Pep Guardiola war gestern. Seit dieser Saison schwingt Carlo Ancelotti beim FC Bayern das Zepter. Doch wer ist der Italiener mit der markanten Augenbraue überhaupt? Einer der besten Trainer aller Zeiten, erfolgreicher Ex-Profi und Lebemann. Der 57-Jährige ist eine Bereicherung für die Bundesliga.
Beim FC Bayern wurde in diesem Sommer eine neue Ära eingeleitet. Mit Carlo Ancelotti hat der deutsche Rekordmeister den zweiten italienischen Trainer nach Giovanni Trapattoni verpflichtet. Einen Vergleich kann man zwischen den beiden Landsmännern aber nur auf sportlicher Ebene ziehen. Beide gehören zu den erfolgreichsten Trainern aller Zeiten. Ancelotti hat bereits dreimal die Champions League gewonnen. 2003 und 2007 führte er den AC Mailand zum Titel. 2014 konnte er das Kunststück mit Real Madrid wiederholen. Mehr internationale Pokale sammelten nur Trapattoni (5), Bob Paisley, Nereo Rocco und Sir Alex Ferguson (jeweils 4).
Don Carletto
Außerhalb des Platzes sind die beiden Italiener aber von Grund auf verschieden. Während Trapattoni in erster Linie wegen seiner Wutrede über „Flasche leer“ in Erinnerung bleibt, ist Ancelotti eher ein ruhiger Zeitgenosse, den nichts so schnell aus der Ruhe bringt.
„Mein Arsch ist erdbebensicher“
, schrieb Ancelotti in seiner im Mai erschienenen Autobiographie. Als Vorbild nimmt er sich dabei gerne Don Corleone in seinem Lieblingsfilm „Der Pate“. Eine „Führungspersönlichkeit, an der man sich orientieren kann, weil er von allen respektiert wird – von der Familie, den Freunden, den Leuten, die mit ihm zusammenarbeiten, und sogar von seinen Feinden.“
So ähnlich will auch Ancelotti auch seinen Führungsstil vermitteln: „Ich glaube, dass eine Führungskraft nicht herumbrüllen oder mit eiserner Faust regieren muss, um ihre Autorität zu behaupten. Es ist wirkungsvoller, Macht und Einfluss indirekt auszuüben. Es sollte sonnenklar sein, wer das Sagen hat – aber diese Einsicht muss das Ergebnis von Respekt und Vertrauen sein und nicht von Angst.“
Nur Fleisch und Pokale
Angst ist für Ancelotti kontraproduktiv. Der Italiener will seinen Profis Freiräume lassen und Spaß vermitteln. Das hat der in Reggiolo in der Region Emilio Reggiano geborene Sohn eines Landwirts auch beim Essen.
„Ich schlinge wie ein Pferd“
, sagte er schon vor sechs Jahren und brachte damit seine Vorliebe für Tortellini mit Mortadella zum Ausdruck. Passend dazu nannte er seine Memoiren in Italien „Preferisco la coppa“, was übersetzt „Ich bevorzuge den Pokal“ heißt. Coppa wird aber auch eine Schinkenwurst aus Ancelottis Heimat genannt. Dazu ein Glas Rotwein, und der neue Bayern-Coach ist zufrieden.
Ancelotti kann aber auch anders. Zwar hat der frühere Nationalspieler mit Weltstars wie Cristiano Ronaldo, Zinedine Zidane oder Zlatan Ibrahimovic stets einen guten Umgang gepflegt, doch ziehen seine Spieler nicht mit, wird der 57-Jährige ungemütlich.
Ancelotti mal anders
„Wütend werde ich, wenn Spieler sich nicht konzentrieren, wenn sie faul oder egoistisch sind“, erklärte er zuletzt gegenüber der „Welt“. Ancelotti hält seine Profis an der langen Leine, kennen sie aber ihre Grenzen nicht, werden sie vom neuen Don umgehend in die Schranken verwiesen. Das musste auch schon Franck Ribery erfahren, der die „dunkle Seite“ von Ancelotti am Rande des International Champions Cups in den USA zu spüren bekam. Ribery geriet im Test gegen Inter immer wieder mit Felipe Melo zusammen und ließ sich sogar zu einer Rangelei provozieren.
„Ich mag keine Spieler, die sich so verhalten“, erklärte Ancelotti bei der anschließenden Pressekonferenz. „Das habe ich ihm gesagt, und auch, dass er damit aufhören soll. Ich habe ihn heute zum Kapitän gemacht, das geht einfach nicht.“
Nur der Erfolg zählt
Zieht man mit Ancelotti mit, kann man mit dem Filmfan und Musikliebhaber aus Norditalien jede Menge Spaß haben. Tanzt man aber aus der Reihe, kann auch der pragmatische Erfolgstrainer ungemütlich werden. Schließlich hat er sich in München unbewusst schon vor seiner Unterschrift hohe Ziele gesetzt. Diese gilt es nun, zu erfüllen.
Bei den Bayern gewinne man die Meisterschaft aufgrund mangelnder Konkurrenz „mit den Händen in den Hosentaschen“, sagte er im Oktober vergangenen Jahres der „Gazzetta dello Sport“. Dann pack doch einfach den Pokal und die Champions League obendrauf Carlo! Schließlich ist es das Ziel, die Mannschaft im Vergleich zum Vorjahr wieder ein bisschen besser zu machen. Guardiola hat sich mit dem Double in Richtung Manchester verabschiedet.