Nach der desaströsen EM treffen die Türkei und Russland in Antalya aufeinander. Bei beiden Teams hat sich nach der Schmach von Frankreich viel verändert. Vor allem in der Türkei sorgte Nationaltrainer Fatih Terim für einen Paukenschlag.
Als der türkische Fußballverband am vergangenen Freitag über seine sozialmedialen Kanäle und per Pressemitteilung den Kader für die bevorstehenden Länderspiele gegen Russland, ein Testspiel, und Kroatien, Auftaktgegner der Qualifikation zur WM 2018, bekanntgab, rieben sich viele Türken die Augen.
Auf der einen Seite viele neue junge Gesichter wie beispielsweise Freiburgs Caglar Söyüncü oder Schalkes Kaan Ayhan. Aber auffällig war vor allem, wer nicht dabei war. Burak Yilmaz, Selcuk Inan, Caner Erkin, Gökhan Gönül und Hakan Balta fehlten auf der Liste, was alleine schon für Aufruhr sorgte. Doch dann strich Terim sogar den absoluten Superstar Arda Turan, der gerade beim FC Barcelona groß auftrumpft und mit drei Toren und drei Assists der überragende Mann bei den Katalanen ist.
Es ist die Terim’sche Abrechnung nach atmosphärischen Störungen während der EM, die Terim auf diversen Pressekonferenzen teils offen teils verdeckt mitteilte. Dass er aber nun so weit geht, Arda Turan, seinen einstigen Ziehsohn und Kopf der Mannschaft, außen vor zu lassen, hätte keiner geglaubt.
„Ich rede über keine Spieler, die nicht im Kader sind, aber das Volk weiß, um was es geht“, so Terim im Vorfeld des Russland-Spiels. Über die sportlichen Themen mag da fast keiner sprechen, dabei steht nach dem Test gegen Russland schon der erste Brocken mit Kroatien in der Quali vor der Tür.
Und auch die Russen sind kein einfaches Pflaster für die Türkei. In der Historie gab es 17 Spiele gegen Russland und der Vorgänger-Auswahl Sowjetunion. Die Türkei gewann nur drei Mal und verlor gleich mal 14 Spiele. Ganze elf Mal traf die Türkei sogar nicht mal das Tor, während Russland bzw. die Sowjets 32 Mal trafen.
Die Türkei trifft seit vier Spielen nicht gegen Russland – die Widergutmachung lässt auch auf sich warten, zumal das letzte Duell am 22. April 1998 ausgetragen wurde. Das Spiel in Moskau gewann der Gastgeber dank eines Tores von Vladimir Beschastnikh in der 80. Minute.
Auch im russischen Fußball hat sich seither viel getan – und vor allem seit der EM, die sich wenig glamourös für die Osteuropäer darstellte. Neu-Trainer Stanislav Cherchesov berief nur acht Spieler aus dem 23er EM-Kader. Rostov-Torhüter Soslan Dhanayev, der mit seiner Mannschaft in der Champions League auf den FC Bayern treffen wird, ist ebenso ein Kaderneuling wie auch Fedor Kudryashow oder Yury Gazinsky. Der eingebürgerte Mario Fernandes ist auch im Kader, hat aber noch keine Spielgenehmigung.
Der ODDSET Tipp
Zwei Mannschaften im Umbruch, zwei Mannschaften mit vielen Nebenkriegsschauplätzen. Da fällt die Konzentration auf den Fußball schwer, sodass es in Antalya wohl keinen Sieger geben wird und man sich friedlich Unentschieden trennen wird.