Wenn Real und Espanyol aufeinander treffen, ist von einer Rivalität zwischen Zentralspanien und Katalonien nichts zu spüren. Die beiden eint die Abneigung gegenüber dem FC Barcelona. Außerdem ist die Favoritenrolle zugunsten von Madrid zu klar verteilt. Schafft Espanyol trotzdem eine Überraschung?
Barcelona ist die Hauptstadt Kataloniens. Dementsprechend viele Bewohner sind Katalanen und Fans des FC Barcelona, der sich als eine Art inoffizielle Nationalmannschaft der Region begreift. Doch in der Metropole am Mittelmeer wohnen auch viele Spanier. Sie sind im Laufe des 20. Jahrhundert aus ärmeren Regionen Spaniens wie Andalusien zugezogen, um dort Arbeit zu finden. Sie fühlen sich als Spanier. Und sie sind die Fans von Espanyol, was übersetzt auch „spanisch“ bedeutet.
Gegen Real Madrid, Erzfeind des katalanischen FC Barcelona, haben die Anhänger von Lokalrivale Espanyol nichts. Im Gegenteil: Die Fangruppen verstehen sich gut. Ganz nach dem Motto: Der Feind meines Feindes ist mein Freund.
Das heißt natürlich nicht, dass die Espanyol-Fans sich nicht über einen Sieg in Madrid freuen würden. Doch in letzter Zeit hatten sie bei Spaniens Rekordmeister (32 Titel) wenig zu lachen: Der letzte Sieg bei Real gelang vor über 20 Jahren: 2:1 siegte man im April 1996. Seitdem gab es fast nur Niederlagen. Insgesamt feierte Espanyol in Madrid nur vier Siege. 13 Mal holte man einen Punkt. Aber 64 Niederlagen musste man einstecken.
Real kommt wieder in Form
Nach einem holprigen Start ins neue Jahr mit dem Pokal-Aus gegen Celta de Vigo (1:2, 2:2) und der Liga-Niederlage gegen den FC Sevilla (1:2) ist Real Madrid zuletzt wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Gegen Real Sociedad San Sebastián gab es ein 3:0, am Wochenende siegte die Truppe von Zinedine Zidane gegen Osasuna Pamplona mit 3:1.
Auch in der Champions League war man erfolgreich. Trotz eines frühen Rückstands wurde der SSC Neapel mit 3:1 besiegt. Stürmer Karim Benzema und die Mittelfeldspieler Toni Kroos und Casemiro trafen. Real hatte sogar noch mehrere Chancen auf einen höheren Sieg.
Dabei feierten die zuletzt verletzungsbedingt ausgefallenen Stars Luka Modric, Dani Carvajal, Marcelo und Pepe ihre Comebacks. Gegen Espanyol soll nun Gareth Bale wieder zurückkehren – wenn auch wohl zunächst nur von der Bank. Er hatte wegen einer Knöchel-OP seit November gefehlt. Der Waliser freut sich auf die Partie:
„Ich kann es kaum noch abwarten zurückzukehren.“
Espanyol fest im Tabellen-Mittelfeld etabliert
Die Männer vom Mittelmeer spielen bis dato eine solide Saison. In den letzten Jahren musste Espanyol nicht selten um den Klassenerhalt zittern, doch in dieser Spielzeit hat sich die Mannschaft im Tabellenmittelfeld festgesetzt. Zwischen sich und die Abstiegsplätze hat das Team von Trainer Quique Flores ein beruhigendes Polster von 16 Punkten gelegt.
Die Stars der Mannschaft, die noch nie Meister wurde, aber viermal den Pokal holte, heißen José Antonio Reyes und José Manuel Jurado. Der ehemalige Schalker Jurado ist nach einem vierjährigen Gastspiel bei Spartak Moskau seit Sommer bei Espanyol. Er ist genauso im Mittelfeld zuhause wie Reyes, der vor der Saison von Europa-League-Champion FC Sevilla kam.
Gemeinsam wollen sie für eine Überraschung sorgen und den ersten Sieg über Real seit knapp zehn Jahren holen. Im Oktober 2007 gewann Espanyol zuhause mit 2:1. Doch Jurado ist klar, wie schwer die Mission wird:
„Das Santiago Bernabeu ist ein sehr schwieriges Pflaster. Es wird uns schwerfallen, weil wir gegen eine sehr gute Mannschaft spielen. Wir müssen eine perfekte oder fast perfekte Partie abliefern. Wir müssen sehr gut verteidigen und ihnen keine Räume lassen, so dass sie sich nicht wohlfühlen und machen können, was sie wollen.“
Voraussichtliche Aufstellungen:
Real Madrid: Casilla – Marcelo, Pepe, Varane, Carvajal – Casemiro, Kovacic, Kroos, Isco – Ronaldo, Morata.
Espanyol Barcelona: Diego Lopez – Navarro, David Lopez, D. Reyes, Aaron Martin – Hernan Perez, Jurado, Javi Fuego, J. Reyes – F. Caicedo, Gerard.
Mein Tipp:
Obwohl Espanyol ausgeruhter in die Partie gegen kann als Real, setzt sich der Favorit zuhause klar durch. Am Ende steht ein 3:0 für die Madrilenen.