Nach blitzsauberen Sweeps in Runde 1 treffen die Toronto Raptors im Halbfinale des Ostens auf die Boston Celtics. Beide Teams sind gut drauf, auf Augenhöhe und in ihrer Spielweise ähnlich. Die kleinen Details werden entscheiden, wovon diese Serie viel parat hält.
Sowohl die Raptors, als auch die Celtics fertigten ihre Gegner in der ersten Runde der NBA-Playoffs nach vier Spielen ab. Beide Klubs wirkten überlegen. Sie sind vorbereitet und talentiert genug, um Ansprüche auf den Finaleinzug zu stellen. In der Analyse sind sich Toronto und Boston auch sehr ähnlich, was diese Serie spannend machen wird.
Raptors – besser als gedacht
Nach der Meisterschaft im vergangenen Jahr und dem Abschied von Kawhi Leonard gingen viele Experten von einem Umbruch bei den Toronto Raptors aus. Wer bleibt schon gut, wenn der beste Spieler der Liga abhaut?
Antwort: Das vielleicht beste TEAM der NBA. Mit Absicht in Kapitalien. Toronto, das hat sich in dieser besonderen Spielzeit herausgestellt, ist eine besondere Mannschaft mit herausragenden Charakteren, die sich als Einheit nur noch mehr gefunden haben.
Der frisch gekürte Coach des Jahres, Nick Nurse, ist der Architekt eines Teams, das den Namen redlich verdient. Bei den Raptors gibt es Stars, es gibt All Stars. Und doch fungieren sie als Einheit, mit einer Philosophie und Überzeugung. Das macht die Raptors, Zweitplatzierter im Osten, so stark. In Fakten ausgedrückt – Toronto lässt die wenigsten Punkte pro Spiel zu, hat die zweiteffizienteste Defense der Liga, macht es dem Gegner mehr als schwer und sich selbst im Angriff sehr leicht. Platz 11 bei den Vorlagen pro Partie, ein schneller Zug im Spiel und hervorragende Quoten aus der Distanz.
Mit Pascal Siakam besitzen die Raptors einen Superstar in der Mache, mit Kyle Lowry, Marc Gasol und Serge Ibaka Veteranen, die wissen worauf es ankommt. Toronto ist tief, vielseitig (sechs Spieler punkten zweistellig) und schwer zu spielen.
Celtics – die grüne Maschine
Auch die Boston Celtics hatten Aderlass zu beklagen, nachdem Kyrie Irving und Al Horford das Team im Sommer verließen. Nach der Verpflichtung von Kemba Walker als neuen Spielmacher war unklar, wie viel Boston einbüßen würde.
Nicht viel, denn die jungen Spieler hinter den großen Namen wurden selbst zu welchen. Jayson Tatum und Jaylen Brown füllten die Lücken und spielten All-Star-Saisons. Die beiden Flügelspieler erzielen im Schnitt in Summe knapp 44 Punkte pro Spiel für die Celtics. Mit ein Grund warum Boston nicht abfiel ist Coach Brad Stevens. Wie sein Gegenüber Nick Nurse gilt Stevens als einer der besten Trainer der NBA. Sein System fußt auf Ballbewegung, Defense und teamdienlichem Spiel. Klingt ganz nach den Raptors.
Ein Beispiel dafür: Boston fehlt jeher ein dominanter Center in der Mitte. Trotzdem rangiert das Team unter den Top-10 in Rebounds und Blocks. Nationalspieler Daniel Theis ist zu einem idealen Fünfer in der Anfangsformation gereift und passt aufgrund seiner Dynamik zum Rest des Teams. Angeführt von Walker leistet sich Boston wenig Ballverluste – was gegen Toronto wichtig werden wird.
Die X-and-O’s
In die statistischen Tiefen abzutauchen macht bei diesem Duell besonders viel Spaß – und ist auch wichtig. Denn neben dem Augentest verraten die Stats, dass sich beide Teams ungeheuerlich ähneln. Hier ein Überblick über die reguläre Saison:
TEAM | PTS | PA | FG% | REB | AST | BLK | STL | STRK | L10 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
BOS | 113.7 | 100.5 | 46.1 | 46.1 | 23.0 | 5.6 | 8.3 | W4 | 4-0 |
TOR | 112.8 | 105.8 | 45.8 | 45.4 | 25.2 | 5.0 | 8.8 | W4 | 4-0 |
Stark in der Defense, effizient in der Offense, gut beim Rebound und den Quoten. Wo sind Unterschiede zu erkennen? Toronto forciert viele Ballverluste, Boston steht in der Defense kompakt und erlaubt wenig offene Würfe. Beim Offensiv-Rebound haben die Celtics die Nase vorn. Beide Teams lassen viele Dreier zu, erlauben aber die schwächsten Quoten.
Bei den Raptors stehen Siakam, Fred VanVleet und Kyle Lowry im Vordergrund, auf Bostons Seite Tatum, Brown und Walker. Beide Klubs besitzen etliche starke Verteidiger, sodass die Serie defensiv geprägt sein wird. Durch den Ausfall von Gordon Hayward fehlt den Celtics Offense und Playmaking. Dafür wird Marcus Smart mehr Defense anbieten.
Mein Tipp
Beide Teams werden sich an das hohe Niveau des Gegners erst mal gewöhnen müssen. Die Offense wird auf beiden Seiten etwas brauchen, um eine klare Linie zu finden. Ich sehe Toronto in der Serie als leichten Favoriten, da die Mannschaft mental und charakterlich gefestigt ist. Boston steigerte sich von Monat zu Monat und viel wird von Jayson Tatum abhängen.
Für Spiel 1 tippe ich auf einen Sieg der Raptors im Handicap.