Erstmals seit 1996 hat es England wieder ins Halbfinale einer Europameisterschaft geschafft. Nun wollen die Three Lions auch den Titel, doch zunächst wartet Dänemark. Danish Dynamite ist die große Überraschung des Turniers. Dem Titelträger von 1992 ist mittlerweile alles zuzutrauen.
Ganz England träumt vom ersten EM-Titel der Verbandsgeschichte. Es wäre auch zu schön. In Wembley, im eigenen Land, die Trophäe in die Höhe zu stemmen und eine Leidenszeit von 55 Jahren seit dem letzten großen Titelgewinn zu beenden. Nach dem Erfolg gegen Deutschland herrscht Euphorie auf der ganzen Insel. Diese soll die Mannschaft nun gegen Dänemark ins Finale tragen. Auf der anderen Seite die Skandinavier, die schon fast ausgeschieden waren und jetzt unter den besten vier Nationen Europas stehen. Der Weg von Danish Dynamite soll am Mittwoch noch nicht zu Ende sein. Anstoß ist um 21:00 Uhr im Wembley Stadium in London.
England - Dänemark im TV oder Livestream
Zu sehen gibt es das Spiel live ab 21:00 Uhr im ZDF und bei Magenta Sport.
Daten und Fakten zum Spiel
England und der Geist von Wembley
Die Engländer haben es endlich mal wieder geschafft, Deutschland bei einem großen Turnier in der K.o.-Phase zu besiegen. Schon das war fast so viel wert, wie der Titelgewinn. Der anschließende Erfolg über die Ukraine (4:0) im Viertelfinale wurde im Mutterland des Fußballs einfach erwartet. Schließlich war man haushoher Favorit und dem wurden die Engländer mehr als gerecht. Auch im Halbfinale gegen Dänemark sind die Rollen wieder klar verteilt. Im Fußballtempel Wembley wäre alles andere als ein Erfolg der Three Lions eine echte Sensation. Schließlich holte man an gleicher Stelle vor 65 Jahren den ersten und einzigen großen Titel im WM-Finale gegen Deutschland. Seitdem hat England bei einem großen Turnier kein Spiel mehr in Wembley verloren. Zumindest nach der regulären Spielzeit. Man erinnere sich nur an 1996, als man gegen Deutschland im EM-Halbfinale im Elfmeterschießen unterlag.
Dieses Szenario soll sich nicht noch einmal wiederholen und deswegen will man gleich von Beginn an für klare Verhältnisse sorgen. Also bloß nicht wieder so zittern, wie das beim letzten Duell mit den Dänen im Oktober 2020 der Fall war. Damals stand man sich ebenfalls in Wembley gegenüber. Die Dänen gewannen mit 1:0. Nimmt man noch das vorletzte Pflichtspielduell in London hinzu, könnte man sogar schon vom dänischen Angstgegner sprechen. Auch in der EM-Quali 1982/83 gewann Dänemark im Wembley mit 1:0. Die Nordeuropäer könnten somit die erste Fußballnation überhaupt werden, die drei Pflichtspielduelle in Folge im englischen Fußballtempel gewinnen könnte. Ein Horrorszenario für die Three Lions, die mittlerweile seit elf Spielen ungeschlagen sind und zehn dieser Begegnungen gewinnen konnten. Übrigens konnten die Engländer auch das bislang einzige EM-Duell mit Dänemark nicht gewinnen. 1992 gab’s in der Gruppenphase ein 0:0. Nicht nur deswegen wird’s schwierig und alles andere als ein Selbstläufer, wie Harry Kane betonte:
In erster Linie sind sie eine großartige Mannschaft. Wir haben letztes Jahr zweimal gegen sie in der Nations League gespielt und kein einziges Spiel gewonnen – ein Unentschieden, eine Niederlage. Sie haben sich nach einem für sie schwierigen Start wieder gefangen und sind seither immer besser in Schwung gekommen. Aber wir müssen versuchen, uns auf uns selbst zu konzentrieren, es ist ein Halbfinale in unserem Nationalstadion und wir müssen das Positive nutzen … Wir wissen, wenn wir es richtig machen und so spielen, wie wir wissen, dass wir es können, dann haben wir eine große Chance, in ein Finale zu kommen.
Fakten zum Spiel:
- Dänemark hat die letzten beiden Duelle in Wembley gegen England gewonnen.
- Das bislang einzige EM-Duell 1992 endete torlos.
- England ist seit elf Spielen ungeschlagen (10 Siege).
- In der Nations League 2020/21 blieb Dänemark gegen England ungeschlagen (0:0, 1:0).
- England stand bislang zweimal in einem EM-Halbfinale. Beide Spiele wurden verloren.
- England hat als einzige Nation bei dieser Euro noch kein Gegentor zugelassen.
Dänemark wie 1992
Die Dänen sind spätestens nach dem Drama um Christian Eriksen die Sympathien der Fußballwelt gewiss. Dass man jetzt tatsächlich unter den vier besten Mannschaften Europas steht, war nach den beiden Auftaktniederlagen gegen Finnland (0:1) und Belgien (1:2) nicht unbedingt zu erwarten. Seitdem aber pflügt die dänische Mannschaft nur so durchs Turnier. 4:1 gegen Russland, 4:0 gegen Wales und zuletzt im Viertelfinale ein 2:1 über Tschechien. Noch nie zuvor hat Dänemark bei einem großen Turnier derart viele Tore erzielt. Warum also sollte man sich da vor den Engländern verstecken? Man konnte die Three Lions ja schon einige Male ärgern und als Außenseiter, noch dazu in London, hat man ohnehin nicht viel zu verlieren.
Die Dänen wollen aber gar nicht so auf den Gegner schauen. Mittlerweile hat man die eigenen Qualitäten erkannt und mit Teamgeist ist für Dänemark als eingeschworener Haufen alles möglich. Jeder kämpft für jeden, keiner nimmt sich innerhalb der Mannschaft zu wichtig. Der Ex-Mainzer Kasper Hjulmand hat eine Mannschaft geformt, die völlig verdient im Halbfinale steht. Und wer so weit kommt, der will natürlich auch um den Titel mitspielen. Den hat den Dänen auch 1992 keiner zugetraut. Am Ende waren sie Europameister. Dass sie auch jetzt wieder ganz schwer zu schlagen sind, mussten bereits die Engländer in der Nations League feststellen. Seit 2020 hat Dänemark nur vier Spiele verloren. Drei gegen Belgien, eins gegen Finnland. Dem stehen zwölf Siege und zwei Unentschieden gegenüber. Jetzt soll gegen England ein weiteres Erfolgserlebnis hinzukommen. Stürmer Kasper Dolberg ist fest vom Sieg überzeugt:
Jeder in unserem Camp hat großes Vertrauen in die Mannschaft. Es ist herausragend, was wir in den letzten Wochen geleistet haben und wir glauben auch in diesem Halbfinale an uns. Vielleicht müssen wir unser Spiel gegen England ein wenig anpassen, aber wichtig ist, dass wir unsere eigenen Stärken ausspielen.
Voraussichtliche Aufstellungen
England
Pickford
Walker, Stones, Maguire
Trippier, Phillips, Rice, Shaw
Sancho, Kane, Sterling
Dänemark
Schmeichel
Christensen, Kjaer, Vestergaard
Stryger Larsen, Maehle
Höjbjerg, Delaney
Braithwaite, Dolberg, Poulsen