Deutschland in Island: Erinnerungen werden wach

Deutschland in Island: Erinnerungen werden wach

Nach dem überzeugenden 6:0 gegen Armenien hat sich Deutschland den ersten Platz in der Qualifikationsgruppe J zurückerobert. Nun geht es am Mittwoch weiter nach Island. Dort hielt Rudi Völler einst seine legendäre Wutrede. Hat auch Hansi Flick Grund dazu, oder wird’s ein weiterer klarer Sieg?

Endlich wieder ganz oben: Nach dem starken Auftritt in Stuttgart gegen Armenien hat Deutschland die Führung in der WM-Qualifikationsgruppe J übernommen. Den ersten Platz gilt es nun erfolgreich zu verteidigen. Am Mittwoch führt die Reise nach Island. Die Gastgeber stehen mit nur vier Punkten aus fünf Spielen schon richtig unter Druck. Es wird keine leichte Aufgabe in Reykjavik. Dort hatten die Deutschen schon einmal große Probleme. Das 0:0 in der EM-Qualifikation 2003 führte zu Rudi Völlers legendärer Wutrede. Der Weißbier Waldi ist noch heute in bester Erinnerung. Wird auch Hansi Flick nach dem Spiel in Erklärungsnot sein, oder fackelt seine Mannschaft ein weiteres Feuerwerk ab? Anstoß ist um 20:45 Uhr im isländischen Nationalstadion Laugardalsvöllur.

Island - Deutschland im TV oder Livestream

Zu sehen gibt es das Spiel live ab 20:45 Uhr bei RTL.

Der steile Abstieg von Island

Die Isländer haben sich in den vergangenen Jahren einen Namen in Europa gemacht. Bei der Euro 2016 in Portugal spielten sie als großer Underdog befreit auf. Fans und Mannschaft der Nordeuropäer begeisterten den ganzen Kontinent. Der Hype führte die Isländer bis ins Viertelfinale. Auch bei der WM 2018 in Russland war man dabei, doch da kam man nicht mehr über die Gruppenphase hinaus. Für die EM 2020 konnten sich die Isländer nicht mehr qualifizieren und auch jetzt sieht es ganz danach aus, als würde das kommende Großereignis in Katar ohne die Wikinger stattfinden. Das Sportliche ist beim Gastgeber nämlich schon seit längerer Zeit in den Hintergrund gerückt. Verbandspräsident Gundi Bergsson ist bereits zurückgetreten. Auch der Vorstand und die Geschäftsführerin wurden beurlaubt. Außerdem stehen einige Spieler im Fokus der Justiz.

Aber zurück zum Geschehen auf dem Platz. Da läuft es für die Isländer wie schon erwähnt seit längerer Zeit nicht mehr rund. Seit dem Jahr 2020 wurden nur noch fünf von 18 Länderspielen gewonnen. Und zwar gegen Kanada, El Salvador (jeweils 1:0), Rumänien (2:1), das Quali-Spiel gegen Liechtenstein (4:1) und in Juni ein Test gegen die Färöer (1:0). Dem stehen elf Niederlagen und zwei Unentschieden gegenüber. Was allerdings nach wie vor für die Isländer spricht, ist ihr Kampfgeist. So wurde zuletzt nach einem 0:2-Rückstand gegen Nordmazedonien noch ein 2:2-Unentschieden erkämpft. Gegen die hat Deutschland ja bekanntlich mit 1:2 verloren. Dennoch wäre es eine echte Überraschung, wenn für die Gastgeber wie 2003 ein Punkt gegen den vierfachen Weltmeister herausspringen würde, zumal Leistungsträger wie Gylfi Sigurdsson, Kolbeinn Sigthorsson oder Alfred Finnbogason nicht dabei sein werden.

Fakten zum Spiel:

  • Deutschland hat gegen Island noch nie verloren (4 Siege, 1 Unentschieden).
  • In diesen fünf Spielen hat Deutschland nur ein Gegentor zugelassen und 14 geschossen.
  • Bei allen vier Siegen lag Deutschland schon zur Pause in Führung.
  • Island hat nur drei der letzten 16 Länderspiele gewonnen.
  • Deutschland kommt seit 2020 auf neun Siege in 19 Länderspielen (6 Unentschieden, 4 Niederlagen).

Deutschland wie einst die Bayern?

Was wurde nach dem 2:0 über Liechtenstein schon wieder über die Nationalmannschaft diskutiert. Ist der Kader doch nicht so gut wie angenommen? Ist spielerisch selbst gegen einen Fußballzwerg wie Liechtenstein nicht mehr drin? Kann es Hansi Flick womöglich doch nicht im Alleingang richten? Die Antworten auf diese Fragen gaben die Nationalspieler gegen Armenien auf dem Platz. 6:0, überzeugender Offensivfußball und Dominanz wie in alten Tagen. Deutschland hat endlich mal wieder ein starkes Länderspiel abgeliefert und die Kritiker zum Schweigen gebracht. Das zählt auch für Spieler wie Leroy Sane, die ihr großes Potential endlich mal wieder auf dem Platz bringen konnten. Genau so soll es jetzt am Mittwoch in Island weitergehen.   Gegen den kommenden Gegner wurden vier von fünf Länderspielen gewonnen. Nur 2003 unter Rudi Völler gab es in Reykjavik eine magere Nullnummer.

Null Tore, oder zumindest Gegentore stehen auch in der Ära Hansi Flick zu Buche. Das könnte auch am Dienstag der Fall sein , denn die Deutschen haben gegen Island erst einen Gegentreffer zugelassen. Damit fallen im Schnitt genau drei Tore pro Spiel. Bemerkenswert, da ja auch ein 0:0 dabei war. Daran ist am Dienstag wohl nicht zu denken. Dafür war der Auftritt gegen Armenien einfach zu gut. Das erinnerte schon fast ein bisschen an das Auftreten der Bayern unter Flick. Kann Deutschland jetzt nachlegen, könnte bald schon fast wieder sowas wie Euphorie um die Nationalmannschaft herrschen. Das hat es schon lange nicht mehr gegeben. Jetzt heißt es, bloß nicht wieder in alte Muster verfallen und sofort nachlegen. Dann sollten drei weitere Punkte in Richtung Katar 2022 eigentlich kein Problem sein.

Voraussichtliche Aufstellungen

Island

Runarsson

Saevarsson, Arnason, Bjarnason, Thorarinsson

Baldursson

Bjarnason, Johannesson

Anderson, Kjartansson, Gudmundsson

Deutschland

Neuer

Hofmann, Süle, Rüdiger, Gosens

Kimmich, Goretzka

Gnabry, Havertz, Sane

Werner

Mein Tipp

Natürlich sollte man das 6:0 gegen Armenien nicht überbewerten. Ebenso wenig wie die Magerkost zuvor gegen Liechtenstein. Ich denke, die Isländer werden trotz all ihrer Probleme nicht einfach so im Vorbeigehen geschlagen. Trotzdem sollte sich Deutschland aufgrund der individuellen Qualität durchsetzen und Platz eins in der Gruppe verteidigen. Ich tippe auf ein 3:0 und bleibe damit der Tradition treu. Drei Treffer im Schnitt zwischen diesen beiden Mannschaften.

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