Der Hamburger SV hat sich nach drei Heimpleiten in Folge von Tim Walter getrennt. Am vergangenen Wochenende unterlagen die Rothosen mit 3:4 gegen Hannover 96 und rutschten auf den dritten Tabellenplatz ab. Die Verfolger aus Fürth, Hannover und Paderborn haben nur noch zwei bzw. drei Zähler Rückstand. Die Angst geht um rund um den Volkspark. Es wäre eine Riesenenttäuschung, würde man den Aufstieg jetzt zum sechsten Mal in Folge verpassen. Nun soll es ein 33-jähriges unbeschriebenes Blatt richten. Mit Merlin Polzin soll die Wende und der Aufstieg doch noch gelingen. Polzin war vorher Co-Trainer und ist als gebürtiger Hamburger fest mit dem Verein verwurzelt. Seine erste Aufgabe als Interimscoach wartet am Samstag in Rostock. Gegen die Kogge hat der HSV eine richtig gute Bilanz. Anstoß ist um 13:00 Uhr im Ostseestadion.
Rostock - Hamburg im TV oder Livestream
Zu sehen gibt es das Spiel live ab 13:00 Uhr bei Sky.
Rostock gegen den Angstgegner
Als sich der FC Hansa und der Hamburger SV in der Hinrunde gegenüberstanden, war es ein echtes Spitzenspiel. Rostock ist mit drei Siegen aus vier Spielen stark in die Saison gestartet und gastierte als Tabellenzweiter beim damaligen Spitzenreiter. Die Kogge unterlag an der Elbe mit 0:2 und befindet sich seitdem im freien Fall. Vom zweiten ging es bis auf den vorletzten Platz nach unten. Seitdem fuhren die Rostocker nur noch drei Siege ein, kassierten dafür aber satte zehn Niederlagen. Von den letzten acht Ligaspielen konnte auch nur noch eines gewonnen werden. Das allerdings im letzten Heimspiel gegen Elversberg (2:1). Es folgten ein 1:2 in Hannover und zuletzt die Nullnummer in Osnabrück. Zwar fehlen nur zwei Zähler zum 14. Tabellenplatz, doch auch die muss man erst einmal aufholen. Und ob man die Punkte jetzt ausgerechnet gegen Hamburg holen kann, darf zumindest bezweifelt werden. Die Rothosen haben sich in den letzten Jahren zu einem echten Angstgegner der Kogge entwickelt. Rostock hat acht der letzten neun Pflichtspielduelle gegen den HSV verloren. Den letzten Heimsieg gegen die Hamburger holte der FC Hansa im März 2004 zu gemeinsamen Bundesliga-Zeiten. Es wäre an der Zeit, die schwarze Heimserie endlich zu beenden.
Bisher ist die Bilanz im Ostseestadion noch negativ. Von zehn Ligaspielen hat der FC Hansa vier gewonnen, einmal unentschieden gespielt und fünf verloren. Mit 13 Punkten belegt man damit den vorletzten Platz der Heimtabelle. Offensiv war man bisher deutlich zu harmlos. Zwölf Heimtore werden ebenfalls nur von Osnabrück (10) unterboten. Trainer Mersad Selimbegovic weiß natürlich, dass das bisher zu wenig war. Nicht nur mit Blick auf das Heimspiel gegen den HSV, sondern auch auf den Klassenerhalt. Daher fordert er nun eine Reaktion seiner Spieler:
Wir haben lange und offen diskutiert, sind sehr selbstkritisch mit uns. Wir schulden unseren Fans eine bessere Leistung. Wenn die Jungs in den entscheidenden Situationen den Mut haben, dann traue ich uns zu, den HSV in unserem Wohnzimmer zu schlagen.
Fakten zum Spiel
- Rostock hat 8 der letzten 9 Duelle mit den HSV verloren.
- Im eigenen Stadion setzte es vier Pleiten in Folge gegen den HSV. Der letzte Sieg gelang vor knapp 20 Jahren.
- Rostock belegt mit 4 Siegen und 13 Punkten den vorletzten Platz der Heimtabelle.
- Der HSV hat bei den letzten 4 Siegen in Rostock immer mindestens 2 Tore erzielt.
- Der HSV hat die letzten 3 Heimspiele verloren, ist auswärts aber seit 4 Spielen ungeschlagen (3S, 1U).
Hamburg muss liefern
Der HSV hat Tim Walter zwei komplette Spielzeiten gegeben, um die Rückkehr in die Bundesliga zu realisieren. Beide Male schaffte man es in die Relegation, wo man gegen die Hertha und Stuttgart den Kürzeren zog. Jetzt sind die Hamburger wieder Dritter und Walter ist seinen Job los. Laut Sportvorstand Jonas Boldt waren es die Leistungsschwankungen, die Walter zum Verhängnis wurden. Wenn man drei Heimspiele in Folge verliert, kann man das mal so stehenlassen. Auswärts lief es zuletzt wesentlich besser. Auf das Unentschieden beim FC St. Pauli ließ der HSV drei Siege in Nürnberg, auf Schalke und bei der Hertha folgen. Auf Rang drei liegt man immer noch auf Schlagdistanz zu den direkten Aufstiegsrängen. Für die Rückkehr ins Oberhaus soll jetzt der bisherige Co-Trainer Merlin Polzin sorgen. 33 Jahre, gebürtiger Hamburger und seit 2020 fester Bestandteil des Trainerstabs. Sein großer Vorteil: Er kennt den Klub und die Spieler. Jetzt liegt es aber auch an den Profis, das Maximum herauszuholen und im sechsten Anlauf endlich in die Bundesliga zurückzukehren.
Den nächsten Schritt dazu will man in Rostock machen und die starke Bilanz gegen die Kogge weiter ausbauen. Die letzten vier Gastspiele im Ostseestadion hat der HSV gewonnen und dabei immer mindestens zwei Tore erzielt. Letzte Saison gewannen die Hamburger mit 2:0. Mit einem weiteren Sieg würde man die Verfolger auf Abstand halten und hätte sogar die Chance, an Holstein Kiel vorbeizuziehen. Bisher holte der HSV 16 Punkte aus elf Auswärtsspielen, gewann viermal und musste sich dreimal geschlagen geben. Nur Kiel (20), St. Pauli (19), Düsseldorf und Paderborn (je 17) fuhren in der Ferne mehr Zähler ein. Man wird eine gute Leistung brauchen, um die Statistik in Rostock noch weiter aufzubessern. Dem ist sich auch Polzin bewusst:
Hansa Rostock hat mit Mersad Selimbegovic einen erfahrenen Trainer, der auf eine interessant zusammengestellte Mannschaft zurückgreifen kann. Die Innenverteidigung mit Roßbach und Hüsing ist extrem abgeklärt, in der Offensive haben sie mit Pröger einen schnellen Spieler. Wir müssen unsere beste Leistung auf den Platz bringen, um dort zu bestehen.
Voraussichtliche Aufstellungen
Rostock
Kolke
Neidhart, Hüsing, Roßbach, Stafylidis
van der Werff
Pröger, Dressel, Ingelsson, Singh
Junior Brumado
Hamburg
Raab
van der Brempt, Ramos, Ambrosius, Muheim
Meffert
Pherai, Reis
Jatta, Glatzel, Dompé