Spanien hat bei der Frauen-WM in Australien und Neuseeland für mächtig Furore gesorgt und sich zum ersten Mal ins Halbfinale gespielt. Dort wartet am Dienstag Schweden, das zu den Angstgegnern der Furia Roja zählt. In zehn Anläufen konnte Spanien noch nie gegen die Blagult gewinnen. Wird es diesmal ein Duell auf Augenhöhe?
In dieser Woche wird der neue Weltmeister im Frauenfußball ermittelt. Fest steht, es wird eine Premiere geben, denn von den verbleibenden Nationen konnte noch keine den Titel gewinnen. Schweden hat es schon einmal ins Finale geschafft, scheiterte dort 2003 jedoch an Deutschland. Nun haben die Blagult wieder die große Chance, im Endspiel dabei zu sein. Dazu müssen sie am Dienstag lediglich an Spanien vorbei. Die Furia Roja spielt das beste Turnier ihrer Verbandsgeschichte. Nach dem Vorrunden-Aus 2015 und dem Achtelfinal-K.o. 2019 ist man nun erstmals unter den vier besten Mannschaften der Welt dabei. Jetzt wartet mit Schweden ein Gegner, den man bisher noch nie besiegen konnte. Von zehn Duellen hat Spanien zehn verloren und nur dreimal reichte es zu einem Unentschieden. Anstoß zum ersten Halbfinale der WM ist um 10:00 Uhr im Eden Park von Auckland.
Spanien - Schweden im TV oder Livestream
Zu sehen gibt es das Spiel live ab 10:00 Uhr im ZDF.
Spanien kontinuierlich gesteigert
Bei den Männern zählen die Spanier schon seit langem zu den Top-Nationen dieser Welt. Mittlerweile ist das auch im Frauenfußball der Fall. Nachdem sich die Ibererinnen zwischen 1991 und 2011 nicht einmal für eine WM qualifizieren konnten, sind sie nun zum dritten Mal in Folge dabei. Auch bei Europameisterschaften ist man seit 2013 Dauergast. Nun hat man mit dem Halbfinaleinzug ein weiteres Ausrufezeichen gesetzt und sich sogar den Ruf als Top-Favorit im weiteren Turnierverlauf erarbeitet. Etwas überraschend vielleicht, denn in der Gruppenphase gab es zum Abschluss eine 0:4-Klatsche gegen Japan. Seitdem aber zeigt die Formkurve steil nach oben. 5:1 gegen die Schweiz im Achtelfinale und anschließend ein 2:1 nach Verlängerung gegen Vizeweltmeister Niederlande. Diese Partie hatte Spanien klar im Griff, schoss 17 Mal öfter aufs Tor als Oranje und hatte 62 Prozent Ballbesitz. Einzig die mangelnde Effizienz vor dem gegnerischen Gehäuse konnte man den Spanierinnen ankreiden. Vielleicht auch der fehlenden Erfahrung geschuldet.
Die ist bei einer Weltmeisterschaft nicht zu vernachlässigen. Spanien hat schon jetzt die Erwartungen übertroffen, muss jetzt allerdings aufpassen, nicht zu sehr in Euphorie zu verfallen. Die Favoritenrolle auf dem Papier ist nichts wert, wenn man es nicht auf dem Platz umsetzen kann. Freilich werden die aktiven Spielerinnen die Statistik gegen Schweden kennen, doch eine recht große Rolle sollte die auch wieder nicht spielen. Neun der bisherigen Vergleiche fanden bis zum Jahr 2000 statt. Damals war das durchaus noch ein Klassenunterschied. Dass man mittlerweile mithalten kann, zeigte sich 2022 mit dem 1:1 in einem Freundschaftsspiel in Portugal. Jetzt wäre doch ein guter Zeitpunkt für den ersten Sieg. Im Kollektiv könnte das durchaus was werden. Geheimfavorit auf den Titel ist Spanien definitiv. Am Ende wird es auch auf die Tagesform ankommen. Die sprach in den vergangenen Monaten oft für die Spanierinnen. Von den letzten 17 Spielen hat die Furia Roja nur zwei verloren und 15 gewonnen. Die technisch versierten Südeuropäerinnen haben starke Einzelspieler und das Selbstvertrauen steigt von Spiel zu Spiel. Für Spanien ist alles möglich.
Fakten zum Spiel
- Spanien hat noch keinen der 10 Vergleiche gegen Schweden gewonnen (3U, 7N).
- Spanien hat 15 der letzten 17 Länderspiele gewonnen (2N).
- Schweden hat im laufenden Turnier erst 2 Gegentore kassiert.
- Schweden hat in der K.o.-Runde mit den USA und Japan schon zwei Ex-Weltmeister ausgeschaltet.
- Schweden war bislang bei allen Weltmeisterschaften dabei und steht zum fünften Mal im neunten Anlauf im Halbfinale.
Schweden bereit für den ganz großen Wurf
Die Schwedinnen sind im Gegensatz zu den Spanierinnen Dauergast bei Weltmeisterschaften. Bei der neunten Austragung sind sie zum neunten Mal dabei. Und das auch recht erfolgreich. Zum Titel hat es zwar noch nicht gereicht, doch mittlerweile steht man zum fünften Mal im Halbfinale. Einmal zog man sogar bis ins Endspiel ein. Die Sehnsucht nach dem Titelgewinn ist riesig. Diesmal könnte es endlich mal klappen. Die Erfahrung spricht vor dem Halbfinale gegen Spanien ganz klar für die Skandinavierinnen. Zwar hat Schweden keine so überzeugende Vorbereitung gespielt, doch pünktlich zum Turnierbeginn zeigen sie sich voll auf der Höhe. In der Gruppenphase gab es drei Siege. Dann konnte man mit den USA den Titelverteidiger ausschalten und im Viertelfinale mit Japan einen Ex-Weltmeister besiegen. Bis zur Vorschlussrunde hat die Blagult lediglich zwei Gegentore kassiert. Damit stellen sie zusammen mit England die beste Defensive aller verbleibenden Teams.
Die Offensive konnte sich ebenfalls sehenlassen. Neun Tore gab es in der Gruppenphase. Lediglich gegen die USA stand es nach 90 bzw. 120 Minuten 0:0. Gegen Japan (2:1) folgten zwei weitere Treffer. Gegen Spanien hat man im Schnitt sogar 3,3 Mal pro Spiel getroffen und dabei lediglich 0,7 Gegentore kassiert. Ein Tipp auf den „Außenseiter“ aus Schweden könnte sich daher durchaus lohnen. Besonders aufpassen sollten die Spanierinnen auf Amanda Ilestedt. Die Abwehrspielerin hat bereits vier Tore in fünf Spielen erzielt. Damit liegt sie nur noch einen Treffer hinter Toptorjägerin Hinata Miyazawa aus Japan. Die kann bekanntlich nicht mehr nachlegen. Ilestedt könnte sich daher tatsächlich noch zur Torschützenkönigin machen. Für eine Defensivspielerin eine beachtliche Leistung. Das geht allerdings nur durch ein starkes Kollektiv. Das besitzen die Schwedinnen allemal. Spanien darf sich auf den bislang vielleicht härtesten Gegner im laufenden Turnier einstellen.
Voraussichtliche Aufstellungen
Spanien
Coll
Hernandez, Paredes, Codina Oanedas, Batlle
Abelleira Duenas, Bonmati, Hermoso
Redondo, Gonzalez, Caldentey
Schweden
Mosovic
Björn, Illestedt, Eriksson, Andersson
Angeldal, Rubensson, Rytting Kaneryd, Asllani, Rolfö
Blackstenius