ Arturo Vidal, ist der Titelgewinn fest für die Chilenen reserviert. Der Bayern-Star sagte zu Kumpel Joshua Kimmich schon in der Gruppenphase, man werde sich im Endspiel wiederbegegnen. Damit hat der Krieger rechtbehalten. Jetzt sagte er voraus, Chile werde dieses „tolle Finale gewinnen“. Gut, was soll er sonst anders sagen? Die Südamerikaner fahren schließlich nicht zum Sightseeing nach St. Petersburg. Ob es aber zum ersten Pflichtspielsieg gegen die Deutschen reicht, muss sich erst noch herausstellen.
Fußballerisch agieren die Chilenen mindestens auf Augenhöhe. Im laufenden Turnier zeigten sie sich außerdem in der Defensive richtig gut aufgestellt. Bis ins Endspiel kassierte der Südamerikameister nur zwei Gegentore. Deutschland konnte im Gegensatz dazu noch in keinem Spiel die Null halten. Sollten sie nun auch ihre Chancen verwerten, steht der DFB-Elf eine richtig schwere Aufgabe bevor. Im Halbfinale gegen Portugal agierten die Chilenen vor dem Tor bisweilen zu fahrlässig.
Im ersten Aufeinandertreffen in der Gruppenphase machten es die Chilenen besser. Alexis Sanchez traf schon nach sechs Minuten zur Führung. Stindl konnte noch vor der Halbzeit zum 1:1-Endstand ausgleichen. Es war der erste Punktgewinn der Chilenen gegen Deutschland in einem Pflichtspiel. Ansonsten gingen sie bei Weltmeisterschaften dreimal als Verlierer vom Platz. Können sie den Deutschland-Fluch brechen und das Turnier gewinnen, würden sie den dritten internationalen Titel binnen drei Jahren holen. 2015 hat Chile die Copa America gewonnen. 2016 die Copa Centenario.
Statistiken:
Die letzten 5 Spiele:
Chile:
S 3:0 i.E. Portugal (Confed Cup)
U 1:1 Australien (Confed Cup)
U 1:1 Deutschland (Confed Cup)
S 2:0 Kamerun (Confed Cup)
N 2:3 Rumänien (Test)
Deutschland:
S 4:1 Mexiko (Confed Cup)
S 3:1 Kamerun (Confed Cup)
U 1:1 Chile (Confed Cup)
S 3:2 Australien (Confed Cup)
S 7:0 San Marino (WM-Quali)
Der direkte Vergleich:
2 Siege Chile, 1 Unentschieden, 5 Siege Deutschland
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Chile: Bravo – Isla, Medel, Jara, Beausejour – Hernandez, Diaz, Aranguiz, Vidal – Vargas, Sanchez
Deutschland: Ter Stegen – Ginter, Rüdiger, Süle – Kimmich, Rudy, Goretzka, Hector – Stindl, Draxler – Werner
Mein Tipp:
Auch wenn ich Arturo Vidal widerspreche, aber im Finale des Confed Cups kann es für mich nur einen Sieger geben. Deutschland hat sich im laufenden Turnier von Spiel zu Spiel gesteigert. Das werden nun auch die Chilenen im Finale zu spüren bekommen. Wie es bei Turnieren bisher immer war, gibt es auch diesmal nichts für die Südamerikaner zu holen. Ich tippe auf einen Sieg des Weltmeisters nach 90 Minuten.