Der Weg in die BBL-Finals war für Meister Bamberg und das Überraschungs-Team aus Oldenburg unterschiedlich. Während die EWE Baskets in fünf knappen Spielen Ulm schlugen, zog Bamberg bereits nach drei Partien ins Finale der easyCredit BBL ein und will nun den Three-Peat schaffen.
Die Kardinalfrage gleich zu Beginn. Kann ein Fünftplatzierter, der in der regulären Saison nicht wie ein Finalkandidat aussah, gegen den großen Favoriten und Meister bestehen? Nicht nur die Experten stellen sich diese Frage, auch der wettbegeisterte Fan. Bamberg und Ulm waren lange auf Kollisionskurs. Die schnelle Abfertigung der Bayern hat Brose unumstößlich zum Favoriten erkoren. Nun stehen sie statt Ulm Oldenburg gegenüber. Was ist zu erwarten? Eine schnelle Nummer, oder ein Underdog, der sich so viel Selbstvertrauen erspielt hat, dass selbst der Koloss aus Franken zittern muss?
Bamberg und der Dreierpack
Zunächst die Fakten. Bamberg hat das Auftaktspiel der BBL-Playoffs verloren. Nachdem viele dachten, dass sich die Schwächephase des besten Teams in Deutschland aus der Saison in die erste Runde hinüberschleppt, gewannen die Franken alle weiteren Spiele. Von einer Schwächephase, hervorgerufen durch die lange Saison inklusive EuroLeague, keine Spur. Das Powerhouse ist zurück und prädestiniert, den dritten Titel in Folge einzufahren. Spiel eins findet standesgemäß zuhause statt. ODDSET sieht den Gastgeber als Favoriten bei einer Quote von 1,01. Nicht nur die zwei klaren Siege gegen Oldenburg in der regulären Saison (83:77, 83:62) sind hierbei ausschlaggebend. Bamberg besitzt das meiste Talent, den besten Trainer und die stärkeren Einzelkönner. Statistisch waren die Franken in allen Kategorien Spitze, bzw. Top-3. Bambergs Stärke ist die Vielseitigkeit. Selten gibt es einen oder zwei Akteure, die die Hauptlast tragen. Headcoach Andrea Trinchieri hat ein System implementiert, dass ein Maximum aus dem Talent herausholt. Anders gesagt, jeder kann den Gegner an einem Abend killen.
Die Art und Weise, in der Bamberg den Mitfavoriten aus München mit 3-0 schlug, ist bemerkenswert. Defense und Offense liefen auf höchstem Level. Wenn es drauf ankommt, ist die Bamberger Mannschaft auf nationaler Ebene fast nicht zu bezwingen.
Forever Underdog
Wenn es da nicht eine kleine Stadt gibt, die sich dagegen stellt. Die EWE Baskets Oldenburg besitzen keinen Zaubertrank, lediglich einen Rickey Paulding. Die Identifikationsfigur des Oldenburger Basketballs hat die Donnervögel fast im Alleingang in die BBL-Finals katapultiert. Spiel zwei im Halbfinale gegen ratiopharm ulm war der psychologische Knackpunkt. Oldenburg gewann die Partie trotz 27 Punkten Rückstand. Paulding selbst brachte mit einem irren Buzzerbeater die Verlängerung. Seither spielt Oldenburg kompakter und sicherer. Vor allem aus der Distanz ist der Underdog nicht zu unterschätzen. Im entscheidenden Spiel fünft schenkten sie den Ulmern 12 Dreier bei 25 Versuchen ein. Oldenburg hat sich in die BBL-Finals geballert dank starker individueller Leistungen und einer kollektiven heißen Hand. Wenn die heiß bleibt, wird es eine Serie. Trotzdem gehen die EWE Baskets als Außenseiter auf den Sieg in die Partie bei einer Quote von 8,50. Darin fühlen sich sich allerdings sehr wohl, da sie in Runde eins und zwei der Underdog waren.
Worauf es ankommt in den BBL-Finals
Offense, Rebounds und Ballverluste. Die EWE Baskets werden ihr Heil im Angriff suchen. In der Saison ließen sie knapp 80 Punkte pro Partie zu. Gegen Bayreuth in Runde eins waren es knapp 90 Punkte. Gegen Ulm erlaubten die Oldenburger dann wieder knapp 80. Bamberg auf diesem Niveau zu halten ist utopisch, auch wenn Ulm in dieser Saison das beste Offensiv-Team der Liga stellte.
Gegen den Meister kann es nur mittels Offense funktionieren. Endlose Flammenwerfer aus der Distanz mit einer Priese Isolation über Rickey Paulding. Die EWE Baskets besitzen mehrere Schützen. Unter den Top-4 bei den Treffern und der Quote von jenseits der Dreipunktelinie. Das wird sich auch in den BBL-Finals fortführen.
Mithalten kann Bamberg in jedem Fall. Beide Teams produzieren wenig Turnover. Bei den Assists ist Oldenburg im Playoff-Vergleich Spitze, wird allerdings hart kämpfen müssen, um den Kontrahenten vom Brett fernzuhalten. Verlieren die EWE Baskets den Kampf um den Rebound, wird es schwer. Zudem haben sie die mit Abstand wenigsten Freiwürfe in den Playoffs. Ein Resultat der vielen Würfe aus Mittel- und Weitdistanz. Genau dort wird Bamberg ansetzen.
Mein Tipp
Bei solch klaren Verhältnissen ist der Blick auf die Handicap-Wette am sinnvollsten. Bamberg geht mit einem Handicap von -13,5 in die Partie, bei einer Quote von 1,75. Kann Oldenburg die Partie eng gestalten? Was sie bewiesen, ist der Wille, trotz Rückstand zurückzukommen. Gerade die „Streakiness“ der Oldenburger ist da ein Faktor. Den Rückstand in den verbleibenden Minuten auf 12 zu trimmen ist nicht illusorisch.
Daher mein Tipp für Spiel 1 der BBL-Finals: Oldenburg mit +13,5 bei einer Quote von 1,75.