Zum zweiten Mal in wenigen Tagen empfangen die Toronto Raptors den Division-Rivalen Philadelphia 76ers. Die Raptors spielen ihre Heimspiele in dieser Saison aufgrund der Pandemie in Tampa. Was sich in den ersten Monaten zeigte. Seit Wochen ist das Team aber besser drauf und hat die letzten vier Spiele gewonnen. Dazu ist Philadelphias Bilanz bei den Raptors verheerend.
Tampa ist nicht Kanada, und doch warten die Philadelphia 76ers seit 2012 (!) auf einen Auswärtssieg bei den Raptors. Am Wochenende verlor Philly 103:110 in Tampa. Für das „Rückspiel“ können sich die Sixers allerdings Chancen ausrechnen. Auch wenn die vergangenen Wochen nicht ideal liefen.
Raptors: Den Groove wiedergefunden
Die Toronto Raptors waren eines der Überraschungsteams der NBA in der vergangenen Saison. Der Meister von 2019 spielte seine erste Saison ohne Superstar Kawhi Leonard und übertraf die Erwartungen bei weiterem.
In der NBA-Bubble fehlte nicht viel für den Finaleinzug in der Eastern Conference. Genauso überraschend war dann auch der Start in diese Saison. Acht der ersten zehn Spiele gingen verloren. Toronto, dass in diesem Jahr in Tampa sein Zuhause hat, fehlte Effizienz und vor allem die zuverlässige Leistung von Pascal Siakam, der vergangene Saison zum All Star wurde, seine schwache Form aus den Playoffs aber in diese Spielzeit übertrug.
Seit Anfang Februar ist vieles anders. Toronto erspielte eine Bilanz von 9-3 und klettert bei einer Bilanz von 16:15 nach oben. Die Raptors sind back! Wie? So: Knapp außerhalb der Top-10 im Offensive- und Defensive-Rating. Ein großer Anteil der Würfe kommt aus der Distanz, wo die Raps knapp 39 % treffen. Dazu sind sie das vielleicht beste Team beim Turnover-Differential – heißt sie forcieren die meisten Ballverluste beim Gegner und leisten sich selbst wenige. Sechs Spieler punkten zweistellig, angeführt von Fred VanVleet, Siakam und Veteran Kyle Lowry.
Mit einem weiteren Sieg gegen die Sixers kann Toronto den fünften Erfolg in Serie feiern.
Was allerdings nicht leicht wird, da Anführer Lowry wohl ausfällt .
76ers: Das alte Problem
Platz eins im Osten mit 20-11, ein fitter Joel Embiid auf MVP-Niveau … welches Problem also? Die reguläre Saison war für die 76ers nie sonderlich problematisch. Im Osten schwamm das talentierte Team um Embiid und Ben Simmons immer oben. In den Playoffs wurden die Schwächen jedoch offenbart. Primär die von Ben Simmons – einer der talentiertesten Spieler der NBA, der sich weigert, einen Distanzwurf zu entwickeln. In den Playoffs war dies der Untergang.
Auch in diesem Jahr, mit neuem Coach (Doc Rivers) und neuem Personal (Seth Curry, Danny Green) ist Philly ein Monster. Eine exzellente Defense gepaart mit aggressiver Offense, die die meisten Fouls und Freiwürfe der Liga liegt zieht, sowie sehr gute Arbeit beim Offensiv-Rebound. Auch dank des langen Point Guards Simmons, dessen Spiel so anders ist, als das der gesamten Liga.
Und dennoch ist die Sorge da. Dass Simmons in entscheidenden Spielen entwertet wird. Dass Embiid allein nicht ausreicht und der Dritte im Bunde, Tobias Harris, nicht das Format für große Spiele besitzt. Auf ihn sind die 76ers angewiesen. Gegen die Raptors traf der Flügelspieler nur 1-9 aus der Distanz. Philly verlor das Spiel im letzten Abschnitt.
Generell haben sich die Sixers zuletzt nicht mit Ruhm bekleckert – nur 5-5 aus den letzten zehn Partien. Auswärts steht die Bilanz bei 7-9. Bedeutet, neun der elf Niederlagen passierten außerhalb von Philadelphia .
Die X-and-O’s
Toronto ist jeher ein schlechtes Matchup für die 76ers. Die Defense der Raptors macht den Distanzwurf schwer, eine Komponente, auf die Philly angewiesen ist, die aber trotz Curry und Green noch nicht ideal funktioniert.
Dazu ist die Rebound-Überlegenheit der Sixers gegen die Raptors stets gemildert. Die schnellen Guards wie VanVleet und Lowry sezieren die Defense normalerweise recht gut. Dazu hat Philly Matchup-Probleme beim schlaksigen Siakam.
Trotz des Ausfalls von Lowry fand Toronto im Hinspiel gute Offense. Ein Beleg der intakten Teamchemie. Die Raptors holen stets 120 % aus ihrem Vermögen heraus. Allerdings ist zu erwarten, dass Philly besser aus dem Feld trifft. Die Dominanz bei den Freiwürfen war da und die defensiven Werte sprachen für den Gast. Mit einem besseren Harris kann Philadelphia den Negativtrend stoppen .
Mein Tipp
Ben Simmons ist seit Wochen ganz gut drauf und Embiid wird ein besseres Spiel abliefern wollen. Toronto spielte zuletzt „small“ ohne Center. Was Philly besser ausnutzen wird (muss). Als Team wird der Gast besser aus der Distanz treffen.
Somit tippe ich auf die Philadelphia 76ers.