Am Samstag ist es wieder so weit. Bayern München trifft im Klassiker auf Borussia Dortmund. Diesmal jedoch mit unterschiedlichen Vorzeichen. Die Münchner befinden sich nur in der Rolle des Verfolgers. Der BVB hat einen Zähler Vorsprung. Macht Schwarz-Gelb einen großen Schritt in Richtung Meisterschaft, oder stößt Thomas Tuchel seinen Ex bei der Premiere in München vom Thron?
In einer turbulenten Länderspielpause hat sich der FC Bayern von Trainer Julian Nagelsmann getrennt. Man sah die Saisonziele in ernsthafter Gefahr. Vor allem die elfte Meisterschaft in Folge in der Bundesliga. Schließlich sind die Bayern nach 25 Spieltagen nur Tabellenzweiter, einen Zähler hinter dem kommenden Gegner aus Dortmund. Am Samstag wollen die Münchner die Kräfteverhältnisse im Klassiker in der Allianz Arena wieder zurechtrücken. Thomas Tuchel soll es richten. Für den neuen Startrainer an der Seitenlinie gleich eine richtig pikante Aufgabe. Schließlich geht es gegen seinen ehemaligen Klub. Und was passiert, wenn die Bayern unter Tuchel das Gigantenduell verlieren? Daran will man beim Rekordmeister natürlich keinen Gedanken verschwenden, denn wenn es drauf ankam, haben die Münchner in den vergangenen Jahren immer geliefert. Auch diesmal? Anstoß ist um 18:30 Uhr in der Allianz Arena.
Bayern - Dortmund im TV oder Livestream
Zu sehen gibt es das Spiel live ab 18:30 Uhr bei Sky.
Die Bayern können Topspiele
Was spielen die Bayern doch für eine Grottensaison. So muss es zumindest für einen Außenstehenden klingen, wenn man sich mitten in der heißen Phase vom Cheftrainer trennt. Zumindest mit Blick auf die Bundesliga ist die Entscheidung nachvollziehbar. Schließlich hat man im neuen Jahr nur fünf von zehn Ligaspielen gewonnen und auf Borussia Dortmund zehn Punkt eingebüßt. Jetzt ist man nur noch Herausforderer. Da wurde es den Bossen zu bunt. Das Selbstverständnis, das mia san mia, soll unter Thomas Tuchel wieder zurückkehren. Gewinnt er den Klassiker gegen den BVB, wird der neue Übungsleiter gleich zum gefeierten Helden. Die Vorzeichen sind durchaus vielversprechend, denn die Bayern haben immer geliefert, wenn es eng wurde. Vor allen gegen Dortmund. Die letzte Niederlage gegen den BVB kassierten die Bayern in der Liga im November 2018 in Dortmund. Daheim hat man die letzten acht Ligaspiele gewonnen und die Borussia teilweise aus dem Stadion gefegt. Weniger als drei Tore gab es zuletzt beim 2:1 im November 2014. Seitdem lauteten die Ergebnisse aus Bayern-Sicht: 5:1, 4:1, 6:0, 5:0, 4:0, 4:2 und 3:1.
Auch sogenannte Spitzenspiele können die Bayern richtig gut. Der Rekordmeister hat keines der letzten 19 Spiele verloren, wenn der Tabellenführer auf den Tabellenzweiten traft. Dabei spielte es keine Rolle, ob die Bayern ganz oben standen oder Herausforderer waren. Achtmal hieß der Gegner dabei Borussia Dortmund. Warum sollte es diesmal anders laufen? Schließlich sind die Bayern in der Allianz Arena in dieser Saison noch ungeschlagen. In zwölf Spielen holten sie acht Siege und vier Unentschieden. Hinzu kommen vier Siege in der Champions League. Und noch eine ganz interessante Statistik: Die Bayern sind am Samstagabend seit 25 Spielen ungeschlagen. Dabei feierten sie 20 Siege. Klare Rollenverteilung also. Tuchel freut sich drauf:
Der Schlüssel ist, dass wir Vertrauen in uns selbst haben. Ich glaube, dass die Mannschaft eine unglaubliche Wucht entfalten kann und das ist die Grundvoraussetzung. Die Wichtigkeit des Spiels, die Besonderheit der Tabellensituation und die Rivalität der Mannschaften werden für ein heißes Match sorgen. Wir werden emotional voll bereit sein.
Fakten zum Spiel
- Die Bayern sind gegen den BVB seit 9 Pflichtspielen (8 Siege) und seit 8 Ligaspielen (7 Siege) ungeschlagen. Daheim ebenfalls seit 8 Ligaspielen (8 Siege).
- Die Bayern haben am Samstagabend keines der letzten 25 Spiele verloren (20 Siege).
- Die Bayern sind seit 19 Spielen ungeschlagen, wenn der Erste auf den Zweiten traf.
- Der BVB holte im neuen Jahr 10 Punkte auf die Bayern auf, holte von 30 möglichen Zählern 28.
- Die Bayern sind daheim noch ungeschlagen (8S, 4U), Dortmund auswärts die Nummer 2 der Liga (7S, 1U, 5N).
Dortmund nicht mehr zu schlagen?
Bei Borussia Dortmund ist die Stimmung im Vergleich zu den Bayern prächtig. Ist ja auch kein Wunder, wenn man erstmals seit August 2019 wieder an der Tabellenspitze der Bundesliga steht. Ganze 124 Spieltage musste die Borussia auf dieses Gefühl warten. Der Traum von der ersten Meisterschaft seit der Saison 2011/12 lebt. Nicht zuletzt, weil die Bayern seit elf Jahren nicht mehr so „schwach“ waren, aber auch, weil Dortmund selbst eine überragende Entwicklung genommen hat. Im neuen Jahr holten sie 28 von 30 möglichen Zählern. So machte man aus einem Neun-Punkte-Rückstand zu den Bayern einfach mal einen Ein-Punkt-Vorsprung. Sollte man in München nicht verlieren, kann man die Meisterschaft aus eigener Kraft klarmachen. Gleichzeitig würde eine lange Leidenszeit zu Ende gehen, denn die Allianz Arena war aus Sicht der Dortmunder in den vergangenen Jahren nur selten einen Besuch wert.
Vielleicht läuft es diesmal besser, denn historisch gesehen hat der Tabellenerste gegen den Zweiten einen Vorteil. In den letzten 13 Spielen dieser Konstellation konnte nur einmal der Verfolger gewinnen. Siebenmal ging der Sieg an die Nummer eins. Allerdings waren es ausgerechnet die Bayern, die für den Ausreißer in dieser Statistik verantwortlich sind, und zwar mit dem 2:1 im Dezember 2020 gegen Bayer Leverkusen. Auch die Dortmunder haben schon mal eine ähnliche Situation erlebt. Das war in der Saison 2018/19. Damals zog der BVB am 27. Spieltag durch ein 2:0 gegen Wolfsburg am FC Bayern vorbei, hatte sogar zwei Zähler Vorsprung. Dann ging es nach München. In Dortmund wird man sich vielleicht noch erinnern. Das Gastspiel in der bayrischen Landeshauptstadt endete in einem Debakel. Mit 0:5 wurde der BVB aus dem Stadion geschossen. Die Meisterschaft ging am Ende wieder nach München. Jetzt hat man die große Chance, sich für diese Schmach zu revanchieren. Dass man den Bayern Paroli bieten kann, zeigte das 2:2 im Hinspiel, als die Borussia nach einem 0:2-Rückstand noch eine furiose Aufholjagd startete. Allerdings hatte man da auch die Gelbe Wand im Rücken. Auswärts hat der BVB fünf seiner sechs Saisonpleiten kassiert. Da ist es nur logisch, dass man selbst als Tabellenführer nur als Außenseiter beim Rekordmeister antreten wird. Nichtsdestotrotz nehmen die Dortmunder die Herausforderung an, wie Trainer Edin Terzic betonte:
Wir haben uns sowohl Spiele der Bayern angeschaut, als auch die Spiele mit Thomas Tuchel beim FC Chelsea. Die Bayern wollen natürlich eine Top-Leistung zeigen, dementsprechend müssen wir uns sehr gut vorbereiten. Wir müssen mutig unsere Chancen ergreifen und ein anderes Gesicht zeigen, als in den vergangenen Jahren in München.
Voraussichtliche Aufstellungen
Bayern
Sommer
Pavard, Upamecano, de Ligt
Cancelo, Kimmich, Goretzka, Davies
Müller, Coman
Choupo-Moting
Dortmund
Kobel
Wolf, Süle, Schlotterbeck, Ryerson
Can
Bellingham, Guerreiro
Brandt, Reus
Haller