In Australien und Bahrain triumphierte Ferrari-Pilot Sebastian Vettel jeweils vor seinem größten Titelrivalen Lewis Hamilton. In China drehte der Engländer den Spieß um. In Sotschi am Schwarzen Meer steht nun der vierte Große Preis des Jahres an: Siegt erneut der viermalige Weltmeister Vettel oder schlägt der Dreifach-Champion Hamilton zurück?
In den vergangenen drei Jahren war Mercedes so stark, dass nur die beiden Piloten im Silberpfeil, Lewis Hamilton und Nico Rosberg, gegeneinander um den WM-Fahrertitel kämpften. In diesem Jahr ist Ferrari aber auf Augenhöhe mit Hamilton und seinem neuen Teamkollegen Valtteri Bottas.
In der WM-Zwischenwertung führt der deutsche Ferrari-Pilot Sebastian Vettel sogar nach seinen zwei Siegen in Melbourne und Manama mit 68 Punkten vor Hamilton mit 61 Zählern. Ihre beiden Teamkollegen, Kimi Räikkönen und Bottas, scheinen in diesem Jahr in der Gesamtwertung genauso wenig eine Rolle zu spielen wie die beiden Red-Bull-Piloten Daniel Ricciardo und Max Verstappen. Allerdings sind alle vier Piloten für Siege gut – vor allem, wenn die beiden WM-Favoriten ausfallen sollten.
Sebastian Vettel im Ferrari ist ein ernster Sieganwärter
Die Scuderia Ferrari hat über den Winter den größten Sprung nach vorne gemacht. Fuhr man 2016 noch hinterher, ist man 2017 speziell im Rennen sehr stark – zweimal sogar stärker als Mercedes. Der Schlüssel für den Erfolg ist unter anderem, dass die roten Renner schonender mit den Reifen umgehen als die Mercedes.
„Das Auto war heute ein Traum. Man will einfach, dass die Zeit stehenbleibt und dass man den Moment irgendwie einfrieren kann“,
freute sich Vettel nach seinem Sieg in der Wüste von Bahrain. Gerade bei heißen Temperaturen scheint der Ferrari eine Klasse für sich zu sein. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob es am Wochenende am Schwarzen Meer so warm wird wie in Melbourne oder Manama. Es dürfte eher kühler werden, was den Nachteil für Mercedes minimieren könnte.
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist Sebastian Vettel selbst: Im vergangenen Jahr merkte der viermalige Weltmeister schnell, dass sein Auto langsamer als der Mercedes und auch der Red Bull war. Dadurch wirkte der Heppenheimer demotiviert und fiel eher durch Schimpftiraden am Funk als durch fahrerisches Können auf.
Nun hat der Hesse wieder ein Siegerauto zur Verfügung – und auch Vettel fährt nun wieder weltmeisterlich. Ihm ist jedenfalls noch kein Fehler unterlaufen wie Lewis Hamilton, der sich in Bahrain eine Fünf-Sekunden-Strafe einfing.
Lewis Hamilton im Mercedes will kontern
Dass auch Hamilton plötzlich Fehler macht wie in Manama, kannte man von dem dreimaligen Weltmeister in den vergangenen Jahren gar nicht. Damals schien nicht nur der Mercedes perfekt zu liegen, sondern auch Hamilton wie auf Schienen zu fahren. Jetzt werden beide erstmals seit drei Jahren wieder von einem anderen Team richtig gefordert.
„Für die Formel 1 ist es ja gut, dass es einen Kampf zwischen Ferrari und Mercedes gibt. Das müssen wir sportlich sehen, auch wenn es sich jetzt erst einmal scheiße anfühlt“,
sagt Teamchef Toto Wolff. In der Qualifikation allerdings hat Mercedes über den Winter nichts von seiner Klasse eingebüßt. Die Silberpfeile sind weiterhin in der Lage, aus ihrem Auto auf einer Runde das Optimum herauszuholen. Das zeigten Hamilton mit zwei Quali-Bestzeiten und Bottas mit bisher einer Pole-Position. Nun kommt es für Hamilton darauf an, den Speed über ein gesamtes Rennen zu halten.
Die im Vergleich zu Melbourne und Manama geringeren Temperaturen dürften ihm in Sotschi in die Karten spielen, da seine Reifen dann nicht so schnell abbauen. Allerdings zeigte Ferrari in den beiden freien Trainings am Freitag in Sotschi, wie sehr mit der Scuderi am Sonntag zu rechnen ist: Kimi Räikkönen setzte am Vormittag die Bestzeit, am Nachmittag war Sebastian Vettel der Schnellste.
Der Rest hofft auf Fehler oder Defekte der Top-Fahrer
Nur wenn die beiden dominierenden Fahrer Vettel und Hamilton technische Probleme haben oder ausfallen, dürften die anderen Piloten eine Chance auf den Sieg haben. Von den Nummer-2-Piloten wirkt Mercedes-Lenker Bottas derzeit ein wenig stärker als sein finnischer Landsmann Räikkönen im Ferrari.
Bei Red Bull hofft man hingegen auf Regen. Denn dort ist gerade der junge Holländer Max Verstappen eine Macht und kann die Defizite seines Boliden immer wieder ausgleichen.
WM-Stand nach drei Rennen:
1. Vettel 78 Punkte
2. Hamilton 60 Punkte
3. Bottas 38 Punkte
4. Räikkönen 34 Punkte
5. Verstappen 25 Punkte
6. Ricciardo 22 Punkte
Bisherige Sieger GP von Russland:
2016 Nico Rosberg
2015 Lewis Hamilton
2014 Lewis Hamilton
Mein Tipp:
Im Qualifying wird Mercedes seine Klasse ausspielen, weshalb Lewis Hamilton seine dritte Pole Position holt. Im Rennen profitieren die Silberpfeile von den kühleren Temperaturen: Hamilton siegt knapp vor Vettel.