Darauf hat ganz Frankfurt 42 Jahre lang gewartet. Nach dem Triumph über Borussia Mönchengladbach im UEFA Cup steht die Eintracht wieder in einem Europapokalfinale. Mittlerweile heißt der Wettbewerb Europa League, doch das Ziel ist das gleiche. Am Mittwochabend will man gegen die Rangers für die nächste magische Nacht sorgen.
Die Europa League war bislang noch nicht der Wettbewerb der deutschen Mannschaften. Bis die Frankfurter Eintracht kam. Die Hessen spielten sich schon vor drei Jahren mit erfrischendem Offensivfußball bis ins Halbfinale. Nun hat man mit West Ham United auch die letzte Hürde vor dem Endspiel genommen. Der Traum vom Titelgewinn ist allgegenwärtig. Am Mittwochabend spielt die Eintracht in Sevilla gegen die Glasgow Rangers um den Pott. Es wäre der erste deutsche Titelbeginn in diesem Wettbewerb seit dem Triumph der Schalker im Jahr 1997. Anstoß ist um 21:00 Uhr im Estadio Ramon Sanchez Pizjuan.
Eintracht – Rangers im TV oder Livestream
Zu sehen gibt es das Spiel live ab 21:00 Uhr bei RTL.
Frankfurt international kaum zu stoppen
Über die Frankfurter Saison in der Bundesliga braucht man nicht reden. Die war auf Rang elf einfach nur enttäuschend. In den letzten acht Ligaspielen gelang kein einziger Sieg mehr. Deutlich besser macht es die Eintracht in dieser Spielzeit im Europapokal. Dort hat man sich ohne Niederlage bis ins Endspiel der Europa League gekämpft. Unter anderem wurden auf dem Weg nach Sevilla Real Betis, der FC Barcelona und West Ham United ausgeschaltet. Nun kann man sich mit dem Titelgewinn sogar noch für die Champions League im kommenden Jahr qualifizieren. Damit wären fünf Bundesligisten in der Königsklasse dabei. Das klingt schon mal richtig gut. Zudem wäre es der zweite internationale Titel der Eintracht nach dem Sieg im UEFA Pokal 1980. Es wird das dritte Europapokal-Endspiel der Vereinsgeschichte. 1960 war die SGE sogar im Finale des Europapokals der Landesmeister dabei. Allerdings musste man sich da mit 3:7 gegen Real Madrid geschlagen geben.
Aber warum in der Vergangenheit leben, wenn am Mittwoch das größte Spiel der Vereinsgeschichte seit Jahrzehnten ansteht? Zum dritten Mal steht man den Rangers in einem Pflichtspiel gegenüber. Die ersten beiden Duelle gab es in der Königsklasse in der Saison 1959/60. Damals waren die Schotten chancenlos. Frankfurt gewann beide Spiele mit 6:1 und 6:3. Insgesamt gab es vier Duelle mit schottischen Klubs und keine Niederlage (3 Siege, 1 Unentschieden). Da kann im Grunde ja gar nichts schiefgehen. Aber mal im Ernst, die Eintracht hat sich diese Chance hart erarbeitet und schon seit Tagen liegt der Fokus voll auf dem Endspiel in Sevilla. Mehr Motivation geht nicht und bis auf Martin Hinteregger sind alle Leistungsträger dabei. Nun könnte Oliver Glasner der erste österreichische Trainer seit Ernst Happel (1983 mit dem HSV) werden, der einen Europapokal gewinnen kann. Im Grunde sind die Voraussetzungen dafür ideal. Glasner:
Wir können nicht beeinflussen, was die Rangers machen, aber wir können beeinflussen, was wir machen, wie wir spielen, wie wir unsere Pläne umsetzen. Wir können das Finale nur mit unseren Stärken gewinnen und nicht aufgrund der Schwächen unseres Gegners. Wir haben großen Respekt vor den Rangers und es ist wichtig, zu wissen, wie sie spielen, aber das Allerwichtigste ist, was wir vorhaben.
Fakten zum Spiel:
- Frankfurt ist gegen schottische Klubs noch ungeschlagen (3 Siege, 1 Unentschieden).
- Frankfurt hat in der Bundesliga keines der letzten 8 Spiele gewonnen, ist in der Europa League aber ungeschlagen ins Finale eingezogen.
- Die Rangers haben von den letzten 10 Pflichtspielen nur 1 verloren (0:1 gegen Leipzig).
- Die Rangers haben gegen deutsche Klubs eine ausgeglichene Bilanz: 20 Siege, 17 Unentschieden, 20 Niederlagen.
- Die Rangers konnten in Spanien erst einmal gewinnen (3 Unentschieden, 9 Niederlagen). Frankfurts Bilanz in Spanien: 4 Siege, 1 Unentschieden, 2 Niederlagen.
Die Wiederauferstehung der Rangers
Für die Rangers ist es bereits das fünfte Europapokalfinale der Vereinsgeschichte. International erfolgreicher als die Eintracht sind die Schotten deswegen nicht. Lediglich 1972 konnte man sich, nachdem man zwischenzeitlich den FC Bayern ausschalten konnte, mit dem Titel im Europapokal der Pokalsieger krönen. Endlich, im dritten Anlauf, nachdem man die Endspiele 1961 und 1967 noch verloren hat. So wie auch das Finale der Europa League im Jahr 2008 gegen Zenit St. Petersburg. Nur wenig später verschwand der Klub in der Versenkung und musste bis in die 4. Liga absteigen. Alles längst Vergangenheit. Die Rangers sind wieder zurück und das vielleicht stärker als je zuvor. Vergangene Saison krönte man sich erstmals seit zehn Jahren wieder zum schottischen Meister. Jetzt geht es um den größten Triumph der Vereinsgeschichte seit 50 Jahren.
Natürlich rechnen sich die Rangers auch gegen Frankfurt was aus. Wenn man schon Borussia Dortmund und RB Leipzig aus dem Wettbewerb befördern konnte, warum nicht auch noch einen dritten Bundesligisten? Die Bilanz gegen deutsche Klubs liest sich auch gar nicht mal so schlecht. Von 57 Spielen wurden 20 gewonnen und 20 verloren. Gegen deutsche Klubs musste man sich nur gegen die Eintracht in allen Duellen geschlagen geben. In Sevilla wäre ein perfekter Tag, um das zu ändern und gleichzeitig die Bilanz in Spanien etwas aufzubessern. Dort spielten die Rangers bislang 13 Mal und nur ein Spiel konnten sie gewinnen. Lediglich eine Pflichtspielniederlage aus den letzten zehn Spielen verdeutlichen die starke Form der Mannen aus Glasgow. Auch die Eintracht wird einen guten Tag brauchen, um die Rangers ein weiteres Mal besiegen zu können. Trainer Gio van Bronckhorst gibt sich zuversichtlich und will das gute Gefühl auch auf seine Spieler übertragen:
Meine Mannschaft hat oft genug gezeigt, dass sie mit Druck umgehen kann, weil wir eigentlich die ganze Saison unter Druck standen. In den K.o.-Runden geht es ständig um Alles oder Nichts, aber der Charakter meiner Spieler war herausragend. Wir haben den richtigen Charakter für dieses Finale, wir haben die nötigen Qualitäten und wir haben genügend Selbstvertrauen. Das ist das Wichtigste: man muss immer an sich glauben.
Voraussichtliche Aufstellungen
Frankfurt
Trapp
Toure, Tuta, Ndicka
Knauff, Rode, Sow, Kostic
Lindström, Kamada
Borré
Rangers
McGregor
Tavernier, Goldson, Bassey, Barisic
Jack, Lundstram, Kamara
Wright, Aribo, Kent