Süd gegen Nord, Rot gegen Blau, Meister gegen Abstiegskandidat. Am Samstag steigt zum 106. Mal der Klassiker zwischen dem FC Bayern und dem Hamburger SV. Blickt man auf die letzten Ergebnisse, bräuchten die Hamburger gar nicht erst antreten. Drei Punkte für den Klassenerhalt wären auch diesmal eine echte Sensation. Aber hoffen darf man ja zumindest.
Es sieht ganz danach aus, als wäre es der letzte Nord-Süd-Klassiker für mindestens ein Jahr. Der erste Abstieg der Hamburger aus der Bundesliga wird immer wahrscheinlicher. Sieben Punkte fehlen zum Relegationsplatz. Dass man ausgerechnet beim FC Bayern in der Allianz Arena zum FSV Mainz verkürzen könnte, daran mag derzeit wohl niemand so recht glauben. Schließlich wartet der HSV seit dem 13. Spieltag auf den nächsten Sieg. In München ist die Bilanz noch schlimmer. Da konnte man seit elf Jahren keinen Dreier mehr landen. Die Hamburger können froh sein, nicht zweistellig von vom Rekordmeister abgefertigt worden zu sein. Die Niederlage in Grenzen halten. Das sollte eigentlich das Ziel sein. Aber was hat man schon zu verlieren?
Bayern-Bilanz gegen Hamburg macht Angst
Wenn man in München verlieren sollte, spielt es jetzt auch keine Rolle mehr, ob man mit einen 0:1 oder einem 0:8 nach Hause geschickt wird. 0:8? Wer denkt, das ist selbst für die Bayern unmöglich, der sollte sich mal die Ergebnisse der letzten Jahre vor Augen führen. So gingen nämlich gleich zwei Begegnungen zwischen diesen beiden Klubs in den letzten drei Spielzeiten aus. Dazwischen liegt ein 5:0. Dann liegen ein 9:2, ein 5:0 und ein 6:0 noch gar nicht so lange zurück. Allein in den letzten sieben Vergleichen in der Allianz Arena holten die Bayern 21 Punkte und erspielten sich ein Torverhältnis von 44:3! Sind im Schnitt über sechs Tore pro Spiel für den Rekordmeister. Vier oder mehr Treffer am Samstag wären daher nicht zu hoch gegriffen. Dafür gibt es eine Quote von 1,85. Gleichzeitig bietet sich ein Handicap-Sieg mit 0:1 für die Bayern an. Das bringt 1,3.
Ein Sieg der Hamburger in München wäre nicht nur deswegen eine Überraschung, weil Hamburg einfach einer Lieblingsgegner der Bayern ist, sondern auch, weil die Münchner so oder so (fast) jeden Gegner in der Liga aus dem Stadion fegen. Zehn Siege und zwei Unentschieden in den Heimspielen sind ein klarer Beleg dafür. Was man aber mit einem engagierten Auftreten in München erreichen kann, das zeigten zuletzt die Berliner. Auch die Hertha war klarer Außenseiter. Am Ende erkämpften sie sich ein 0:0 und beendeten so die Serie der Bayern von 14 Siegen in Folge. Ein kleiner Hoffnungsschimmer für den HSV. Obwohl die Münchner so gerne gegen den Rivalen aus dem Norden spielen, Unterstützung im Abstiegskampf wird man ihnen nicht geben. „Der HSV gehört zur Bundesliga, aber das ist ein sportlicher Wettbewerb, dem man sich immer wieder stellen muss“, betonte Trainer Jupp Heynckes. Heißt natürlich, die drei Punkte bleiben in München. Wenn dann muss sich Hamburg einen Sieg schon selbst verdienen.
Hollerbach bleibt zuversichtlich
Man kann es dem HSV ja nicht absprechen, dass sie es nicht versucht haben. Aber in den letzten 18 Anläufen gegen die Bayern reichte es gerade mal zu drei Unentschieden. Der letzte Sieg gelang im September 2009. Jetzt reisen sie als schwächste Rückrundenmannschaft (3 Punkte aus 8 Spielen) und als Schlusslicht der Auswärtstabelle (5 Punkte aus 12 Spielen) in die Arena. Wie soll man da gegen die Bayern bestehen? Sollten sie auch diesmal verlieren, fehlt nur noch ein Spiel, um den Vereins-Minusrekord der Saison 1966/67 einzustellen. Damals blieb der HSV 14 Mal in Folge sieglos. Aber wie es der Zufall so will, den Abwärtstrend stoppten die Rothosen ausgerechnet mit einem 3:1 in München. Also warum nicht noch einmal? Die Quote auf einen HSV-Sieg würde sich mit 15 doch richtig lohnen.
Hamburg muss einfach von Beginn an voll draufgehen. Dann könnte es vielleicht klappen. Wenn die Bayern anfällig sind, dann in der ersten halben Stunde. Da kassierten sie fünf ihrer letzten sechs Gegentore in der Liga. Hamburg erzielte sieben der 18 Saisontore im gleichen Zeitraum. HSV-Trainer Bernd Hollerbach weiß, dass die Aufgabe in München alles andere als einfach wird. Trotzdem ist er weiterhin vom Klassenerhalt überzeugt. „Es ist noch nichts entschieden. Mir macht die Art und Weise, wie wir auftreten Hoffnung und wir werden bis zum Schluss alles reinhauen“, sagte er auf der Pressekonferenz zum Spiel. Jetzt muss er nur noch seine Spieler überzeugen. Angst ist jetzt fehl am Platz. Das gilt auch für das Gastspiel in München.
Natürlich ist der FC Bayern die beste Mannschaft in Deutschland, wenn nicht sogar Europas. Dass es schwer wird, ist keine Frage. Wir waren in den vergangenen Wochen schon viel stabiler und mir geht es auch darum, dass wir mutig auftreten. Über das gute Defensivverhalten wollen wir dann die Chance suchen, nach vorne zu kommen.
Sollten die Bayern tatsächlich ihr blaues Wunder erleben und gegen Hamburg verlieren, wäre die Hoffnung in der Hansestadt auf den Klassenerhalt durchaus berechtigt. Wenn man den Rekordmeister schlagen kann, dann auch jede andere Mannschaft in der Liga.
Statistiken – die letzten 5 Spiele:
Voraussichtliche Aufstellungen – so könnten sie spielen:
FC Bayern: Ulreich – Kimmich, Boateng, Hummels, Alaba – Martinez – Müller, Vidal – Robben, Ribery – Lewandowski
Hamburg: Mathenia – Sakai, Papadopoulos, van Drongelen – Diekmeier, Jung, Walace, Douglas Santos – Jatta, Kostic – Schipplock
Mein Tipp:
Reicht es wirklich zum Wunder für den HSV? Ich kann es mir nicht vorstellen. Auch wenn Hollerbach eine Entwicklung bei seiner Mannschaft sieht, die Münchner sind einfach eine Nummer zu groß. Der HSV kann zufrieden sein, nicht aus dem Stadion gefegt zu werden. Ich rechne mit einem klaren Sieg der Bayern, der aber nicht so hoch ausfallen wird, wie in den vergangenen Jahren. Ein 3:0 ist für den Rekordmeister trotzdem drin. Dafür gibt es eine Quote von 6. 2-3 Tore bringen eine Quote von 2.