„Augsburg verdrängt Nürnberg von der Spitze.“ Diese Schlagzeile stammt von Ende September 2017. Damals gewann Augsburg gegen Nürnberg glatt mit 4:0, damals lief der fünfte Spieltag in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Jetzt, Mitte Januar 2018, haben sich die Vorzeichen gewaltig geändert: „Spitze“ sind nach 40 Partien nur noch die Nürnberg Ice Tigers. Die Tiger aus Franken zeigen weiterhin ihre Krallen und thronen mittlerweile auf Platz eins. Dagegen sind die Augsburger Panther zu zahmen Kätzchen mutiert: Die bayerischen Schwaben sind mittlerweile auf Rang elf von 14 Mannschaften abgestürzt.
Augsburg schwächelt
Holte das Team von Mike Stewart aus den ersten fünf Spielen zwölf Punkte, also 2,4 Zähler pro Partie, so waren es in den darauffolgenden 35 Spielen nur noch 39 Punkte, sprich nurmehr 1,1 Zähler pro Partie. Den Tiefpunkt erreichte man zwischen 19. November und 3. Dezember, als sieben Begegungen in Folge verloren gingen. Trotzdem steht Stewart, seit 2015 Coach der Fuggerstädter, weiter hinter deren Bande.
Doch warum ist die Geduld des Ausgburger Managements um Legende Duanne Moeser noch nicht gerissen? Von jenen sieben Pleiten in Serie wurden fünf mit jeweils nur einem Tor Unterschied verloren – da war viel Pech dabei. Zudem zeigte die Formkurve zuletzt wieder nach oben: Seit besagter Niederlagenserie, an deren Ende übrigens das 2:3 in Nürnberg stand, feierte man in zwölf Partien acht Siege. Zuletzt gelangen gar drei Erfolge in Folge.
Darüber hinaus ist die Qualifikation für die Playoffs weiter möglich: Bei noch zwölf ausstehenden Spielen fehlen nur vier Punkte auf Rang zehn, auf dem momentan Bremerhaven liegt. Die Norddeutschen haben aber schon eine Partie mehr (41) als der AEV (40) absolviert. Fazit: Die Panther werden in Nürnberg nicht als Kanonenfutter des Spitzenreiters auflaufen – im Kampf um die Playoffs zählt jeder Punkt.
Nürnberg zuletzt Overtime-Champion
Ganz andere „Probleme“ haben derzeit die Ice Tigers: Die Franken möchten ihre Spitzenposition bis zum Vorrunden-Ende verteidigen, um sich die allerbeste Ausgangsposition für die Playoffs zu verschaffen.
Allerdings sind den Schützlingen von Rob Wilson, die stolze 84 Zähler aus 40 Spielen sammelten, zwei Teams dicht auf den Fersen: Serienmeister München (83/40) und die Eisbären Berlin (83/41).
Bemerkenswert: In den letzten acht Partien musste der Spitzenreiter gleich fünfmal in die Overtime – und gewann davon drei Spiele. Zwei Overtime-Partien lieferte man zuletzt ab: Zuerst rang man das aufstrebende Ingolstadt nach Verlängerung nieder (2:1), dann verließ man in Mannheim nach Penaltyschießen als Verlierer das Eis (2:3).
Doch „Sorgen“ muss man sich um die Mannschaft von DEL-Rekordtorjäger Patrick Reimer, besonders zuhause, nicht machen: Die letzten vier, beziehungsweise acht der letzten zehn Partien wurden in der Nürnberger Arena gewonnen. Folgt nun der nächste Erfolg, im Derby gegen Augsburg?
Nürnberg: Stärken und Schwächen
Stärken: Zweifelsohne die Defensive. Nur 90 Gegentore ließen die Ice Tigers bislang zu – Ligaspitze!
Zudem sind die Torhüter Niklas Treutle und Andreas Jenike statistisch gesehen die Besten ihres Fachs: Treutle kommt auf 94,33 % Fangquote, Jenike hat 93,18 Prozent aller Schüsse auf sein Tor gehalten. Weiterer DEL-Topwert: Die Bullies. 53,73 Prozent aller Anspiele gewinnen die Ice Tigers. Noch ein Pluspunkt: Der erste Nürnberger in der Scorerliste liegt nur auf Rang 24 (Philippe Dupuis). Pluspunkt? Ja, weil: Die Last des Toreschießens verteilt sich auf viele Schultern – das macht Nürnberg unberechenbar!
Schwächen: Viele sind es nicht. Beim Powerplay hakt es etwas: Nur 15,45 Prozent aller Überzahl-Spiele konnten in Tore umgemünzt werden – nur Rang zehn in der Liga.
Augsburg: Stärken und Schwächen
Stärken: Mit der Verpflichtung von Keeper Olivier Roy vom Zweitligisten Crimmitschau kehrte mehr Ruhe in der Defensive ein – und es endete zugleich die Niederlagenserie von sieben Spielen. Der Kanadier hat einen maßgeblichen Anteil daran, dass es zuletzt wieder bergauf ging. Weiterer AEV-Pluspunkt: Das Powerplay. Der Wert von 22,84 % ist DEL-Spitze! Und: Trevor Parkes. Der 1,90 Meter große Kanadier liegt mit 19 Toren auf Rang vier der Torschützenliste.
Schwächen: Das Unterzahlspiel. 25 Gegentore in 113 Versuchen des Gegners bedeuten Platz 13 in der DEL. Und: Die Anzahl der Gegentore auswärts. Mit 73 hat kein Team mehr Buden kassiert in der Liga. Des Weiteren: Enge Spiele, viele Pleiten. Deren Elf kassierten die Panther mit nur einem Tor Unterschied.
Letzte fünf Spiele Nürnberg:
2:3 n.P. in Mannheim
2:1 n.V. gegen Ingolstadt
3:2 gegen Iserlohn
2:3 n.V. in München
5:3 gegen Krefeld
Letzte Duelle:
3.12.17: AEV-NIT 2:3
31.10.17: NIT-AEV 2:1
22.9.17: AEV-NIT 4:0
21.3.17: NIT-AEV 5:3
19.3.17: AEV-NIT 0:3
Letzte fünf Spiele Augsburg:
3:2 n.V. in Düsseldorf
5:3 gegen Wolfsburg
3:1 gegen Bremerhaven
5:4 n.P. in Ingolstadt
2:4 gegen Berlin
Meine Prognose:
Normalerweise sind die Vorzeichen beim Duell Erster gegen Elfter klar: drei Punkte und klarer Heimsieg für Spitzenreiter Nürnberg in der regulären Spielzeit.
Doch vieles spricht für ein torarmes und engeres Resultat als oben angenommen:
- Die beiden letzten Duelle endeteten mit nur einem Tor Unterschied.
- In den letzten vier Spielen schoss Nürnberg in der regulären Spielzeit nie mehr als drei Treffer.
- In den letzten acht Spielen kassierte Augsburg nie mehr als vier Treffer in der regulären Spielzeit.
Mein Tipp: 3:2 für Nürnberg (reguläre Spielzeit). Tipp 0 bei Handicap-Sieger 0:1 (Quote 5,00) könnte daher aufgehen bzw. Tore Weniger als 5,5 (Quote 1,70).