Für kurze Zeit war Borussia Dortmund am Wochenende wieder einmal Tabellenführer der Bundesliga. Dass der BVB jetzt „nur“ als Tabellenzweiter zum Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League zum FC Chelsea reist, sollte die Truppe von Edin Terzic jedoch nicht wirklich stören. Schließlich hat man gerade erst das zehnte Pflichtspiel im neuen Fußballjahr absolviert und zum zehnten Mal einen Sieg gelandet. Das 2:1 im Topspiel gegen RB Leipzig war wieder einmal ein Statement der Westfalen und eine weitere Bestätigung, dass sie das derzeit formstärkste Teams aller europäischen Topligen sind. Das kann man vom kommenden Gegner aus London nicht unbedingt behaupten. Die feierten zwar ein 1:0 daheim gegen Leeds United, doch es war der erste Sieg nach drei Pleiten und sechs Spielen in Folge, in denen lediglich drei Unentschieden heraussprangen. Trotzdem gehen die Blues als knapper Favorit in die Begegnung. Anstoß ist um 21:00 Uhr an der Stamford Bridge.
Chelsea - Dortmund im TV oder Livestream
Zu sehen gibt es das Spiel live ab 21:00 Uhr bei Amazon Prime Video.
Chelsea und das Ende der Krise?
Fangen wir mal mit den Blues aus London an. Die sind spätestens seit Januar die neuen Transferkönige in Europa. Was die Engländer im vergangenen Transferfenster in den Kader gesteckt haben, geben andere Klubs in zehn Jahren nicht aus. Warum, ist natürlich schnell erklärt. In möglichst kurzer Zeit den größtmöglichen Erfolg zu erzielen, das liebe Geld soll es richten. Dass dies aber nur in der Theorie funktioniert, zeigt sich am Beispiel der Londoner nur zu gut. In der Premier League konnte Chelsea im neuen Jahr nur zwei von neun Spielen gewinnen. Mehr als Rang zehn ist auch nach dem Sieg über Leeds nicht drin. Im FA Cup wurde man von Manchester City mit 0:4 aus dem Stadion gefegt und jetzt droht das Aus in der Königskasse. Dabei sollte doch unter dem neuen Trainer Graham Potter alles besser werden. So kann man sich täuschen. Für die Blues wäre das Ausscheiden gegen den BVB der Super-Gau.
Dann droht den Engländern nämlich ein Jahr ohne internationalen Fußball. Und genau darauf könnte es jetzt hinauslaufen, wenn man die zweifelsohne vorhandene Qualität nicht bald auf den Rasen bringt. Vor allem offensiv finden die Blues derzeit kaum Lösungen. In den letzten elf Spielen gab es nur vier magere Tore. Zwei eigene Treffer gelangen Chelsea zuletzt in einem Spiel am 27. Dezember beim 2:0 daheim gegen Bournemouth und zwei Siege in Folge zuletzt im Oktober. Diesmal wird man mindestens zwei Tore brauchen, um das Spiel nach 90 Minuten zu entscheiden. Gegen den formstarken BVB wird das eine richtig schwere Aufgabe. Hoffnung macht jedoch die Tatsache, dass sich Chelsea auch von Auswärtspleiten in der Königsklasse nicht unbedingt aus der Ruhe bringen lässt. In den letzten sieben Anläufen kamen sie viermal weiter, obwohl sie das Hinspiel in fremden Stadien verloren haben. Hinzu kommt die starke Heimstatistik gegen Bundesligisten. Von zwölf Spielen ging nur eines verloren. Dem stehen neun Siege und zwei Unentschieden gegenüber. Daher hat man die Hoffnung auch noch nicht verloren. Graham Potter war auch mit der Leistung im Hinspiel ganz zufrieden, obwohl es nicht für ein Unentschieden gereicht hat:
Wir haben uns viele Torchancen erarbeitet, aber ich bin enttäuscht über das Gegentor, das wir kassiert haben. Ich fand, dass wir im zweiten Durchgang die dominierende Mannschaft waren. Es ist Halbzeit in diesem Duell und wir müssen uns neu sammeln für das Rückspiel.
Fakten zum Spiel
- Chelsea hat nur 1 der letzten 7 Pflichtspiele gewonnen (3 Unentschieden, 3 Niederlagen).
- Chelsea kam in den letzten 7 Anläufen 4 Mal weiter, wenn das Hinspiel auswärts verloren wurde.
- Chelsea hat gegen deutsche Klubs nur 1 von 12 Heimspielen verloren.
- Chelsea hat in den letzten 11 Spielen nur 4 Tore erzielt.
- Dortmund hat alle 10 Pflichtspiele in diesem Jahr gewonnen.
Dortmund Außenseiter mit besten Chancen
Über die Dortmunder Form im neuen Jahr muss man nicht viel sagen. Wer zehn Pflichtspiele absolviert und zehn Siege holt, der ist einfach nur überragend drauf. So sieht es derzeit bei den Dortmundern aus. Dabei waren die Gegner alles andere als nur Laufkundschaft. Unter anderem war ein 2:1 gegen Leipzig dabei, ein 5:1 gegen die starken Freiburger, ein 2:0 in Leverkusen oder auch das 1:0 im Hinspiel gegen Chelsea. Da wäre für die Blues zwar auch ein Tor drin gewesen, wer aber kämpft und bis zur letzten Minute alles gibt, der hat dann eben auch mal das nötige Glück auf seiner Seite. Sollte der BVB in London ähnlich konsequent und zielstrebig auftreten, dann haben sie auch gute Chancen, zum vierten Mal seit dem Finaleinzug 2013 wieder die Runde der letzten Acht zu erreichen.
Dass man gerade erst den vereinsinternen Rekord von acht Ligasiegen in Folge aus der Saison 2011/12 eingestellt hat, sollte nicht unbedingt von Nachteil sein. Auch nicht, dass der BVB in den letzten acht Spielen jeweils das erste Tor der Partie erzielt hat. Schlecht ist dagegen die Bilanz in englischen Stadien. Die letzten fünf Gastspiele bei Klubs aus der Premier League hat die Borussia verloren und überhaupt nur vier von 16 gewonnen (11 Niederlagen). Ein Erfolg in London ist daher trotz der bestechenden Form alles andere als sicher. Zumal den BVB derzeit einige Verletzungssorgen plagen. Unter anderem fällt mit Karim Adeyemi der Siegtorschütze aus dem Hinspiel aus. Zudem droht mit Gregor Kobel der sichere Rückhalt der Dortmunder die Partie mit einer Hüftverletzung zu verpassen. Wie wichtig der Schweizer für die Borussia ist, stellte auch Trainer Edin Terzic noch einmal heraus. Gleichzeitig erinnerte er an das Hinspiel:
Es war auch ein bisschen Glück dabei und wir hatten einen hervorragenden Torwart. Chelsea hat eine unglaubliche Qualität in der Offensive, aber Gregor ist in herausragender Form und wir wissen, dass wir uns auf ihn verlassen können, wenn es eng wird.
Voraussichtliche Aufstellungen
Chelsea
Kepa
Chalobah, Koulibaly, Fofana
James, Kovacic
Fernandez, Chilwell, Mudryk, Joao Felix
Havertz
Dortmund
Kobel
Wolf, Süle, Schlotterbeck, Guerreiro
Can, Salih Özcan
Brandt, Bellingham, Reus
Haller