Im Halbfinale der U21-EM treffen die bislang überzeugenden DFB-Talente in Bologna auf die Überraschungsmannschaft aus Rumänien. Die Osteuropäer traten bisher ebenfalls stark auf: Sie schlugen Kroatien und England souverän (4:1 bzw. 4:2) und trotzten Frankreich ein 0:0 ab.
Wer vor Beginn der U21-Europameisterschaft in Italien und San Marino auf die Rumänen als Titelträger gesetzt hätte, hätte auf den krassesten Außenseiter gesetzt und wäre mit der Quote 50,00 belohnt worden – die mit Abstand höchste im Zwölfer-Teilnehmerfeld. Zum Vergleich: Die deutsche Mannschaft war mit einer Quote von 5,50 ins Turnier gestartet.
Rumänien war bislang erst einmal bei einer U21-EM-Endrunde dabei, beim Heimturnier 1998 war allerdings bereits im Viertelfinale Schluss. Der Elf von Stefan Kuntz hingegen könnte das Kunststück gelingen, als erste deutsche U21-Elf ihren EM-Titel zu verteidigen. Doch dazu muss der Favorit im Halbfinale im Stadio Renato Dall’Ara erst das Team aus Osteuropa aus dem Weg räumen. Mit den Rumänen machte Deutschland allerdings bislang gute Erfahrungen: Kein einziges der sieben Duelle ging verloren. Hält die Serie nun und die DFB-Talente ziehen ins Endspiel ein, das am Sonntag in Udine steigt?
Deutschland U21 – Rumänien U21 im TV oder Livestream
Das Halbfinal-Spiel seht ihr live ab 17:40 Uhr im ZDF. Spielbeginn ist 18 Uhr.
DFB-Elf: "Wollen die Chance ergreifen und ins Finale einziehen"
Die DFB-Elf ist gegen Rumänien auf dem Papier klarer Favorit. In der Vorrunde überrollte das Team von Stefan Kuntz Dänemark (3:1) und Serbien (6:1) und setzte dabei etliche spielerische Glanzlichter. Gegen die starken Österreicher tat man sich teilweise schwer, agierte vor allem in der Defensive nervös, brachte aber letztlich das notwendige 1:1-Unentschieden über die Zeit. Führungsspieler Levin Öztunali, der schon vor zwei Jahren im siegreichen U21-EM-Kader stand, zog das Positive aus dem Remis:
„An solchen Spielen wachsen wir als Team. Im Halbfinale wollen wir spielerisch wieder mehr bieten und uns mehr Chancen herausspielen.“
Mehr Chancen herausspielen: Hier ist vor allem die Klasse eines Mo Dahoud gefragt. Der 23-Jährige ist im Mittelfeld der große Stratege und lenkt mit Florian Neuhaus und Maximilian Eggestein das deutsche Spiel. In der Offensive hat Luca Waldschmidt schon fünf Tore erzielt. Agiert der Freibuger auch in den entscheidenden Spielen vor des Gegners Gehäuse so kaltschnäuzig wie bisher?
Ein Fragezeichen steht allerdings hinter Waldschmidts Sturmpartner Marco Richter (drei Tore): Der Augsburger ist genau wie Abwehrhüne und Kapitän Jonathan Tah angeschlagen – beide könnten ausfallen. Fehlen wird auf jeden Fall der gesperrte Verteidiger Benjamin Henrichs. Mit Maximilian Mittelstädt oder Felix Uduokhai steht qualitativ hochwertiger Ersatz bereit.
Sicher ist hingegen der Einsatz von Torwart Alexander Nübel. Der Schalker spielte sich gegen Österreich mit ein paar spektakulären Paraden endgültig in die Notizbücher europäischer Topvereine. Gegen die starke Offensive Rumäniens könnten seine Flugkünste erneut auf die Probe gestellt werden. Für Levin Öztunali ist die Marschrichtung gegen die Elf aus Osteuropa klar:
„Nach der Vorrunde werden wir sie nicht unterschätzen und geduldig unsere Räume fürs Offensivspiel suchen. Gleichzeitig müssen wir alle – vom Sturm bis zur Abwehr – konzentriert verteidigen. Wir wollen die Chance ergreifen und ins Finale einziehen.“
Rumänien: Zauberer in der Offensive
Das Prunkstück der Rumänen ist zweifellos die variable Offensive: die Elf von Trainer Mirel Radoi erzielte bereits acht Tore, zweitbester Wert neben Spanien und hinter Deutschland. Die acht Treffer wurden von insgesamt fünf Spielern erzielt. Der Auffälligste: Ianis Hagi, Sohn des rumänischen Stars Gheorghe Hagi, der einst für Real Madrid und den FC Barcelona kickte. Der 20-jährige Spross Ianis bekleidet wie sein Vater die Spielmacherposition und geht selbstbewusst voran:
„Wir spielen als Mannschaft sehr gut und in der Offensive müssen wir uns vor niemandem verstecken. Wir haben sehr schnelle und technisch starke Spieler.“
Aber auch die Defensive stand bislang in vielen Momenten gut: Gegen die hoch eingeschätzten Franzosen ließ Rumänien keinen Treffer zu, davor in der EM-Qualifikation kassierte man in zehn Partien insgesamt nur vier Gegentore – Bestwert unter allen Teams!
Herausragend ist auch, mit welcher Effizienz die Rumänen bislang agieren – wie sich beispelsweise am Sieg gegen England herauslesen lässt: nur 36 Prozent Ballbesitz, nur neun Schüsse, die den Weg aufs englische Gehäuse fanden, aber am Ende vier Tore erzielt!
Fakten
- Deutschland U21 hat keines seiner letzten 15 Spiele verloren.
- Rumänien U21 hat keines seiner letzten 4 Spiele verloren.
- DFB-Stürmer Luca Waldschmidt führt die aktuelle EM-Torjägerliste mit fünf Treffern an. Damit ist er nur noch ein Tor von Deutschlands U21-EM-Rekordtorjäger Pierre Littbarski entfernt.
Statistiken
Letzte 5 Spiele
Deutschland U21
Letzte 5 Duelle
Begegnung | Ergebnis | Wettbewerb | Datum |
---|---|---|---|
Deutschland – Rumänien | 8:0 | U21-EM-Quali | 08.08.14 |
Rumänien – Deutschland | 2:2 | U21-EM-Quali | 19.11.13 |
Deutschland – Rumänien | 5:1 | U21-EM-Quali | 05.09.06 |
Deutschland – Rumänien | 1:1 | U21-Testspiel | 22.02.00 |
Rumänien – Deutschland | 0:0 | U21-Testspiel | 01.09.98 |
Rumänien U21
Bilanz
Anzahl bisherige Duelle:
Voraussichtliche Aufstellungen
Deutschland
Nübel
Klostermann, Tah, Baumgartl, Mittelstädt
Neuhaus, Dahoud, Öztunali
Waldschmidt, Richter
Rumänien
Radu
Manea, Nedelcearu, Rus, Boboc
Nedelcu, Cicaldau
Olaru, Hagi, Coman
Puscas